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Interview | Macht, Mäzene und Motive.

INTERVIEW | Wir trafen den Soziologen Dr. Nils Zurawski und sprachen mit ihm über das Phänomen Mäzene und das Verlangen nach Erfolg im Amateurfußball.

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Herr Zurawski, kommen wir gleich zum Eingemachten. Warum sind Mäzene, trotz der vielen Negativbeispiele so interessant für Vereine?
Voraussetzung ist erst mal, dass es Vereine sind, die sportliche Ziele verfolgen. Gerade beim Fußball ist es natürlich so, dass sobald Ehrgeiz erwacht, man nicht mehr in der Kreis- oder Bezirksliga rumdümpeln will, das Interessse am Geld steigt. Man entscheidet sich dann an einem bestimmten Zeitpunkt für den größeren Weg. Und fortan bestimmt nicht mehr nur der Spaß das Vereinsleben. Da es aber gerade in Hamburg unheimlich schwer ist an Geld zu kommen, da der Werbemarkt flächendeckend abgegrast ist, ist der Mäzen eine Option.

Ohne Mäzen geht es also nicht nach oben?
Ambitionierte Vereine sind auf Kapital angewiesen. Sie brauchen Mittel, um bestimmte Sachen zu erreichen, die allein mit Mitgliederbeiträgen nicht erreicht werden können. Mannschaften kosten Geld, gerade im in der Spitze des Amateurfußballs. Auch die Nachwuchsarbeit verschluckt erhebliche Beträge. Da ist ein Mäzen einfach lecker, um das mal so auszudrücken. Der sagt, ich zahle die Summe X und fertig. Da ist es schwer nein zu sagen,

Wie lässt sich dieses Verlangen soziologisch erklären?
Ein Mäzen ist quasi das Versprechen das System zu wechseln. Das hat damit zu tun, dass Amateursport das eine ist, Profisport das andere. Das sind zwei unterschiedliche Welten, die in ihrer Logik auch unterschiedliche funktionieren. Profifußball ist da eine ganz andere Kategorie. Das Spiel ist das gleiche, der Sport als System ein ganz anderer. Das wollen viele nicht wahrhaben. Und wenn man ambitioniert ist, dann versucht man als Amateurverein das System zu durchbrechen. Vom Amateursport zum Profisport.

Und da gibt es nur diese Einbahnstraße?
Ohne Mäzen wäre es möglich, aber nicht ohne die gehörige Portion Geld. Mit langfrisitgen Sponsorenverträgen, wo man weiß, worauf man sich einlässt, wäre das möglich. Wenn man die Basis also breit streuen kann, dann ist es zu schaffen. Die DFB-Regularien helfen dabei nicht, weil da nur nach ganz viel Geld verlangt wird, wie eine Art Einsatz. Das macht das Planen für viele Vereine schwierig.

Wo sehen Sie die Gefahren im angesprochenen Systemwechsel?
Wenn man das System Amateurfußball auf das System Profifußball aufbläht und dies dann im Zusammenbruch endet, zerfällt oft der Verein, und nicht nur eine Mannschaft. Denn die Vereine gehen oft ein zu hohes Risiko ein, investieren in falsche Kanäle. Weil das sportliche Abenteuer zu verlockend erscheint. Und dann platzt die Blase.

Ist nachhaltiges Arbeiten im Amateurbereich mit einem Mäzen denn überhaupt möglich?
Mäzene sind in der Regel nicht an Nachhaltigkeit interessiert. Die Frage ist da einfach, wie eng ist der Verbund und welche Interessen werden verfolgt. Hat er ein eigenes Interesse, will er Steuern sparen, will er sich wichtigmachen und den kleinen Russen spielen, also ein Oligarch sein? Oder ist er erfolgreich und möchte etwas an andere„zurückgeben“? Im letzteren Fall würde ich Dich die Nachhaltigkeit zumindest nicht ausschließen.

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Eine viel gestellte Frage ist: Warum pumpen Einzelpersonen viel Geld in einen Amateurverein?
Das kann man so pauschal nicht beantworten. Aber ein Motiv ist sicherlich das Mitmischen wollen. Gerade der Fußball ist ein Feld für Egomanen. Gechäfte machen, Titel holen, Aufstiege feiern, damit lässt sich großartig dick auftragen. Zumindest eine gewisse Zeit lang. Ich glaube generell, dass dort viel Profilierungssucht vorhanden ist. Nur die wenigsten Wohltäter sind tatsächlich welche.

Das Interview führte Matthäus Kosik.

Hintergrund: Wenn die Blase platzt.
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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.