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Die Subasic-Troika

Dass der Meiendorfer SV als 13. mit sieben Punkten vor den Abstiegsrängen überwintern kann, ist nicht zuletzt ein Verdienst der Subasic-Brüder. Der eine sorgt für die Treffer, der andere verhindert sie. Wir haben den Jahresgewinnern der Liga mal einen Besuch abgestattet und blieben nicht lange allein. www.facebook.com/blogtrifftball

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Von Matthäus Kosik

Als ich mich im Treppenhaus rauf zu den Subasics arbeite, überlege ich, woher der Name Subasic eigentlich stammt. Serbisch? Kroatisch? Oder doch Dortmund? Ich bin mir nicht sicher. Auf halber Treppenstrecke läuft mir dann noch ein älteres Paar entgegen. Ich denke „haben sie wohl die gesamte Familie rausgeschickt, damit wir in Ruhe reden können“, aber wenig später begrüße ich an der geöffneten Tür Robert Subasic. Wir kennen uns nicht, sein Handschlag ist fest und vor dem Fernseher wartet sein Zwillingsbruder.

Wie es sich gehört, bleiben meine Schuhe und Jacke im Flur zurück. Im Wohnzimmer angekommen fallen mir sofort der mit Fliesen bedeckte Holztisch und die schwarze Sofa-Garnitur auf. „Wie bei meinem osteuropäischen Verwandten“ denke ich und fühle mich an Oberschliesen erinnert. Das Sofa, die hölzerne Schrankwand und die auf der Fensterbank zahlreich platzierten Blumen strahlen eine Gemütlichkeit aus, die mir fast ein heimisches Gefühl verleiht.

Auf dem Flachbildschirm, der am Anfang der Schrankwand wohnt, läuft das 1:1 des BVB gegen die Roten Teufel in Wiederholung. Gabriel und Robert sitzen links von mir auf einem der zwei langen Sofas. Doch wir sind nicht allein. Berislav Subasic. Vater, Förderer und Kritiker in Personalunion, lauscht mit. Dachte ich …

Denn schon beim ersten Mal, als ich nach der Zukunft der beiden 18-Jährigen frage, ist es Papa Berislav, der mich mit einem „Wir wissen es noch nicht“ begnügen möchte. Doch mich stört seine Teilnahme nicht, ist es doch ein Zeugnis für das, was die Subasics als essentiell betrachten: Familie.

Am Anfang sprechen wir über Meiendorf und das sehr gute Verhältnis zum Trainer Matthias Stuhlmacher. Er rede sehr viel mit den Spielern und schenke den beiden viel Vertrauen, so Robert. Stuhlmacher war es ja auch, der die beiden während ihrer bisweilen unglücklichen Zeit bei Concordia Hamburg beobachtete und im Endeffekt an den Meiendorfer Weg locken konnte. Auch weil Concordia den beiden lediglich einen Platz in der zweiten Herren anbieten wollte –  heute sind sie Leistungsträger beim MSV in der Oberliga.

Dass die Meiendorfer die Liga halten können, davon sind beide extrem überzeugt. Das schnelle Umschalten und das gute Kombinationsspiel werden letztendlich ausschlaggebend sein, so Robert auf die Frage, warum Meiendorf am Ende drin bleibt. Aus ihren Sätzen ist kein Kokettieren oder gar die bei jungen Spielern, die unten drin stehen, übliche Angst zu lesen. Das würde auch nicht zu den Subasic-Twins passen. Sie wirken – trotz ihrer Jugend – angenehm selbstbewusst.

Respektvoll und freundlich treten mir beide während des gesamten Gesprächs gegenüber. Ob ich etwas trinken oder essen wolle, fragen sie abwechselnd immer wieder.

Wir springen zum HSV, es wird emotional. „Wenn man gesagt bekommt, man ist nicht gut genug, dann ist man heiß, denen zu zeigen, dass man was kann. Ja, denen zu zeigen, was die verpasst haben.“

Drei Jahre spielte das Brüderpaar beim größten Verein in der Hansestadt, ehe es mit 15 zum SV Eichede gehen musste. Der Stachel der verpassten Karriere sitzt noch tief, denn was mir die Subasic-Brüder dann erzählen, tut besonders meinem sportlichen Gewissen nicht gut und gewährt einen Einblick in ihre Gefühlswelt.

