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ehm | das kann ich nicht mehr

Die Ära Bert Ehm und Meiendorf. Es wird sie nicht geben. Sah im Januar noch alles nach einem Engagement des erfolgreichsten Hamburger Trainer an der B 75 aus, ist knapp sechs Wochen später alles passè.

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Pipapustekuchen. Bert Ehm hat abgewunken. Gestern Abend verkündete er den Offiziellen aus Meiendorf seine Entscheidung.

Er wird die Monsteraufgabe nicht angehen. „Die Vorraussetzungen im Januar und nun aktuell klaffen ewig weit auseinander. Ich wollte mit Herzenslust an das Projekt herangehen, sonst hätte ich nicht zugesagt, sondern sofort abgesagt, als die Anfrage kam. Aber so, wie sich die Lage nun entwickelt hat, sehe ich für mich keine Chance.“

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Die Kampfkraft fehlt. Ehm traut sich die meterhohe Hürde „Meiendorfer Umbruch“ nicht zu. „40 Spielergespräche führen, und es ist wahrlich nicht einfach, Spieler raus nach Meiendorf zu lotsen, das hätte mich unendlich Kraft gekostet. Das kann ich nicht mehr“, designiert er ins Telefon.

Zu damaligem Zeitpunkt, um den Jahreswechsel, waren die Vorzeichen eben andere.
Fakt war, dass Bert Ehm unrühmlich bei den Victorianern freigestellt und kurz darauf Meiendorfs Trainer Lutz Göttling als Nachfolger präsentiert wurde. Der nimmt nach der Saison seinen Hut bei Meiendorf und beerbt Ehm an der Hoheluft.

Ehm wurde nur wenig später in Meiendorf vorgestellt. Er wollte sofort wieder anpacken und im Geschäft bleiben. Ähnlich erfolgreich in Meiendorf arbeiten, wie zuletzt beim SC Victoria, war sein klares Ziel. Mit dem Kader sicherlich umsetzbar.

Doch mittlerweile zog ein Spieler nach dem anderen aus Meiendorf weg, der Kader schrumpft nahezu täglich. Bis heute stehen sieben Abgänge fest, dem gegenüber steht keine Zusage, geschweigedenn ein Neuzugang. Auch die Spieler sind verunsichert, können die Lage nur schwer einschätzen und halten sich mit Treuebekenntnissen zurück. Oder gehen vorzeitig von Bord. „Und das dann noch solche Stützen wie Roschlaub, Schumann und Sudbrack wegbrechen, dass brachte mich nun zu meinem Entschluß,“ begründet Ehm seine Absage. Und er schiebt hinterher: „Das Gerüst hat den Verein verlassen und ich habe nicht die Kraft, nun den kompletten Neuaufbau zu gestalten.“

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Ehm wirkt mitgenommen: „Ich bin jeden Morgen mit Magenschmerzen aufgewacht und musste lesen, dass erneut Spieler dem Verein den Rücken kehren. Das hat mich sehr belastet. Ich habe mich wirklich jeden Tag gefragt, wie ich das schaffen soll und habe überlegt, wie es weitergeht. Die letzten Wochen waren hart.“

Ehm weiter: „Eigentlich hatte ich mich total auf die Aufgabe, mit Frank Stolina zusammen zu arbeiten, gefreut, aber wie gesagt, die Umstände damals und jetzt sind eklatant anders.“

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Nun stellt Bert Ehm Meiendorf vor die nächste Prozedur. Spieler gehen, kein Trainer kommt, keine rosigen Aussichten. Die anderen sind nun gefragt. Manager Frank Stolina stellt indes klar: „Es wird sicherlich nicht zum Zerfall kommen, dafür ist Meiendorf eine immer noch zu gute Adresse. Wir müssen nun noch mehr arbeiten, aber das wird mir Spaß machen. Ich gehe die Herausforderung positiv an, das weckt auch Ehrgeiz in mir.“ Man mag es ihm wünschen.

Ob Bert Ehm die Meiendorfer im Stich gelassen hat? Ehm: „Ich habe ein tolles Verhältnis mit Frank, alles verlief und läuft sehr freundschaftlich. Ich habe nie ein Spiel betrieben, wir haben uns stets ausgetauscht und auch, als ich meine Entscheidung mitteilte, lief alles absolut ordentlich ab. Ich wünsche ihm und dem Verein von Herzen Glück, dass schnell wieder alles in geordnete Bahnen läuft. Vielleicht ist es auch besser gewesen, sofort die Reißleine zu ziehen, bevor man anfängt und dann kurz vor der Saison geht. So haben sie noch genug Zeit für die Trainersuche.“

Wie es mit Meiendorf weiter geht? Man darf gespannt sein. Wie es mit Bert Ehm weiter geht? „Ich brauche jetzt erst einmal unbedingt Ruhe. Das war alles unheimlich kräftezehrend.“

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.