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Dieterich: Ich war nie der Cotrainer-Clown

Nach zuletzt turbulenten Wochen und dem großen Rätselraten um die Besetzung der Cheftrainer-Position in Norderstedt, steht seit heute fest: ein 29-Jähriger soll es richten. Matthias Dieterich ist der neue Taktgeber in Garstedt. BTB-Blogger Jurkschat sprach mit seinem neuen Boss.

Matthias, die Trainerstelle in Norderstedt schien überaus begehrt. Selten brachten sich so viele Trainer selber ins Gespräch. Am Ende des lustigen Gänseblümchenspiels fiel die Wahl auf Dich. Stolz?
Natürlich. Unwahrscheinlich sogar, dass so ein toller und ambitionierter Verein wie Eintracht Norderstedt mir die Chance gibt. Es war mitunter sehr interessant und teilweise auch amüsant, wie viele Leute auf einmal Durst auf einen Kaffee und dringenden Gesprächsbedarf mit Manager Franke hatten. Was aber verständlich ist, schließlich ist Norderstedt mit seinen Rahmenbedingungen eine der interessantesten Adressen Hamburgs.

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Die Zehnte – Der DFBOHWR bringt die Regionalligameldung für Norderstedt!

Letztendlich fiel die Wahl dann doch auf einen, den man kennt – auf Dich. Konntest Du das Zögern der Eintracht-Bosse dennoch nachvollziehen?
Es war nun nicht so, dass ich die ganze Zeit nichts wusste. Es gab ja vorab schon lose Gespräche über alle Eventualitäten. Auch die Möglichkeit, dass ich Trainer werde, wurde diskutiert. Aber es ist doch ganz normal, dass, gerade bei den größeren Namen, die im Gespräch waren, man genau überlegt, welche Lösung passt. So eine Entscheidung bedeutet für den Verein sehr viel Verantwortung. Ich freue mich letztlich natürlich, dass die Wahl und das Vertrauen dann auf mich fiel.

Ist es beunruhigend, wenn in den Medien dauernd andere Namen gehandelt werden?
Selbstverständlich ist man da unruhig. Aber das gehört eben dazu. In diesem Moment ist man normaler Angestellter des Vereins.

Viele sogenannte Experten der Szene trauen dem Frischling Dieterich die Aufgabe Norderstedt nicht zu.
Diesen Experten möchte nur eins sagen: Für mich gibt es nicht jung oder alt, sondern nur gut oder schlecht. Den Weg, den der Verein gehen möchte, den kann ich begleiten, da wir die selbe Philosophie haben.

Erkläre denen da draußen Deine Philosophie.
Ich glaube der Verein hat das Gefühl, dass ich die Jungs erreiche. Somit erhöht sich die Möglichkeit, dass sie mir zutrauen, dass ich die Jungs am Ende aus- und fortbilden kann. Und dann wird man sehen, wie lange die Zusammenarbeit klappt. Mein Ziel ist nicht ein Übergangstrainer zu sein, sondern langfristig etwas aufzubauen. Ich habe das vor, der Verein auch, also werde ich alles daran setzen, dass wir erfolgreich arbeiten. Je mehr Leute mir nichts zutrauen, desto stärker werde ich. Und diese Unbekümmertheit, die ich an den Tag lege, könnte auch mein großer Trumpf werden.

Du bist nun seit drei Wochen der sportliche Zepterschwinger. Was hat sich mit Dir als Cheftrainer geändert?
Wir sprechen mehr miteinander. Wir sind enorm jung und Gespräche sind da nötig, um auch zu sehen, welcher Mensch hinter dem einzelnen Spieler steckt. Und natürlich haben wir aus den schwierigen letzten Wochen auch ein Stück weit den Spaß zurück geholt. Das war wichtig.

Wo liegen die Stärken von Herrn Dieterich?
Persönlich würde ich sagen, dass ich den Menschen immer in den Vordergrund stelle, das ist für mich grundlegend wichtig. Sportlich gesehen bin ich unwahrscheinlich akribisch und gebe immer 100 Prozent. Ich glaube, dass ich diese Mannschaft motivieren und für die bevorstehen Aufgaben besgeistern kann.

