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auf forelle mit matthias stuhlmacher

Trainer privat | Niemand hatte seinen Namen auf der Rechnung. Und als der Nachfolger von Lutz Göttling dann feststand, war das Staunen in der Szene immens. Matthias Stuhlmacher wer? Wir trafen den noch unerforschten Trainer beim Fischen. Seiner zweiten großen Leidenschaft.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Ein paarmal im Jahr packt Matthias Stuhlmacher das Angelwerkzeug zusammen. So wie heute. Er nutzt die selten gewordene Freizeit und reist dann meistens alleine an den Kirchwerder Landweg zur Hower Fischzucht.

Dort hat er seine Stellen. Und dort geht er auf Fischfang. Sein Größter: Eine 65 Zentimeter große Forelle, 3,5 Kilogramm schwer. Das war Stuhlmachers härtester Kampf an einem Gewässer. Eine knappe halbe Stunde dauerte das Duell Fisch und Fußballtrainer.

Etwas mehr Zeit verbrachte der 41-Jährige mit der Entscheidungsfindung, ob er das Unternehmen Meiendorfer SV angehen sollte. Schließlich überzeugte ihn nach zweitägiger Bedenkzeit das Projekt an der B 75, „und zur Not wäre ich auch in die Landesliga gegangen,“ sagt er heute inbrünstig.

Seit sieben, acht Wochen ist allerdings klar, dass Matthias Stuhlmacher einen Verein an die Hand bekommt, der Oberliga kann.

Nur was kann eigentlich dieser Stuhlmacher?

Es gibt wenige, die viel über den Hobbyfischer zu erzählen haben. Seine Vita führt dennoch an den Rand des Profifußballs. Als festangestellter Fußballtrainer pendelte Stuhlmacher bis vor einem Jahr täglich nach Kiel. Er war als Co-Trainer an der Seite von Torsten Fröhling verantwortlich für die U 23 und arbeitete im Nachwuchsleistungszentrum unter nahezu paradiesischen Trainingsbedingungen. Stuhlmacher durfte die Zukunft des schwergewichtigen Holstein-Klubs mitgestalten – doch am Ende wurde ein auslaufender Vertrag nicht verlängert. „Das war nicht schön. Aber so läuft das Geschäft.“

Stuhlmachers Art darüber zu reden und den Fußball zu erklären ist, ganz gleich wie sehr es ihn das Thema bewegt, bestimmt von Kontrolle. Von Ruhe. Das breitbrüstige Rauspusten ist nicht sein Ding.

Der erste Eindruck. Stuhlmacher weiß auch übermorgen, was er vorgestern erzählt hat. Er selber würde sich wohl gerne als Konzepttrainer sehen – und vielleicht hat er gar das Zeug dazu. In jedem Fall haut er sich seit Wochen für den MSV ins eben schon erwähnte Zeug.

Vier bis fünf Fußballspiele beobachtet der zweifache Familienvater pro Woche seit seiner Vertragsunterschrift. Und seine Scoutings reichen – anders als bei anderen Fußballtrainern – über die Stadtgrenzen hinaus. „Ich bin gut vernetzt“, sagt er und überrascht. Denn Matthias Stuhlmacher wer?

Wenn man ihn auf den Plätzen trifft, fällt er kaum auf. Er wirbelt nicht nervös mit den Armen und macht auf überwichtig. Seine Verhalten ist kontrolliert, sein Mundwerk ist anständig. Ganz groß: Er lässt seinen Gegenüber stets ausreden, hört sogar zu. Und verbreitet eine angenehme Ruhe.

Vor allem beim Angeln. Auch nach einer knappen und fischlosen Stunde hadert der Fußballtrainer nicht. Dann ist es eben so. „Aber kriegen wir noch schottischen Landregen, dann passiert hier noch einiges.“

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Es ist nur eine Einschätzung. Aber auch hinter der bedächtigen Fassade scheint tatsächlich ein Stuhlmacher zu stecken, der so ist wie er ist, und weniger mit Menschen spielt. Dabei ist Stuhlmacher doch im Außendienst einer Versicherung tätig … wie passt das? Egal.

Dass auch im Frühjahr des turbulenten Meiendorfer Jahres kaum bis wenig Spieler ihre Bereitschaft für die kommende Saison erklärt haben, haut ihn ebenfalls nicht aus der Spur. Während gleich reihenweise Trainer ob der wackeligen Rahmenbedingungen absagten, sagt Stuhlmacher: „Wir werden ein wunderbares Team in Meiendorf auf die Beine stellen“. Dann sinkt er lässig in den Angelstuhl.

Jetzt wirkt er noch entspannter. Und die zuvor bisweilen diplomatische Tonalität des Fußballtrainers und Krawattenträgers schwindet eilig dahin. Mallorca, seine Kinder, Feierabendbier. Prost. Der manchmal auch fade wirkende Versicherungsmacher zeigt seine andere Seite.

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„Wie läuft’s bei euch mit der Seite?“, will Stuhlmacher nun sogar wissen. „Sicher super. Ich bin jedenfalls jeden Tag drauf“, setzt der Bald-Meiendorfer nach. Schlau von ihm. Denn offenbar weiß er, wie zwei Hobbyreporter zu beeinflussen sind. „Ganz gut“, antwortet Blogger Semmler. „Zumindest deutlich besser als ihre Angelei…“

Ein verständnisvolles Grinsen tritt aus seinem Gesicht. Ab jetzt ist Stuhlmacher nicht mehr nur der zugeknöpfte Fußballtrainer, sondern ein Typ zum Biertrinken und Grillen. Doch das Vergnügen Grillen muss warten. Die Forelle biss auch nach zwei Stunden einfach nicht an.

Trainer privat | Das Interview mit Friedhelm Mienert

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.