paloma | zwischen schmerz und spaß
Thomas Brucker ist nach der überraschenden Entlassung von Frank Hüllmann der neue, starke Mann beim abstiegsbedrohten Kultklub USC Paloma. Zumindest in den nächsten Tagen. Wir sprachen über seinen Minijob und blicken auf die nebulöse Lage in Barmbek.
Das Ganze ist etwas mehr als nur ein flotter One-Night-Stand. Aber auch viel weniger als eine Affäre. Und trotzdem steckt im Fall Hüllmann-Brucker-Paloma eine Fülle an Gefühlen.
Aber klären wir erstmal auf: Wer ist dieser Thomas Brucker eigentlich? Viele scheinen ihn ja nicht zu kennen …
Oddsetpokal – Die Halbfinals
ETV – Altona 93
17. Mai | 19.30
VW Billstedt – Niendorfer TSV
18. Mai | 18.45 | im Liveticker
Nur an der Brucknerstraße ist sein Name sehr vielen Leuten ein Begriff: Schließlich war er in der Vergangenheit bereits als Coach, Manager und Zweiter Vorsitzender für den Verein im Einsatz. Als „ziemlich intensiv“ beschreibt er den Kontakt zum Verein – und zu Frank Hüllmann. Auch deswegen war er sehr überrascht, als er von der Entlassung hörte. Brucker und der USC – „eine Herzensangelegenheit“, wie er selber formuliert.
Ob es mit der Truppe und Brucker passt, wird sich zeigen, wird vor allem das nächste Spiel zeigen. „Vielleicht geht dann wirklich noch ein Ruck durch die Mannschaft“, sagt ein Spieler. Und schiebt nach: „Aber momentan ist das Gros emotional noch sehr durchgerüttelt.“
Der Staub an der Brucknerstraße ist am vergangenen Samstag eben extrem aufgewirbelt worden. Weil da ein Trainer entlassen wurde, den man eigentlich hätte nie entlassen dürfen. Oder doch?
Es ist dieser Tage schwer, an harte Fakten zu kommen, die erklären, warum der eigentlich beliebte Trainer wenige Spiele vor dem Saisonende gehen musste. Fakt ist nur: Hüllmanns Stil war geprägt von Akribie und von Leidenschaft. Mit Perfektionismus etablierte er Jahr für Jahr ein bisweilen mäßiges Team in Hamburgs höchster Spielklasse. Er übte unaufhörlich am Limit. Das schätzten die Spieler.
Nur in diesem Frühling 2011 hatte der 46-Jährige plötzlich kein ganz astreines Verhältnis mehr zu einem Teil seines Kaders. Und umgekehrt. Aus Barmbek hört man, dass Hüllmann seit Wochen ungewohnt scharf – aber intern – auf sein Team losging. Er sprach einigen Schützlingen die Ligatauglichkeit ab und griff unter anderem mit Retter Protzek ordentlich daneben.
Die Folge: Neben einem bösen Negativlauf gab es erste Risse im vermeintlich brutal-stabilem Gebilde Hüllmannpaloma. Schließlich schwankte die Stimmung im Team zwischen Hülle ja, Abstieg nein.
Sie/Du merken/merkst: Die ganze Geschichte ist ziemlich tricky. Oder undurchschaubar.
Aber ein frisches Hüllmann-Zitat aus dem „Hamburger Abendblatt“ unterstreicht einige der jüngsten Beobachtungen: „Die Spieler sollten sich einmal hinterfragen. Sie haben mit ihren Leistungen dafür gesorgt, dass ein erstklassiges Trainerteam entlassen wurde. Ich bin jemand, der seinen Jungs intern klar sagt, wenn ihm etwas nicht passt. Einige kamen damit nicht klar.“
Immerhin: Die Entscheidung contra Hüllmann war mutig. Und dabei belassen es wir es vorerst.
Nun ruhen die allerletzten Hoffnungen auf den Mann, den viele Spieler nach zwei Trainingseinheiten noch nicht wirklich einschätzen können.
Denn bekannt ist bis jetzt nur, dass Bruckers Stil vor allem eines ist: ruhig. Und trotzdem spricht er im Gespräch mit btb mehrmals von Spaß. Denn der soll umgehend ins Team zurück. Unterhaltungselemente wie Lattenschießen nach den Einheiten sollen dabei helfen. „Der Mannschaft fehlt die Freude. Die Köpfe hängen“, stellte er nämlich schleunigst fest.
Flappsig formuliert er, dass „die Rübe wieder frei sein muss … so wie früher, als die Musik in der Kabine rummste. Zurzeit schauen alle nur auf den Boden und verstecken sich.“
Ginge es nach dem Vorstand, soll Brucker bis zum Saisonende übernehmen und den Laas (Niendorf!) machen. Einfach siegen und die Klasse sichern.
Nur hat Brucker andere, vor allem fußballfreie Pläne. Er sagt erfrischend oft, dass es im Leben mehr als Tore und Punkte gibt und könnte sich einen schnellen Abschied ebenfalls gut vorstellen.
„Wenn sie umgehend einen neuen Trainer präsentieren, wäre mir das durchaus recht“, gesteht er und begründet: „Es geht um die Mannschaft. Viele Spieler haben für nächstes Jahr einen Vertrag unterschrieben. Sie müssen wissen, mit welchem Coach es in die neue Saison geht.“
Sollten wir positiv faziten, müssten wir schreiben: Er wirkt gelassen. Sehr gelassen. Und jenes Charakteristikum ist manchmal auch eine Qualität.
In Meiendorf wird Brucker erneut auf der Bank sitzen. Danach ist die Lage unklar. Die Trainerfindungskommission tagt. Ohne Brucker. Aber mit Daniel Sager. Der 31-Jährige wird derzeit als der Kandidat mit den größten Ambitionen eingestuft. Ein Indiz: Bereits am Montagabend traf man sich zu einem Austausch im Vereinshaus an der Brucknerstraße. Zeitgleich und weniger Meter weiter räumte Frank Hüllmann seinen Arbeitsplatz leer. Nun ja…