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Mienert | Mit "Ooommm" nach oben

In Bergedorf hat Friedhelm Mienert den Ruf als Verrückter. Anderswo auch. 10 Wochen nach dem Aus bei 85 sieht „Miene“ einige Dinge anders. Andere nicht. Ein Interview über Weiterbildung, die Arbeit mit Talenten und warum der Maurer einen Freibrief hatte.

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Friedhelm, scheint, als hätten wir Sie mehr vermisst als umgekehrt. Wochenlang kein Lebenszeichen, Handy aus, keine Email beantwortet. Wir sorgten uns.
Ich hatte zuletzt eine andere Lebensphase. Da mache ich keinen Hehl draus: Mich hat die Geschichte in Bergedorf richtig mitgenommen und ich bin da an meine Grenzen gestoßen, was Frustrationstoleranz angeht. Aber das war ein Prozess, der mich heute glücklich macht.

Wo hätten wir Sie in den letzten Monaten suchen müssen?
In Bremen oder München zum Beispiel. Ich habe mir die Trainingseinheiten von Werder und Bayern angeguckt. Private Weiterbildung quasi. Und in Duisburg beim Länderpokal war ich auch. Das war hochinteressant.

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Jetzt hat Sie der Fußball als Trainer wieder. Erzählen Sie vom anstehenden Abenteuer beim  MTV Treubund.
Ich bin seit gestern Trainer der A-Jugend des Vereins. Die Jungs sind mit einem Punkt Tabellenletzter. Das ist die perfekte Aufgabe für mich.

Erm, warum machen Sie das?
Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass das genau das Richtige ist, um sich weiterzuentwickeln. Das ist eine schwierige Aufgabe, die ich mit etwas mehr Geduld und weniger Feuer meistern will.

Wäre der richtige Schritt nicht ein Etablieren im Herrenbereich gewesen?
Ich habe keinen Karriereplan. Die Aufgabe, die sich jetzt anbietet, die scheint mir optimal. Mir liegt Talentförderung am Herzen. Das bringt mir mehr, als halbseidene Ex-Talente, die keine nötige Einstellung haben zu trainieren. Da habe ich keinen Bock drauf.

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Oh. Ein Schuss nach Bergedorf?
Bergedorf war eine große Lektion für mich. Ich bin da Feuer und Flamme hinmarschiert, habe die Augen zu gemacht, den Helm aufgesetzt und dieser Helm hatte wirklich nur einen kleinen Schlitz zum Gucken. Egal was mir dort begegnete, diese Geschichte war so interessant und ich wollte in die Regionalliga.

Nun also Jugendfußball beim Tabellenletzten. Gab es keine besseren Angebote?
Wie gesagt: Ich habe lange in Lüneburg mit vielen jungen und hungrigen Talenten gearbeitet – und das hat mir viel Freude bereitet. Ich mag die Arbeit mit willigen 15-, 16-, 17-Jährigen. Um die Frage noch zu beantworten: Doch, es gab Gespräche.

Tatsächlich? Haben sich Hamburger Vereine beim verrückten Mienert gemeldet?
Ja. Es gab sehr intensiven Kontakt mit dem ein oder anderen.

Der SC Sperber aus der Landesliga Hammonia sucht eventuell zum Winter einen neuen Trainer.
SC Sperber? Sind das die an der Bahnstation? Die haben einen schönen Rasen. Haben die doch, oder?

Es geht. Aber dafür einen Altersdurchschnitt von 33,7 Jahren. Also eher abgespielt.
Da hätte ich überhaupt kein Problem mit. In Curslack gab es einen 33-jährigen Maurer, der erst zehn Minuten vor Spielbeginn kam. Dem hab ich gesagt: ‚Brauchst deine Hände nicht waschen, geh auf den Acker und mach‘ Tore.‘ Und das hat wunderbar funktioniert. Wichtig ist, dass man etwas vor Augen hat. Wir wollten damals unbedingt aufsteigen und haben das dann auch geschafft. Mit einem alten Maurer, der kurz vor Anpfiff kam.

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Wir könnten Ihre Bewerbung einreichen. Aber Mienert und Landesliga, geht das?
Ich will für die Zukunft keinen Landesligisten ausschließen. Denn mir kommt es nicht auf die Liga an. Es ist eine Frage der Personenbesetzung im Verein. Da bin ich nun sicherlich vorsichtiger.

Deshalb nun Treubund. Klingt nach Harmonie. Viel Erfolg „Miene“!
Danke. Ich werde viele Buddhas, meine Decke für den Schneidersitz und ein lautes „Ooommm“ mitnehmen.

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Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.