INTERVIEW: 14:43-Tore – die Zahlen lügen nicht. Der Wedeler TSV hat die schlechteste Abwehr der Oberliga und den harmlosesten Angriff. Der Abstieg droht, interner Ärger zieht auf. Trainer Frank Pagenkopf (49) erläutert, wie er trotz widriger Umstände die Klasse halten will.

Herr Pagenkopf, die Hälfte der Saison ist vorbei, planen Sie schon den Neubeginn in der Landesliga Hammonia?

Frank Pagenkopf: Nein, wieso sollte ich?

Weil Ihr Team mit Abstand Letzter der Oberliga ist und als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt wird…

Pagenkopf: Wissen Sie, es mag Leute geben, die uns den Abstieg bereits jetzt prognostizieren. Aber Prognosen sind so überhaupt nicht mein Ding.

Aber die Tabelle spricht eine deutliche Sprache.

Pagenkopf: Richtig. Ich möchte auch absolut nichts beschönigen. Wir haben die wenigsten Tore der Liga erzielt und mit Abstand die meisten gefangen. Wir stehen zurecht da unten.

Welches ist denn in der Hinserie das größte Manko des Teams gewesen?

Pagenkopf: Uns fehlt einfach die Konstanz über die volle Spielzeit. Das betrifft alle Mannschaftsteile gleichermaßen. Oftmals fangen wir gut an, gehen auch in Führung, leisten es uns dann aber bei zunehmender Spieldauer, gute Tormöglichkeiten einfach liegen zu lassen oder in der Abwehr haarsträubende individuelle Fehler zu begehen.

Das heißt, es fehlt die individuelle Klasse im Team?

Pagenkopf: Das würde ich so pauschal nicht sagen. Was uns fehlt, ist vielmehr die Erfahrung. Wir haben eine der jüngsten Mannschaften der Liga, die Spieler haben teilweise keine Oberligaerfahrung. Vor der Saison mussten wir den Abgang von 20 Spielern verkraften und einen völlig neuen Kader zusammenstellen.

Würden Sie es bejahen, wenn man sagt, die Kaderzusammenstellung war unglücklich?

Pagenkopf: Es ist sicher richtig, dass vieles aus der Not heraus geboren ist. Wenn man kurzfristig einen ganzen Kader zusammenstellen muss und Leistungsträger wie Mümin Mus oder Henrik Boesten das Team verlassen, dann ist das keine einfache Situation. Zu uns kamen ja noch neue Spieler, nachdem die Saison schon nahezu fünf Wochen alt war.

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War es denn schlau, erfahrene, aber schwierige Spieler wie Tamer Dönmez oder Berkan Algan zu holen, anstatt nur auf junge, hungrige Nachwuchskräfte zu setzen?

Pagenkopf: Da wir zu Beginn der Saison eine sehr junge, unerfahrene Elf hatten, war es dringend notwendig, Leute mit Erfahrung hinzuzuholen.

Was bei Tamer Dönmez jedoch schief lief… Er ging kürzlich im Streit. Sind Sie enttäuscht von ihm?

Pagenkopf: Formulieren wir es einmal so: Bei Tamer klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Er ist keine 18 Jahre mehr alt, weshalb ich mir von ihm gewünscht hätte, dass er mehr Führungsqualitäten entwickelt hätte. Es fehlte komplett der Wille und die Einstellung, das hat mich enttäuscht. Aber die Sache ist abgehakt.

Wird Ihnen ein solcher Spieler nun in der Rückrunde fehlen und ist es möglich, dass Sie noch einmal auf dem Wintertransfermarkt aktiv werden?

Pagenkopf: Er wird uns deshalb schon nicht fehlen, da er zuvor ja nicht das gebracht hat, was wir uns von ihm im Vorwege erwartet haben. Und zum Transfermarkt: Im Winter ist es schwer, da ja keine Kracher auf dem Markt sind. Aber ganz klar: Wir werden den Markt sondieren.

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Was aus der Hinserie stimmt Sie denn positiv, dass Sie doch noch die Klasse halten werden?

Pagenkopf: Dass wir vor allem gegen Teams aus dem oberen Tabellendrittel nicht nur gut ausgesehen haben, sondern teilweise eine Halbzeit lang dominant waren. Unser Problem war nur, dass nach einem einzigen Fehler schnell die Köpfe runtergingen und wir am Ende ohne Punkte da standen. Das müssen wir ändern.

Kommen wir noch einmal zu Ihnen persönlich: Gemäß dem Fall, Wedel steigt ab, würden Sie dann Trainer bleiben?

Pagenkopf: Dazu möchte ich jetzt noch nichts sagen. Ich glaube bis zum Schluss an den Klassenerhalt. Alles andere muss mit dem Verein zu gegebener Zeit geklärt werden…

Interview: Dennis Krämer

Linktipp: Die Vereinsseite des Wedeler TSV