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kranich | btb traf den überflieger

Die Überraschungen vorweg: 2012 kommt das Abitur. Das Praktikum bei einem Wirtschaftsprüfer in der Spitaler Straße ist geschafft. Die wilden Zeiten hat er hinter sich. Marc-Kemo Kranich, 19, Stürmer.

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Die Späher einiger Bundesligisten reisten am Freitagabend nach Oststeinbek. Erzählt man sich. Sie kamen um Marc-Kemo zu sehen. War zu hören. Und Wedels Wunderknabe hatte erneut Großartiges im Angebot. War zu lesen.

Daten: Die Ergebnisse des 26. Spieltags.

Nun wollten wir ihn (UNBEDINGT!) kennenlernen – um eben jene Frage beantworten zu können: Wer ist dieser Kranich, dem in den vergangenen 15 Partien elf Tore gelangen?

Das Gespräch

btb: Was steckt hinter Ihrem Namen Kemo?
Kemo Kranich:
Ich stamme aus Gambia. Dort ist das ein gängiger Name. Ich glaube, es geht so in die Richtung starksein. Aber die genaue Bedeutung ist mir nicht bekannt.

btb: Sie schießen den sicheren Absteiger Wedel gerade im Alleingang von Sieg zu Sieg. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Kranich:
Was soll ich sagen? Vieles hängt mit Berkan Algan zusammen. Er weiß, wie man mit mir umgeht.

btb: … also kann nur er Sie trainieren?
Kranich:
Das bestimmt nicht. Aber er hat sehr viel Erfahrung und findet gerade den richtigen Ton. Und nachdem klar war, dass er Trainer wird, hat er eine besondere Ansage an die Mannschaft gemacht. Als großer Begriff fiel mehrfach das Wort Respekt.

Leistungsdaten Marc-Kemo Kranich auf transfermarkt.de

btb: Dadurch sind Sie ein besserer Spieler geworden?
Kranich:
Das war sicherlich ein Grund. Denn diese ganzen Tumulte um Tamer, die vielen Südländer, die ständige Unruhe im Verein. Das Bild das Wedel nach außen monatelang abgab, war nicht gut. Das schlug sich in den Leistungen nieder. Jetzt gehen wir sehr respektvoll miteinander um, es herrscht Disziplin. Das pusht unsere Leistung.

Beim Reden erweist sich Kranich als wacher und schlagfertiger Gegenüber.

btb: Sie wirken gar nicht arrogant.
Kranich:
Wieso auch? Ich bin anständig.

btb: Was ist mit Starallüren?
Kranich:
Also ich bleibe auf dem Teppich. Man hat es ja oft genug bei anderen Spielern gesehen, was passiert, wenn der Kopf plötzlich durchdreht. Ich nenne da mal Mario Balotelli als bekanntestes Beispiel. Ist doch unfassbar. Über den muss ich jede Woche lachen. Der spielt mit 20 bei den größten Klubs der Welt und versaut sich alles … kann ich nicht verstehen.

btb: Merken Sie, dass der Gegner inzwischen auch anders auf Kemo Kranich reagiert?
Kranich:
Ich kriege jetzt schon mehr auf die Socken als vorher. Das ja. Auch in Oststeinbek war das der Fall. Aber das ist okay. Ich werde mich da sicher nicht beschweren.

btb: Wie kommt ein hochbegabter Spieler wie Sie nach Wedel?
Kranich:
Von der C- bis zum ersten A-Jugendjahr war ich beim SV Eichede, wurde dort auch schon ganz gut gefördert. Dann kam Cordi ins Spiel und Matthias Nagel wollte mich irgendwann mit nach Rahlstedt nehmen. Nur ich wollte unbedingt in der Oberliga spielen. Über Mike Appiah durfte ich dann Wedel mittrainieren. Jetzt bin ich da.

video | so lief das gespräch mit marc-kremo kranich

btb: Erzählen Sie von Ihrer schwierigen Phase. Es lief ja nicht immer so rund.
Kranich:
Als junger Kerl hat man gelegentlich viele andere Sachen im Kopf. Dann häufen sich die Probleme. Familiäre, schulische und Streitereien mit der Freundin. Eben Dinge, mit denen man sich als 17-, 18-Jähriger beschäftigt. Dann faulenzt man häufiger, geht nicht zum Training.

btb: Jetzt ist das Privatleben geregelt?
Kranich:
Absolut. Im nächsten Jahr will ich das Abitur machen. Danach studieren. Meine wilden Zeiten sind vorbei. Ich will jetzt nur noch Fußballspielen.

btb: Dafür reisen Sie regelmäßig von Rahlstedt nach Wedel.
Kranich:
Dabei ist Wedel sicher nicht der schönste Fleck in der Oberliga. Aber ich nehme den Weg gerne auf mich. Außerdem: Zwei, drei andere Jungs aus der Jenfelder Ecke haben das gleiche Problem. Insofern: Das geht schon irgendwie. Wir wollen ja Oberliga spielen.

btb: Werden Sie im Sommer den Verein verlassen.
Kranich:
Davon gehe ich aus.

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btb: Kann man schon sagen wohin die Reise geht?
Kranich:
Nein. Mich zieht es auch nicht zu einem bestimmten Verein. Das Geld wird auch keine Rolle spielen. Ich will nur höher spielen und eine Perspektive. Immerhin gibt es da noch den Traum.

Btb: Ein Profivertrag?
Kranich:
Ja. Das wäre das Größte.

Ein Probetraining in der kommenden Woche beim FC St. Pauli ist bereits terminiert. Nach Algan-Aussagen soll mittlerweile auch der Hamburger SV angefragt haben.

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.