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Andre Jütting | Ein Verein renoviert sich

Neu-Vorstand Andre Jütting agiert derzeit vor allem als AFC-Architekt. Der 44-Jährige soll nämlich Hamburgs populärsten Amateurklub renovieren. BLOG-TRIFFT-BALL besuchte ihn in Altona. Im Gepäck: Eine handvoll Themen.

Andre Jütting, am 8. Dezember wurde der Vorstand von Altona 93 mit Ihnen und ingesamt vier neuen Mitgliedern nahezu komplett neu besetzt. Welche Auswirkungen hat dieser große Wechsel?
Ich bin der Meinung, dass diese Wahl für frischen Wind sorgen wird.Altona 93 braucht wieder klare Strukturen und Personen, die vernünftig und mit der nötigen Portion Engagement dem Verein zur Seite stehen. Wir wollen etwas bewegen.

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Sie werfen Ihren Vorgängern schlechte Arbeit vor?
Die Vorstandsarbeit in der Vergangenheit war sicherlich nicht immer optimal. Gerade die Aufarbeitung der Regionalligazeit, dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken, hat sehr viele Ressourcen und Kräfte gebunden. Somit sind aber auch wichtige Dinge auf der Strecke geblieben. Wichtige Themen wie die Jugendarbeit wurden kaum bis gar nicht beachtet. Und genau da müssen wir jetzt ran.

Gibt es eine Prioritätenliste, welche Aufgaben, Bereiche möglichst zeitnah abgearbeitet werden müssen?
Natürlich. In erster Linie geht es jetzt darum, nachhaltige Strukturen zu schaffen. Dafür müssen wir alles im Verein hinterfragen. Wie gesagt, auch die Jugendarbeit beschäftigt uns. So arbeiten wir gerade an Konzepten, wie wir die Arbeit mit den Kindern aus dem Stadtteil und die Betreuung in Schulen mit Altona 93 zusammenbringen können. Wir wollen da Kooperationen schließen. Die Kinder aus unserem Stadtteil wollen wir frühzeitig für Fußball begeistern und an Altona 93 binden.

Dazu sollen Räumlichkeiten auf der AFC-Geschäftsstelle genutzt werden?
Zum Beispiel. Wir reden da von einem Hort.

Mit einem größeren Blick zurück: Welche Fehler sind in der Vergangenheit gemacht worden?
Ich kann nur über die Auswirkungen aus der Regionalligasaison sprechen. Was auch sicherlich Ihr Ansatz ist. Fakt ist, dass man sich damals sehr naiv in das Abenteuer gestürzt und den Kostenaufwand extrem unterschätzt hat. Es gab keine realistische Kalkulation.

Angeblich kostete das Regionalligajahr dem Verein 800.000 Euro.
Diese Summe kann ich nicht bestätigen. Ich kann nur sagen, dass Regionalligafußball viel, sogar sehr viel Geld kostet. Reenald Koch sprach neulich mal von 250.000 Euro pro Spielzeit. Ich sage, für die neue Regionalliga Nord müssen wir mit etwa 400.000 Euro rechnen. Und hier reden wir von einer Saison. Wollen wir uns längerfristig in der Regionalliga etablieren, brauchen wir auch ein nachhaltiges finanzielles Konzept.

Ist Altona 93 finanziell genesen?
Nach meinem Kenntnisstand sind alle Verbindlichkeiten beglichen. Wir gehen zwar immer noch den Weg der Konsolidierung. Aber das große Tal haben wir durchschritten.

Aber kostenaufwändige Transfers überlassen Sie nach wie vor lieber der Konkurrenz.
Wir wollen nur noch Spieler verpflichten, die in unser sportliches Konzept passen und finanzielle Vorstellungen haben, mit denen sich Altona 93 arrangieren kann. Wir reden ja über die 5. Liga. Wir können keine Spieler beschäftigen, die nur Abends zum Training kommen und den Halbprofi machen. Das ist nicht machbar.

Auch die Heimstätte Adolf-Jäger-Kampfbahn ist ein omnipräsentes Gesprächsthema. Wie ist der Stand?
Erstmal sind wir froh, dass mit dem Bau des Sportparks Baurstraße künftig eine moderne Trainingsanlage mit drei Kunstrasenplätzen entstehen wird. Es wird dort sogar ein kleines Kinderstadion geben. Wir sprechen dann von einem Nachwuchszentrum. Aber ich betone auch: Diese Anlage ist kein Ersatz für die Adolf-Jäger-Kampfbahn.

Baubeginn des neuen Sportzentrums an der Baurstraße ist 2013.

Ist es denkbar, dass Altona 93 auch 2015 auf der AJK seine Heimspiele austrägt.
Natürlich ist das denkbar. Erst im Falle eines Aufstiegs, sollten dann nämlich tausende Euro für einen „Stadionumbau“ erforderlich sein, müssen wir uns mit einer Alternative beschäftigen. Zu dieser Thematik gibt es Ende Januar einen Termin beim Norddeutschen Fußballverband. Danach ist endgültig absehbar, ob die neue Regionalliga finanzierbar ist.

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Der Vertrag von Oliver Dittberner und Andree Fincke läuft am Saisonende aus. Wie hoch stehen die Chancen, dass verlängert wird.
Sehr hoch. Wir werden demnächst Gespräche führen und die Verträge sicherlich verlängern.

Das Fanlager fordert nicht, wünscht sich aber Verstärkungen für den Offensivbereich.
Wir wissen um die Defizite im Angriff. Und mit Miche Makome wird uns in den kommenden Wochen auch noch ein wichtiger Spieler fehlen. Das Trainerteam ist in Kontakt mit einigen Spielern und wir werden mit Sicherheit auch noch einen Transfer tätigen. Einen Torjäger kann ich aber nicht versprechen.

Herr Jütting, vielen Dank für dieses Gespräch.

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.