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cordi | bingana das frühlingsgefühl

bertrand bingana

Eine Flucht nach Zypern, ein Ruf den keiner braucht und sportliche Tristesse. EGAL! Bertrand Bingana sieht keinen Grund für Pessimismus. Der neue Spielmacher des Wandsbeker Traditionsklubs macht sich und vor allem dem SC Concordia Mut.

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Samstag, 5. März, 15 Uhr
SC Concordia – Buchholz 08

Die Bergedorfer Spieler bedrängen ihn. Sie ahnen, dass er es könnte. Jenen Pass auf die Reise schicken, der zur spielentscheidenden Szene führt. Und tatsächlich. Er trotz der Drucksituation und spielt in der 14. Minute den Tödlichen. Punktgenau rollt der Ball durch die Bergedorfer Abwehrreihen. Schließlich ist es Kevin Franz der das Leder aufnimmt und die Führung für den SC Concordia auf dem Fuß hat. Franz scheitert. Schade für den Mann mit der 10 auf dem Buckel.

Sonntagnachmittag. Es sind die ersten Minuten des Bertrand Bingana in der Hamburger Oberliga. Und gleich mehrmals wirkt der 26-Jährige, der im Winter aus Zypern zurück in die Hansestadt wechselte, wie ein zartwarmer Frühlingstag. Endlich, ja endlich, hatte das oft eisig wirkende Spiel des Abstiegskandidaten etwas Angenehmes zu bieten.

So ein erfrischender Spielertyp, davon sind sie beim Wandsbeker Traditionsklub überzeugt, kann für sie die Rettung sein. Immerhin ist der Verein, der jahrzehntelang zum erlesenen Kreis der Amateurspitze gehörte, in Gefahr. Quasi: Das rotschwarze Abbild des VfB Stuttgart, Schrägstrich Werder Bremen.

Homepage | Bertrand Bingana

„Man hat gesehen, dass wir noch viel Spaß mit ihm haben werden“, lobte sein Trainer Andreas Führer den 90-minütigen Oberligaauftritt. Gleichwohl: Es war gut, aber noch keine Gala. Aber er kann Fußball. Bingana hat das professionelle Kicken von der Pieke auf gelernt.

video: bertrand bingana im gespräch

Als Teenager holt er sich das fußballerische Können beim Hamburger SV und St. Pauli ab, beim VfL Wolfsburg traininert er auch unter Erik Gerets und Profis wie Hans Sarpei und Pablo Thiam üben mit ihm. „Das war die Zeit, da war ich ganz nah dran am Profigeschäft.“ Bingana war 20.

Nun, mit 26, muss der Restart her. Ausgerechnet beim verarmten SC Concordia.

Dort soll er der Punktebringer sein. Und nicht der  „alte“ Bingana. Denn dem Kameruner hängen etliche Erzählungen an, die seine Laufbahn erheblich beeinflusst haben. Diebstahl, Vereinsflucht, krumme Dinger. Es gibt eine Handvoll Geschichten, die auf Binganas Vita wie eine tonnenschwere Last wirken.

„Ich bin kein schwieriger Typ“, verteidigt er sich. Nur „mit 16, 17 war man etwas dumm, hat vielleicht einen Fehler zu viel gemacht.“

Etwa eine Stunde saßen wir am vergangenen Donnerstag mit Bertrand Bingana zusammen. Wir sprachen auch über Zypern. Zwei Mal schleuste ihn sein Können und die eigenen Kontakte in die Zweite Liga zu PAEEK. Auf Vereinskosten lebte er dort in einem Hotel in Nikosia, er genoss das wohlige Leben, fühlte sich wie ein Fastprofi. Das Salär war „sehr okay“.

„Ich würde gerne mal mehrere Jahre bei einem Verein spielen.“ bbingana

Dass er heute wieder im Dress einer Hamburger Mannschaft über die Plätze dribbelt, hat er vor allem dem Ausbleiben des passablen Salärs zu verdanken. Denn das Geld fließt Ende 2010 nicht mehr. Die Folge: Bingana nimmt alte Fährten auf. Isaac Junior Ngole spielt schließlich Mittelsmann und lotst ein blühenden Offensivmann in die Niederungen der Hamburger Oberliga.

Zum Typen: Am Donnerstag ist sein Auftreten erwachsen und gar nicht schurkenhaft. Er scherzt, wirkt gelassen und beinahe müsste man sogar schreiben, dass er Humor hat, der Bertrand,  und ein Kandidat für ein geselliges Feierabendbierchen wäre. Das Problem dabei: Bingana hält nichts von diesen Getränken. „Das bringt nichts. Außerdem bin ich Sportler.“

„Der Traum ist eben noch da“, erzählt er auf der kalten Holzbank im Schanzenpark. Das Hoffen auf einen gut dotierten Vertrag ist weiter exorbitant. Er argumentiert: „Heute bin ich reifer. Ich weiß inzwischen, wie das Geschäft läuft.“

Seine wichtigste Feststellung nach etwa zehn Stationen liest sich indes so: In Deutschland ist nicht allein die fußballerische Qualität entscheidend. Auch die sozialen Qualitäten spülen einen Spieler aus oder in die Stammformation. „Hast du hier ein Problem mit dem Trainer, sitzt du fast sicher draußen. Egal wie gut du als Fußballer bist. In anderen Ländern spielen die Besten. Da sind viel weniger Eitelkeiten im Spiel.“

Man kann ihm solche Sätze glauben, es aber auch lassen. Andreas Führer, Cordis Cheftrainer, glaubt ihm. Denn „der Junge tut uns gut.“ Sportlich und menschlich. In anderen Worten: Bingana ist Cordis Frühlingsgefühl.

Christian Kappler | Wie wird Cordi wieder cool?

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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.