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Noch 2 Neue: So baut Lotz sein Regio-Team

„Wir tun so, als wären wir weiter in der Oberliga Hamburg, nur mit gewissen Highlights, dass wir alle zwei Wochen in den Bus steigen“, grinst Ronald Lotz, seit sechs Jahren der Workaholic des SC Victoria. Blogger Jurkschat inspizierte „Vicky“ und seinen umtriebigen Manager, der mitten in der Regionalliga-Planung steckt.

Mittwoch Abend, irgendwas bei 20 Uhr muss es gewesen sein. Da setzten zwei weitere Zugänge ihre Unterschriften aufs Vickypapier. David Eybächer und Kutay Keklici ließen sich von Ronald Lotz und dessen Ausbauplänen begeistern und wechseln aus der U 23 des FC St. Pauli an den Lokstedter Steindamm. Beide sind Abwehrspieler.

Schon 90 Minuten vor dem eigentlichen Saisonende hat Lotz also fast eine Handvoll Spieler mit Regionalligapraxis verpflichtet. Zu den Namen kommen wir später …

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Denn erstmal das: Der SC Victoria wagt sich nach fünf Meistertiteln in den vergangenen sechs Jahren den großen Schritt weiter. Denn in gut zehn Wochen spielt das Team von der Hoheluft in der Regionalliga – der vierthöchsten Liga Deutschlands.

Relativ tiefstapelnd kommt der sonst ziemlich selbstbewusste Manager in diesen Tagen daher: “Wenn man die wirtschaftlichen Gegebenheiten ansieht und die Qualität der anderen Kader gegenüber stellt, ist es eigentlich nur realistisch, dass wir mit Abstand Letzter werden.“

Zum Vergleich: Ligaprimus Holstein Kiel
arbeitet mit etwa 2,5 Millionen jährlich.
Vicky kalkuliert mit etwa 250.000 Euro.

Gleichwohl sieht der Ex-Profi – abgesehen von der Finanzkraft  sportlich durchaus Licht statt nur Schatten: „Wir trauen uns zu drei Mannschaften hinter uns zu lassen.“

Auch der Status des Underdogs soll dem Team von Trainer Lutz Göttling helfen. „Jeder erwartet, dass wir Letzter werden. Das ist eine Chance.“

Regionalliga, warum passt es jetzt?

Die Verantwortlichen des Hoheluft-Klubs haben in der Vergangenheit einiges gestemmt:  Mittlerweile steht dem Oberliga-Kader ein Kraftraum, Videoraum und zwei Kunstrasenplätze zum Üben zu Verfügung.

Im Rückblick lacht Lotz heute: „Als ich hier anfing, waren Löcher in den Stutzen und die sahen auch noch unterschiedlich aus.“ Und erklärt die Sache mit der Entwicklung so, wie nur es kann: „Aktuell fahren wir auf der Autobahn und biegen nicht, wie manch anderer Verein, über die Wiesen ab.“

Die aktuelle Planung

Eckpfeiler wie Benny Hoose, Sebastien Mankumbani, Andreas Brück, Nico Patschinski und Roger Stilz haben Verträge bis 2013 oder gar -14. Aus dem aktuellen Kader haben weitere 15 Spieler laufende Verträge. Dazu gesellen sich mit Keeper Fabian Lucassen (TSV Havelse), Mittelfeld-Talent Nils Brüning (Concordia) und Rückkehrer Abdel Abou Khalil (Ingolstadt II) feststehende Zugänge. Seit Mittwoch Abend ist auch hinter den Namen David Eybächer und Kutay Keklici ein Häkchen.

Wer Lotz und Göttling kennt, darf weiterhin mit überraschenden Hochkarätern rechnen.

Die Verträge von Jonah Asante, Jasmin Bajramovic, Florian Ludewig und Jan Vierig laufen aus. Der Verbleib von Mathias Hinzmann (zu hoher Zeitaufwand in der Regio) ist unwahrscheinlich.

Grundsätzlich wolle man, vor allem aufgrund der hohen Wertschätzung und der jahrenlangen Treue, gerade menschlich starke Figuren wie eben Asante, Bajramovic und Ludewig im Verein halten. In welcher Position sei allerdings noch unklar. Aber auch an diesen Stellen schraubt Lotz.

Bleibt Hoose?

„Wenn höherklassig ein Angebot kommt, dann sind wir behilflich. Wir werden nicht im Wege stehen“, sagt Lotz kaum glaubhaft, dass man im Ernstfall tatsächlich den besten Mann ziehen lassen würde. Und beschwichtigt zügig: „Er hat aber auch einen Vertrag und ich glaube nicht, dass Benny überhaupt gewillt wäre uns zu verlassen.“

Wer kommt noch?

Seit der amtlichen Meldung Anfang April haben sich knapp 100 Spieler beworben, dass Telefon klingelt mehrmals stündlich. Die dicken Fische, so Lotz, würden sich aber selten bis gar nicht anbieten.

Ein offenes Geheimnis ist dagegen das Interesse an Milos Ljubisavljevic (Eintracht Norderstedt, 13 Saisontore). „Er war einmal beim Training und dann noch ein zweites Mal, was zeigt, wie sein erstes Training war. Aber es ist noch nichts entschieden.“

Auch der Name Marcel Meyer (USC Paloma) kursiert am Lokstedter Steindamm und wird kommentiert. „Marcel ist ein Kandidat. Wir haben Gespräche geführt. Es wäre allerdings ein Projekt mit einer Sorte anderen Typs.“ Weitere Gespräche sind angedacht.

Zudem beschäftigt sich der Pokalfinalist mit Saisonüberflieger Sven Möller (Curslack-Neuengamme). Und wie es scheint, können sich beide Akteure, Meyer und Möller, Hoffnungen auf einen Kontrakt für die Regionalliga machen.

Die kolpotierte Personalie Boubacar Sanogo verwies der umtriebe Manager allerdings ins Reich der Fabeln.

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Kosten der Regionalliga

Genau antworten wollte Ronald Lotz auf diese Frage nicht und umkurvt: „Nach der Saison können wir letztendlich sagen, was uns die Sache gekostet hat. Wir versuchen günstigst zu handeln.“ Die aktuelle Rechnung lautet, dass der Mehraufwand der Administrative (Reise, Personal, Bionade) geschuldet ist – und nicht dem Kader.

Eine Rechnung die hoffentlich aufgeht.

Auf der zweiten Seite beantwortet Ronald Lotz die User-Fragen:

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.