Ist Eintracht Norderstedt, ein Verein mit Regionalliga-Ambitionen, der richtige Platz um sich als junger Trainer zu entwickeln?
Natürlich ist Norderstedt ein anderer Schnack, dessen bin ich mir schon bewusst. Aber ich habe in den zwei Jahren Oberliga schon unwahrscheinlich viel gelernt. Und sicherlich auch, dass Fussball ein Tagesgeschäft ist. Aber ich bin Druck aus meiner Berufswelt gewohnt, daher ist das nun nicht soviel Neues. Glaub‘ mir, ich komme damit klar.

Norderstedt trennt sich von Andreas Prohn

Andreas Prohn hat Dich aus Schenefeld nach Norderstedt geholt. Nun machst Du seinen Job. Was ist das für ein Gefühl?
Es ist eine komische Situation. Aber Andreas ist da Profi genug um zu wissen, dass diese gewissen Mechanismen eben immer kommen können. Wir haben darüber gesprochen und er hat mir alles Gute für die Aufgabe gewünscht. Wir telefonieren weiterhin regelmäßig und haben ein tolles Verhältnis.

Woran ist Andreas Prohn gescheitert?
Du hast seine Nummer, frag ihn selbst. Soweit ich das beurteilen darf, hat es absolut nichts mit seiner fachlichen Kompetenz zu tun. Vielleicht lag es an der Kommunikation. Andreas ist eben sehr autoritär. Viele brauchen das, aber manche eben auch mehr Menschlichkeit. Womöglich waren dazwischen dann die Komponenten, die zu der heutigen Summe geführt haben.

Muss man als Cheftrainer anders agieren – im Vergleich zum Co-Trainer?
Die Frage ist, wie man diesen Wechsel ansteuert. Ich habe es als Co-Trainer schon so vorgelebt, dass ich mich als Teil des Trainerteams sehe und auch eigenverantwortlich Gruppen führen durfte und gewisse Verantwortung hatte. Ich war nun nicht der Clown, der für gute Laune sorgen musste. Aber ich glaube generell nicht, dass diese Geschichte erst Co-, dann Interims- und jetzt Chef-Trainer irgendwelche Reibungspunkte bietet. Die Spieler wissen um ihre Grenzen, das taten sie auch vorher schon.

Wohin strebt nun jemand, der mit 29 Jahren Cheftrainer einer Oberligamannschaft ist?
Mir geht es aktuell um die Mannschaft, nicht um die Person Dieterich. Viel wichtiger ist, dass ich diese Mannschaft weiterentwickeln will. Die Chance, die ich jetzt dazu bekomme, ist dann auch eine Riesenmöglichkeit mich selbst weiter zu entwickeln. Ich bin total fussballverrückt. Und ich will im Leistungsbereich arbeiten.

Dabei hattest Du im Winter schon in Norderstedt gekündigt.
Stimmt. Weil ich wieder etwas alleine machen wollte. Ich bin unheimlich dankbar für die lehrreiche Zeit unter Andreas, um dann eben auch zu sehen, wie dieses Geschäft letztendlich funktioniert. Ich habe aber immer betont, dass ich wieder etwas eigenes machen wollte. Dass die Umstände sich dann so schnell wandelten, konnte niemand ahnen.

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Präsident Reenald Koch sprach gestern im TV von Platz eins bis drei im kommenden Jahr. Mit Ljubisavljevic, Ribeau und Kindler verlassen drei Stammkräfte den Verein. Was bedeutet das für die Zielstellung in der kommenden Saison?
Die Abgänge sind bitter, keine Frage. Nun sind wir aber an der Reihe, diese adäquat zu ersetzen. Wir werden aber von unserer Marschroute auf junge Spieler zu setzen nicht abweichen. Fakt ist aber auch, dass diese Jungs erfahrene Spieler um sich brauchen um weiter wachsen zu können. Ich bin davon überzeugt, dass wir nächstes Jahr wieder attraktiven Fussball zeigen werden.

Mit attraktivem Fußball in die Regionalliga?
Klar. Alle im Verein haben dieses Ziel. Nur Du nicht.

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Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.