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Marvin Braun: „Die Zweite Liga war meine Liga!“

Fast wäre Marvin Braun in Norwegen gelandet. Und noch faster in Amerika. Nun aber arbeitet der 28-Jährige am Jungfernstieg, studiert ganz wohlerzogen, ist wütend auf Rene Schnitzler und lässt sich (noch) nicht mit Altona 93 verkuppeln. Wir trafen den sausympathischen Hübschling.

Haben Sie Ihre Karriere beendet oder wechseln Sie im Sommer doch noch zu Altona 93?
Marvin Braun: Aktuell würde ich meine Laufbahn für beendet erklären – und da bin ich auch kein Freund von halben Sachen. Deswegen kann ich mir eine Rückkehr auf den Fußballplatz nicht vorstellen. Aber es juckt noch wie Sau. Und klar, es ist schon eine innere Last, dass ich mit Ende 20 nicht mehr kicken kann.

Sie sind ja auch gerade mal 28. Man könnte sagen, im besten Fußballeralter. Und Sie haben vor einigen Monaten beim AFC mittrainiert.
Das stimmt. Und ich hätte auch schon irgendwie Lust gehabt. Nur ganz nüchtern betrachtet: Diese Liga kostet viel Zeit. Ich bin einfach auch zu sehr in meinem Job bei Chantier eingespannt, dazu das Fernstudium, privat möchte man auch noch Dinge machen – da bleibt schlichtweg wenig Zeit für drei Trainingseinheiten in der Woche. Aber gut, einige Dinge sind jetzt geregelter als noch im Sommer. Vielleicht greife ich das Thema nochmal auf. Ich fühle mich ja super.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Oder haben Sie Angst, dass man in der Oberliga als Ex-Profi ordentlich auf die Socken bekommt?
Ganz und gar nicht. Ich habe ja gesehen, das die Jungs von Altona einen gepflegten Ball spielen. Da kann auch ich nicht hingehen und überfliegermäßig mitkicken. Das meine ich ja, die Liga ist im oberen Level nicht ohne.

Wie viel sind Ihnen die drei Minuten Einsatzzeit in der Bundesliga wert? Kann man darauf stolz sein?
Achja, das Spiel gegen Energie Cottbus. Erst gestern habe ich mit einem Freund darüber gesprochen, wie die Wege von vielen doch verlaufen sind. Mein Plan war damals ja auch, 200 Zweitligaspiele zu machen, und dann mal gucken. Die Zweite Liga war ja schon irgendwie meine Liga. Aber es kam dann alles anders. In meinem Fall so gar komplett anders.

St. Pauli, Osnabrück und Wuppertal waren Ihre Stationen.
Und ich bin fast immer in kuriose Situationen geraten. Bei Pauli wurde ich quasi vor die Tür gesetzt. Mein Rückrunde war eher mäßig, mein Vertrag lief aus, die Verträge mit Schnitzler und Brunnemann liefen noch ein Jahr. Tja, blödes Timing. In Osnabrück war die Mannschaft super, ich war euphorisch und wir hätten locker in der Liga bleiben müssen. Nur wir kamen in der Saison einfach nicht in die Gänge. Das war irre seltsam. Und dann hatten wir da ja auch noch den Wettskandal in unseren Reihen.

Sie klingen nicht gerade zufrieden mit Ihrem sportlichen Lebenslauf?
Nein. Ich will da nichts schönreden. Aber genau deswegen sage ich jetzt auch: Lieber einen echten Schnitt machen und sich in andere Dinge einbringen. Ich will mich halt nicht von Vertrag zu Vertrag hangeln und immer wieder hoffen, dass ein Verein mit mir arbeiten möchte. Logisch, du musst schon gut sein. Aber Glück und Timing gehören auch dazu. Ich kenne das Geschäft ja. So läuft es bei ganz vielen Spielern. Klar, mit 28 aufzuhören klingt für viele verrückt. Aber ein toller Job in Hamburg bringt mir mehr, als in der Regionalliga Südwest zu daddeln.

Wie intensiv halten Sie Kontakt zum aktuellen Profi-Kader?
Zu Marcel Eger und Florian Lechner habe ich ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Fabio Morena kenne ich gut. Matze Lehmann kenne ich von früher noch. Ein Ebbers ist ein netter Geselle. Man trifft sich schon häufiger in der Schanze.

Sie arbeiten für die Chantier Marketing GmbH. Welche Aufgaben haben Sie dort?
Wir sind eine kleine, feine und sportaffine Fullserviceagentur und ich bin Gesellschafter und Mitgründer. Unser Bereich geht in die Werbung und Vermarktung. Für Jerome Boateng haben wir unlängst die Homepage gestaltet. Ansonsten kümmern wir uns um Außenauftritte der Sportler. Aktuell haben wir drei Leichtathleten unter Vertrag genommen. Fitmachen für Olympia 2012 ist da unser Anliegen.

  • Marvin Braun studiert den Sportökonom und saß zwei Mal mit Rene Schnitzler am privaten Grillerchen zusammen.

Viele ambitionierte Amateurvereine könnten ebenfalls einen frischen Imageanstrich vertragen.
Keine Frage, das ist ein großes und wichtiges Thema. Und mittelfristig wäre das Beleben eines kleineren Vereins durchaus ein spannendes Aufgabengebiet.

Die Recherche zu Marvin Braun brachte uns relativ schnell zu einem hübschen Foto mit Timo Schultz und Rene Schnitzler. Letzterer ist seit gestern der Mann auf allen Titelblättern. Was ist das für ein Gefühl?
Das ist krass. Wie gesagt, in Osnabrück dachte ich damals schon, dass kann doch nicht wahr sein. Nun platzt die Bombe mit Schnitzler. Ehrlich gesagt, fehlen mir da die Worte.

Haben Sie Mitleid?
Nein. Überhaupt nicht. Ich spüre Wut, aber kein Mitleid.

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Sind unbekannte Profis und Amateurfußballer ab Oberliga aufwärts generell gefährdet? Gerade in den unteren Ligen, wo 5000 Euro eine Menge Geld sind, ist die Versuchung doch groß.
Na ja, wo ist heutzutage noch alles sauber? Ganz gleich in welcher Branche man genauer reinschaut, überall steht der eigene Vorteil im Vordergrund. Gerade wenn viel Geld im Spiel ist. Ein Fußballer, der 2000 Euro im Monat verdient, und dann plötzlich 20.000 oder 100.000 Euro cash einstreichen kann … bei allen Diskussionen die es da gibt, aber irgendeiner wird sich für solche Angebote immer interessieren. Das ist einfach so.

Zum Schluss: Wann geht es zu Altona 93?
Da muss ich mit Thomas Seeliger nochmal telefonieren. Verbleiben wir so: Ich schließe nichts aus. Aber momentan ist die Spielerei in der Oberliga kein Thema.

 

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.