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Acht Trainer in acht Jahren verschlissen. Keine gute Bilanz für den smarten Geschäftsmann und HSV-Boss Bernd Hoffmann. Woran es liegt? An dieser Kernfrage mühen sich selbst die gewieftesten Fachkräfte der schwarz-weiß-blauen Szene ab. Eine Analyse.

Von Pfadfinder Jack

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Als Hoffmann zu Beginn des Jahres 2003 inauguriert wurde, schwang noch der stoische Österreicher Kurt Jara das Zepter. Dieser hatte im Herbst 2001 Frank Pagelsdorf beerbt, der immerhin über vier Jahre im Amt gewesen war. Die letzte Trainerepoche bei den Rothosen, wenn man so will. Es war eine Zeit des Umbruchs, in die der Stadionneubau ebenso fällt, wie ein spektakuläres 4:4 im eigenen Stadion in der Champions League 2000 gegen Juventus Turin.

Doch auch Jara gelang es letztlich nicht, den Traditionsklub dauerhaft an glorreiche Zeiten anknüpfen zu lassen. Ihm folgte Klaus Toppmöller, der erste Coach, den Hoffmann selber installierte.

Freigeist Toppmöller an der Elbe. Für die einen ein Himmelfahrtskommando, für die anderen die Liaison zweier Schwergewichte der Branche. Hier jener Trainermagier, der als einer der ersten Bundesligacoachs schon 1993/94 bei Eintracht Frankfurt erkannt hatte, dass sich psychologische Einfühlsamkeit gepaart mit Taktikexpertise zu einer gelungenen Melange synchronisieren lässt.

Dort jene schlummernde ehemalige Fußballdominanz aus der reichen Hansestadt mit dem bellenden Herzen an der mächtigen Fanbasis. Toppmöller machte früh einen schwerwiegenden Kardinalfehler: Er legte sich mit der mächtigen Gazette mit den vier Buchstaben an. Diesen Machtkampf konnte der mutige Rivenicher nicht gewinnen. Es folgte ein monatelanges Possenspiel, in dem Montag die neue Negativmeldung das verdorbene Spiel des Vorvortages orchestrierte oder andersherum, wie Toppmöller meinte. Er verlor und zog von dannen, im Gepäck den Namen Robert Hoyzer, der ihm im manipulierten DFB-Pokalspiel gegen den damaligen Zweitligisten Paderborn letztlich die Karriere gekostet hatte.

Selbst der „Kicker“, am Ende an der medialen Treibjagd auf Toppmöller beteiligt, entschuldigte sich bei ihm hernach öffentlich von höchster Stelle. Es war, wenn man so will, Hoffmanns erster großer Fehler: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion schmiss man Toppmöller in seiner Wohnung an der illuminierten Elbchaussee raus. Schon vorher hatte Toppmöller kein Wort mehr sagen dürfen, ohne den HSV-Pressesprecher, 30 Jahre jünger als er, an seiner Seite.

Es folgte der Amateurecoach Thomas Doll, einst als Spieler selber eine Vereinsikone. Mit ihm sollte endlich wieder eine Ära eingeleitet werden, es lief sich zunächst gut an. „Dolli“, wie sie ihn hier nannten, gelang es mit seinem treibenden emotionalen Ehrgeiz, eine verwöhnte Millionärstruppe bei der Stange zu halten. Auch an Doll scheiden sich die Geister.

Der einst in die Weltklasse aufgestiegene Mittelfeldstratege weiß, wie man Fußball spielt. In Italien, wo er nach seiner HSV-Zeit für viel Geld gelandet war, eignete er sich zudem die hohe Kunst der Taktikraffinesse an. Zunächst verstand er auch, diese seinen Eleven zu vermitteln. Gleichzeitig arbeiteten im Hintergrund Hoffmann und sein Vorstandskollege, Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, am Umbau der Mannschaft. Transfers wie der von den Niederländern Rafael van der Vaart oder Nigel de Jong wurden realisiert, es bahnte sich eine neue Blütezeit beim HSV an.

Dolls Niedergang war dann eine schleichende Demaskierung seines eigenen intellektuellen Unvermögens.

Im Stile eines Narzisses der Marke Lothar Metthäus schob er sämtliche Fehler von sich weg und verlor peu à peu auch das letzte Fünkchen Renommee. Erst bei der Mannschaft, dann bei den Fans, am Ende selbst bei den nibelungentreuesten Boulevardreportern.

Ganz am Ende auch bei Bernd Hoffmann und seinem alten Kompagnon Beiersdorfer. Legendär sind noch heute Dolls Plattitüden, die er dummdreist sogar noch im Gepäck für Borussia Dortmund hatte, wo er ebenfalls scheitere.

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Ein Zuchtmeister musste her, um Schliff in dieses Kuddelmuddel, das sich längst auf dem Platz widerspiegelte, zu bringen. Beim Aussprechen alleine des Namens Huub Stevens verlangten die meisten HSV-Fans zunächst kokett Schmerzensgeld, egal, Hauptsache er würde, mit welch rigider Mauertaktik auch immer, für einen Tabellenplatz im oberen Segment sorgen.

Er tat genau dies. Irgendwie hatte diese Zweckehe des stahlharten Unwirsches mit dem hyperemotionalisierten Großklub bisweilen sogar einen gewissen Charme versprüht, bis Stevens unter heute noch ominösen Umständen schon im Winter von sich aus seinen Weggang zum Saisonende ankündigte und schließlich nach anderthalb Jahren verschwand (als Begründung wird oft die schwere Erkrankung seiner Ehefrau angeführt, doch heuerte Stevens unmittelbar nach seiner HSV-Zeit bei Red Bull Salzburg an, das doppelt so weit von seiner niederländischen Homebase entfernt ist wie Hamburg).

Beim HSV wurde im Sommer 2008 dennoch gegrinst. Mehr morgen.

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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.