In gut zwei Stunden beginnt der Sonntagskracher in der Oberliga. St. Pauli gegen den Bergedorfer. Zum Warmwerden: Jugendfußball aus Schnelsen.

12.01 Uhr
Waren zufällig auf der Ecke. Daher kredenzen wir jetzt: Achtung, ein Insider-Schmankerl: Die A-Jugend von Germania Schnelsen legt in der Aufstiegsrunde gegen den 1. FC Quickborn los. Also nix Sonntagsbraten. Stattdessen Stehkaffee und 15-Jährige.

12.10 Uhr
Einige Zuschauer wundern sich. Ist das nicht AFC-Jurkschat? Ja. Und muss der heute straftickern? Nein. Wir sind gerade im Jugendfieber. Talents to watch und so. Der Insider weiß bescheid.

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2. Minute
Hach herrlich. Darum lieben wir ihn, unseren Freund den Ball. „Gib doch mal ab“-Kommentare von eifrigen Eltern werden über den Platz gebölkt. Sachlich, hilfreich, erinnert an unsere ersten Ballkontakte.

14. Minute
Kollege Semmler macht sich warm, er will jetzt, hier und heute, verpasste Zeiten nachholen und bietet sich als Einwechsler an. Wird aber abgelehnt. Größe passt zwar, aber das Alter. Jaja, das Alter.

18. Minute
Doooooooomenik. Der Schneider. Eine Flanke von rechts köpft der Stürmer am kurzen Pfosten vorbei. Ein Westbrock hätte den gemacht.

29. Minute
Bingbong. 1:0 für die Gastgeber. Hinrichs, eigentlich Innenverteidiger der Quickies, beweist seinen Stürmern wie es gehen kann. Eine Ecke nickt der Teenie ins eigene Netz. Unhaltbar. Und dazu richtig schön gemacht. Leider im falschen Strafraum.

31. Minute
Die Message kam schnell an. Schlüter schiebt auf der Gegenseite zum 1:1 ein. Tews ist machtlos. Wir auch.

32. Minute
Übrigens: Dieser Tews, Jan Philipp mit Vornamen, wird laut Eltern-Gerüchteküche heiß vom großen St. Pauli umworben. Nachvollziehbar. Der Kappi-Mann im Kasten der Schnelsener prügelt jeden Abstoß 300 Meter über den Kunstrasen. Talent eben. Vorsicht Herr Grubba.

42. Minute
Doppelpass am Riekbornweg. Thema nun: Trainer Michael Stegemann. Der bärtige Übungsleiter der Germanen wird heiß diskutiert. Die Eltern sind sich einig: Mein Sohn spielt auf der falschen Position. Wir meinen: Ruhe.

44. Minute
Erster Ballkontakt von Jurkschat. Elegant wird die Kugel mit dem linken Außenrist angehoben und zurück auf das Spielfeld geworfen. Ein artiges „Danke“ der Nummer 5. Gut erzogen der Bursche.

45. Minute
Tews schmettert die nächste Murmel Richtung Fangzaun auf der anderen Seite. Jedes Mal, wenn der Keeper die Pille wegknolzt, knallt ein böllerartiges Geräusch durch Schnelsen. Man zuckt da gar kurz zusammen. Man, EY! Es ist Sonntag. Ruhetag.

Das ist Schnelsens A-Jugend

13.01 Uhr
Auffälligster Mann der ersten Halbzeit. Marc Jarisch. Der Motor der Schnelsener hat gefühlte 407 Ballkontakte. Nuri Sahin in klein quasi.  Freundin Franzi bekommt auf dem Weg in die Kabine Bützchen vom Kapitän. Allrounder halt. Wir holen Glühweinnachschub.

13.06 Uhr
Jan Ketelsen, Trainer der Quickies, macht hier einen auf Alex Ristic und bezirzt den Schiri in der Halbzeitpause. Fehlen nur noch die Bonbons.

47. Minute
Scheint aber auch ohne zu gehen. Quickborn geht in Führung. Torschütze interessiert uns nicht. Wir sind Schnelsen-Fans.

51. Minute
Mal ganz ehrlich, was die Jungs hier für Körper haben, das ist unvorstellbar. Die Sechser auf beiden Seiten haben mehr Waden als Carsten Jancker. Wenn das 93-95’er Jahrgänge sind, dann sind wir… Ja, was sind wir dann?!  Wir begutachten unser Leib und weinen.

60. Minute
1:3. Illmer, weder verwandt noch verschwägert mit dem berühmten Jan Illmer vom SC Sperber (glauben wir zumindest), schiebt lässig aus 16 Metern ein, Tews ist wieder mal chancenlos. Die Germanen wirken nun, als wäre gestern Teenieparty in Wedel gewesen. 15 Euro, all inclusive, Mannschaftsabend.

62. Minute
Walter, einer dieser monströsen Sechser der Gäste, schubst den kleinen Jannick. Voll fies. Teenager außer Rand und Band. Wenn 15-Jährige im Körper eines 30-Jährigen gefangen sind. Schnauze voll, wir gehen die Pässe prüfen.

65. Minute
Würde uns nicht wundern, wenn die Spieler aus Quickiborni alle mit dem eigenen Auto hier sind. Zum Spiel: Es ebbt ab. Zurück zu den Anomalien der Gäste: Weiterhin unfassbar.

71. Minute
Schnelsens Nick Gebauer prüft den Keeper Malinowski. In Robben-Manier zieht er in die Mitte und schließt harmlos ab. Schade. Kurz danach pfeift der Ref Abseits wo kein Abseits sein kann. Die Mütter quieken. Wir beruhigen.

74. Minute
Nrecaj spielt Pingpong mit dem Fußball. Nur ohne Kelle. Dafür aber mit Fuß, Latte, Ball, Schuh, Bein und Köpfchen. Dennoch, kein Tor. Tews war schon geschlagen, denkt den Ball dann aber noch aus dem Tor. Die spektakulärste Szene des Spiels. Nach Jarisch‘ Pausenknutscher für Franzi.

78. Minute
Doooooomenik. Man Schneider! Wieder kommt die kleine Nummer 16 zwei Meter vor dem Tor zum Kopfball, schafft es aber daneben zu köpfen. Wie gesagt, nur Talente hier.

video | das gespräch mit nick und tom

80. Minute
„Oh, is das schön. Das ist doch mal Fußballwetter“, schwärmt Mutti und haucht den Kippenqualm in die Sonne. Poesie, Romantik, der Sonntag mit allem Drumunddranunddrumherum  in seiner ganzen Schönheit. Uns frieren die Pfoten.

87. Minute
2:3! Anschluss Ihab Abou Khalil staubt aus einem Meter ab. Den hätte sogar Domenik gemacht. Sagen wir jetzt mal so waghalsig.

90. Minute
Heißes Finish! Vier Platzverweise in 180 Sekunden. Tom, Nick und zwei Quickes, alle runter wegen Meckern.

Ende. 2:3. Schluss und Aus, Mickeymaus. So wird es weiter gehen: Tews wechselt ins Ausland, die Quickborner müssen zurück ins Labor und wechseln danach allesamt nach Buchholz, Franzi heiratet Marc, Domenik wird nächstes Jahr Torschützenkönig in der Landesliga Hansa und wir werden davon berichten. Wir fahren nun zum Pauli. Oder doch Niendorf gegen Paloma?