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HSV: Das Geschäft mit der Raute

Der Hamburger SV ist nach zehn Punkten aus vier Bundesliga-Partien wieder in der Spur und hat sich in der oberen Tabellenhälfte eingefunden. Doch so wie das sportliche Risiko, auch eines Abstiegs, minimiert wurde, haben die Hanseaten das wirtschaftliche trotz guter Vorsätze abermals erhöht. 

Von Martin Sonnleitner

Die Rothosen waren mit einem bescheidenen Kader und einem Sparplan in die Saison gestartet, doch zwangen die anfänglich desaströsen Auftritte die HSV-Führung letztlich doch dazu, viel Geld in die Hand zu nehmen. Wobei die 13 Millionen Euro, die kurz vor Ende der Transferperiode für Rafael van der Vaart ausgegeben wurden, nicht die einzige hohe Summe ist, die als Wechsel auf eine hoffentlich bessere Zukunft investiert wurde.

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So muss alleine ein verzinstes Darlehen von acht Millionen ab 2016 an den Investor Klaus-Michael Kühne zurückgezahlt werden. Dieser hatte den Luxustransfer erst ermöglicht. „Ein Abstieg wäre erheblich teurer“, rechtfertigte HSV-Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow den Deal mit dem kleinen Niederländer.

Sein Kollege Joachim Hilke, im Vorstand für das Marketing zuständig, sagt gar: „Von der Einnahmeseite läuft es bei uns, da sind wir nah dran oder gar in der Champions League.“ Hierbei ist es vor allem auch die Marke HSV, die in vielerlei Hinsicht zu Geld gemacht werden soll. Der Verein ist trotz sportlich trister Jahre nach wie vor eine große Nummer im deutschen Fußball-Business, wie die überregionale Relevanz der 125-Jahresfeier des Bundesliga-Dinos von vorletzter Woche zeigte.

Pünktlich am Jubiläumstag gab es auch den Startschuss für die Fan-Anleihe. Bis zum Jahresende können sich Fans und Sympathisanten die Zertifikate sichern, 12,5 Millionen Euro will der HSV so einnehmen. Die Papiere sind über sieben Jahre festangelegt, ab 2019 müsste der Verein das Geld mit sechs Prozent Zinsen per annum wieder ausschütten. Von dem Geld finanziert werden soll der HSV-Campus. Das neue Trainingszentrum, in dem das HSV-Internat sowie das Nachwuchsleistungszentrum untergebracht werden sollen, entsteht direkt neben der Imtech-Arena im Volkspark. Man sei mit der Organisation des Nachwuchses nicht zufrieden, so Hilke.

Denn der HSV verbrennt schon seit Jahren viel Geld für die Baustelle Nachwuchsarbeit, ohne nennenswerten Nutzen für den Profi-Kader.
Nur bei einer Insolvenz des HSV wäre das Geld der Fan-Anleihe futsch. Doch von dieser scheint der HSV meilenweit entfernt zu sein. Der Präsident des Branchenprimus FC Bayern, Uli Hoeneß, sagte jüngst gar über die Nordkonkurrenz: Wenn einer das Potential hätte, dem FCB auf allen Ebenen Paroli zu bieten, dann der HSV.

„Das liegt an den Voraussetzungen dieses Vereins in einer großen Stadt mit einer unglaublich breiten Unternehmerschaft, einem breiten Mittelstand, großen Firmen und einer hohen Kaufkraft“, listet Hilke einige der Gründe auf. „Das kommt uns kommerziell zu gute und müsste uns auf Dauer voranbringen.“

Doch der sportliche Erfolg hinkt einer gewissen ökonomischen Großspurigkeit seit langer Zeit hinterher. In den vergangenen 29 Jahren haben die Hamburger mit dem DFB-Pokalsieg 1987 nur einen einzigen Titel gewonnen. „Die Marke HSV muss auch ein Stück weit vom sportlichen Erfolg und Misserfolg abgekoppelt sein“, sagt Hilke lapidar.
Sportliche und wirtschaftliche Lebensversicherung ist die Arena. Der HSV vergab einst, um den 70 Millionen Euro teuren Bau zu finanzieren, seine Vermarktungsrechte an den Sportrechtevermarkter Sportfive, bei dem Hilke – seit 2011 im HSV-Vorstand – zuvor als Geschäftsführer tätig war. Ungefähre Einnahmeverluste für den Verein: 10 bis 12 Millionen Euro im Jahr.

Der Vertrag mit Sportfive läuft im Juni 2015 aus, ob die Vermarktung weiterhin in fremde Hände gegeben wird, lässt Hilke offen. Auch das Stadion sollte 2017 abbezahlt sein, so hätte der HSV bis 2015 knapp neun Millionen Euro jährlich aufbringen müssen, in den folgenden zwei Jahren Restverbindlichkeiten. Nun wurde die Stadionfinanzierung abermals bis 2021 gestreckt, „eine kleine Summe“, relativiert Hilke.

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Doch soll diese Verlängerung der Laufzeit im Aufsichtsrat durchaus kontrovers diskutiert worden sein. Auch steht eine Fraktion im Verein dem Vertrag mit Sportfive, der den finanziellen Spielraum des Vereins deutlich einschränkt, skeptisch gegenüber. So sitzt ein ganzer Stab der Vermarktungsexperten direkt in den HSV-Räumen in der Sylvesterallee. Die sehr teuren Logen und Business-Seats werden recht gewinnbringend vermarktet, Hilke wird deshalb nicht müde, zu betonen, wie produktiv die Expertise von Sportfive sei.

Warum diese bei Großdeals wie den mit Hauptsponsor Emirates oder der Expansion auf dem asiatischen Markt vonnöten sein soll, verstehen viele Zweifler im Verein indes nicht. Sportfive hat die Komplettvermarktung von acht Bundesligaklubs übernommen, der FC Bayern macht dies selbstredend eigenständig.

Dem HSV droht dagegen Ungemach wegen eines weiteren Deals der Vereinsführung. So wurde auch der Ticketverkauf zum Teil an einen Fremdanbieter vergeben. „Viagogo wird offizieller Zweitmarkt-Ticket-Partner“, verkündete der HSV nur wenige Tage vor der 125-Jahre-Jubiläumssause auf seiner Homepage. Die Fanseele kocht, Eintrittskarten würden zu Spekulationsobjekten gemacht, Viagogo kann den Preis um 100 Prozent erhöhen, zuzüglich einer üppigen Gebühr. Wie gut, dass es momentan zumindest sportlich beim HSV wieder läuft. Der sicherste Weg, nicht sein Tafelsilber verkaufen zu müssen, wären die Millionen aus einem internationalen Wettbewerb.

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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.