„Nach 18 Uhr essen wir nichts mehr. Und an den Tagen an denen kein Training ist, gehen wir ins Fitness-Studio.“ Zudem Laufen sie zwischendurch immer wieder ihre eigenen Strecken. Nach diesen Statements fängt mein Gewissen sofort an, mich zu nerven. „Wieso schaffst du das nicht? Die machen das doch auch“, sind Sätze, die mir prompt durch den Kopf schießen.

Ich dachte auch oft, Fußball sei das Wichtigste, doch zeigen einem diese 18-Jährigen Burschen, was es heißt, wenn Fußball der Mittelpunkt des Lebens ist. Heute unterstützt Papa Subasic diese Art zu leben, früher wollte er nicht, dass seine Kinder mit Fußball zu viel Zeit verschwenden. Die Schule war wichtiger und so pochte er darauf, dass die Noten stimmten. Als sich Fußball und Schule als kompatibel erwiesen, beruhigte sich auch Berislav.

Heute kann das Familienoberhaupt beobachten wie seine Söhne in gesicherten Ausbildungen das Leben beginnen zu meistern. Robert lässt sich zum Kaufmann für Bürokommunikation ausbilden. Gabriel ist der Groß- und Außenhandelskaufmann.

Der ewig lange und oft noch existente Traum „Profi-Fußball“ ist in diesen Minuten mal ad acta. Robert „Es ist frustrierend zu sehen, dass einige mit denen man früher zusammengespielt hat, jetzt ganz oben sind und man eigentlich dachte, man wäre genau so gut.“ Die Traurigkeit der 18-Jährigen, ich kann sie fast spüren. „Aber wir glauben noch an die Chance, mit Fußball Geld zu verdienen“, und schwupps, ist der Glaube und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurück.

Vertrauen. Das Wort, das immer wieder auftaucht. Matthias Stuhlmacher scheint mit seiner vertrauensvollen Art den richtigen Umgang für die Familienmenschen Subasic gefunden zu haben. Während des Gesprächs wird immer wieder deutlich, welchen Stellenwert die Familie spielt. Die Freunde rekrutieren sich zu großen Teilen aus gleichaltrigen Cousins und die wichtigsten Ansprechpartner sind der Zwillingsbruder und der Vater. Dieser wird indes schon mal in der Halbzeit auf dem Weg in die Kabine zu Rate gezogen.

Ob sich die beiden Brüder nie zoffen, frage ich am Ende des Gesprächs. Alle drei lachen. Geprügelt hätten sie sich schon mal, aber da ging es lediglich um verlorene Fifa-Spiele oder Klamotten, die ohne zu fragen angezogen wurden – beide nutzen den selben Klamottenpool. Blut sei aber nie geflossen und blaue Augen gab es ebenso wenig. Es wäre auch fatal für beide, würden sie sich dauernd in den Haaren liegen. Beide teilen sich in der elterlichen Wohnung ein Zimmer, neben ihnen die elfjährige Schwester, in ihrem eigenen Zimmer.

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„Für Fußball würden wir uns trennen“, sagt Gabriel, während Robert zustimmend nickt. „Doch das muss sich schon lohnen“, ergänzt Gabriel. Der Satz verleitet mich zu der Frage, ob in der nächsten Saison schon der größere Fußball winkt. Die Antwort: Ein komisches Drumherumgerede, aber letztendlich stelle ich fest, dass namhafte Vereine aus dem Norden Interesse an den Jungs haben sollen. Um einen Spielerberater sei man ebenfalls bemüht. „Meiendorf ist im Moment aber das wichtigste“ wirft Robert ein und bremst die Träumereien.

Am Ende kläre ich meine Masterfrage: Woher stammt der Name Subasic? „Kroatien“, sagt Papa Subasic und schiebt hinterher, dass seine Söhne in Deutschland geboren seien und kaum eine Beziehung zu ihrem Heimatland hätten. Dann stecke ich auch schon wieder in meiner Jacke und verabschiede mich nach knapp zwei Stunden von der Subasic-Troika. Tschüss.

Die Subasic-Jungs im Steckbrief
Ein Treffen | Auf Forelle mit Matthias Stuhlmacher.

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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.