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schneppel | kampf, es fehlt kampf

INTERVIEW: 7:0 gegen Sasel, 5:0 gegen Türkiye, aber auch zwei 0:6-Pleiten gegen Billstedt und Rahlstedt – der VfL Lohbrügge ist in dieser Saison so etwas wie die „Wundertüte der Liga“. Im Interview spricht Trainer Sven Schneppel (37) über die Gründe für die Unbeständigkeit seiner Mannschaft und mögliche Auswege aus diesem Dilemma.

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Herr Schneppel, Ihr Team steht derzeit auf Platz fünf und hat nur einen geringen Rückstand auf Platz drei, der theoretisch für den Aufstieg reichen könnte. Zufrieden sein dürften Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf aber dennoch nicht, oder?

Sven Schneppel: Nein, damit bin weder ich als Trainer noch die Mannschaft zufrieden. Die Jungs sind sehr geknickt. Wir haben die Saison gut begonnen, sind aber nach dem 7:0-Sieg gegen Sasel in eine Schwächephase abgerutscht. Was uns fehlt, ist die Konstanz. Die Mannschaft hat auf jeden Fall mehr Potenzial, als sie im Moment zeigt.

Worin liegen die Gründe dafür, dass Ihr Team dieses Potenzial nicht zeigt und sich stattdessen beständig unbeständig präsentiert?

Schneppel: Zum einen sind wir, im Gegensatz zu anderen Mannschaften – wie zum Beispiel dem SC Vier- und Marschlande – nicht so eingespielt. Andererseits muss man sich die Charaktere dieser Mannschaft ansehen. Das sind zum Großteil Leute, die über die spielerische Note kommen. Gehen wir in Führung, dann können die Jungs wie aus einem Guss spielen. Was mir zuletzt gefehlt hat, ist der Aspekt, auch mal von der kämpferischen Seite her zu kommen. Da hat mir bisher eigentlich nur Adam Hamdan gefallen. Aber der ist wegen seines Mittelfußbruchs lange ausgefallen. Uns mangelt es an Biss, an der Konsequenz in den Zweikämpfen. Ich erhoffe mir, dass einige erfahrene Leute wie Marcel Bernstein oder auch Sebastian Sander in der Rückserie mehr Gas geben und ihr Potenzial besser abrufen können.

Schaut man auf die Zahlen, dann fällt auf, dass der VfL mit 35 Gegentoren eine der schlechtesten Abwehrreihen der Liga hat. Fehlt es da an Qualität?

Schneppel: Das ganz sicher nicht. Unsere Abwehr hat die Qualität, in der Spitze der Landesliga mitzumischen. Der Ausfall Hamdans hat uns schwer getroffen. Die Viererkette konnte sich nicht so einspielen, wie sie es gemusst hätte. Ihr trotzdem die Schuld zuzuschreiben, ist zu einfach. Wenn, dann liegt die Zahl der Gegentreffer am Defensivverhalten der gesamten Mannschaft. Die beste Viererkette der Welt kann nichts ausrichten, wenn sie in Unterzahlsituationen gerät.

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Im Angriff dagegen erzielte Marco Braesen 13 von insgesamt 22 Stürmertoren. Ist der VfL im Spiel nach vorne zu leicht auszurechnen?

Schneppel: Das würde ich nicht sagen. Uns fehlt zwar ein zweiter Mann, der ebenfalls eine zweistellige Anzahl an Toren hat, aber dafür verfügen wir über eine große Breite an Torschützen. Allerdings muss man auch sagen, dass Marco inzwischen gut und gerne 20 Treffer erzielt haben könnte, wenn wir die Chancen besser nutzen würden.

Wo und wie wollen Sie den Hebel ansetzen, um den VfL wieder dauerhaft auf die Erfolgsspur zurückzuführen?

Schneppel: Wir müssen es hinbekommen, wieder mit mehr Intensität zu trainieren. Zudem setze ich darauf, dass wir alle Mann fit zur Verfügung haben. Bleiben wir von Ausfällen verschont, dann kommen wir auch wieder in regulärere Bahnen, als die, in denen wir im Moment sind. Wir haben noch einiges im Köcher, davon bin ich überzeugt.

Machen Sie sich dennoch auch Gedanken darüber, in der Winterpause personell nochmal nachzurüsten?

Schneppel: Das will ich nicht ausschließen. Es hängt von der Qualität der Spieler ab, die auf dem Markt sind. Im Grunde habe ich allerdings Vertrauen in die Spieler, die mir zur Verfügung stehen.

Im kommenden Jahr liegen noch zwölf Pflichtspiele vor dem VfL. Auf welchem Rang landet Ihr Team am Saisonende?

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Schneppel: Für uns ist wichtig, dass es uns gelingt, konstant unsere Leistung abzurufen. Es wäre wenig glaubwürdig, wenn ich mich jetzt hinstelle und sage, dass wir am Ende auf dem dritten Platz landen.

Interview: Jan Knötzsch

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Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.