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Rückblick: Vicky floppt, Havelse toppt

Seit Sommer 2012 ist die Regionalliga Nord unsere neue Lieblingsliga. Der Norddeutsche Fussballverband untermauert mit stats und facts, dass BTB mit der Aufnahme der neu gegründeten vierten Liga ins Kontingent den richtigen Riecher hatte. Mal wieder.

 

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

12. Januar 2013 | ab 13 Uhr
Hallencup 2013 in der Alsterdorfer Sporthalle

 

Die neue Regionalliga Nord ist die „Torfabrik“ der höchsten vier Fußball-Spielklassen Deutschlands. In den 163 Partien, die bis zur Winterpause ausgetragen wurden, fielen stattliche 517 Tore – ein Schnitt von 3,17 Treffern pro Spiel. In keiner anderen der ersten vier Ligen fielen mehr Tore, keine andere Spielklasse erreichte die Marke von 3,0 Treffern pro Partie. In der Regionalliga Bayern fielen im Schnitt 2,96 Tore, im Westen 2,93. Erst auf Platz vier folgt die Bundesliga (2,90).

Maßgeblichen Anteil an der „Torflut“ im Norden hatten die beiden Spitzenmannschaften Holstein Kiel (55 Tore) und Hannover 96 II (51). Beide Teams machten im Spitzenspiel zum Abschluss des Jahres die Wintermeisterschaft unter sich aus. Nach dem Kieler 3:2-Erfolg ging sie an die Störche.

Aber auch der BV Cloppenburg bietet seinen Zuschauern jede Menge Treffer – sogar gleich die meisten. Ganze 82 Tore fielen in 18 Partien mit Cloppenburger Beteiligung, wenn auch ein wenig ungünstiger verteilt als bei den Topteams (38:44). Die Quote von 4,55 Toren pro Spiel ist ebenfalls ein Rekord für die ersten vier Klassen.

Dank des Sieges im „Gipfeltreffen“ zum Jahres-Ausklang hat Holstein Kiel (45 Punkte) die Tabellenführung vor Hannover 96 II (42) verteidigt und ausgebaut. Dahinter folgen – bereits mit einigem Abstand – der TSV Havelse (35) und die Reserve des VfL Wolfsburg (33) sowie der Drittliga-Absteiger SV Werder Bremen II (30). Beachtlich: Sechs Aufsteiger belegen die Ränge sechs bis elf.

Die Spitzenposition der Kieler „Störche“ kommt nicht von ungefähr. Der KSV Holstein von Trainer Thorsten Gutzeit hat nicht nur die meisten Tore erzielt (55). Auch die meisten Siege (14), die wenigsten Niederlagen (zwei) und die beste Tordifferenz (+36) gehen auf das Kieler Konto. Die wenigsten Siege landete der Tabellenletzte FC Oberneuland (drei). Gemeinsam mit dem Vorletzten Victoria Hamburg verließen die Bremer Vorstädter auch am häufigsten ohne Punkt den Platz (jeweils elf Niederlagen).

VfB Oldenburg mit den meisten Unentschieden

Den Thron des „Remis-Königs“ darf der VfB Oldenburg besteigen. Der Aufsteiger kam bereits zu sieben Unentschieden. Der VfL Wolfsburg II und der BV Cloppenburg folgen mit jeweils sechs Remis. Mit lediglich zwei Punkteteilungen kamen dagegen der ETSV Weiche Flensburg und der SV Meppen aus.

„Ladehemmung“ zeigten die Stürmer des VfB Lübeck. Die Schleswig-Holsteiner trafen erst zwölf Mal ins Schwarze, weniger als jeder andere Klub der Regionalliga Nord. Immerhin gelangen den Lübeckern trotz der Minimalausbeute aber 18 Punkte, die sie auf den 15. Platz führten. Nachdem das Insolvenzverfahren beim finanziell angeschlagenen VfB Lübeck eröffnet wurde, steht der Verein allerdings bereits jetzt als erster Absteiger fest.

TSV Havelse verfügt über das Defensiv-Bollwerk

Das „Bollwerk“ der Liga steht beim TSV Havelse. Nur 13 Gegentreffer kassierten die Garbsener in ihren 18 Partien. Ob mit Alexander Meyer im Kasten oder – nach dessen Verletzung – mit Ersatz-Schlussmann Markus Straten-Wolf: Die Defensive des TSV stand sicher. Auf Rang zwei der Defensiv-Statistik folgt der VfL Wolfsburg II (nur 14 Gegentore) vor Tabellenführer Holstein Kiel (19).

Krohne und Kadah führen mit jeweils 18 Treffern

Rogier Krohne vom BV Cloppenburg und Deniz Kadah vom Tabellenzweiten Hannover 96 II sind mit einigem Abstand die Top-Torschützen der Liga. Beide erzielten bei 18 Einsätzen in dieser Saison bereits 18 Treffer. Krohne war in 13 der 18 Partien des BVC erfolgreich, fünfmal gelang ihm sogar ein Doppelpack. Deniz Kadah traf zwar „nur“ in elf Begegnungen, dafür war er aber gleich zweimal mit drei Treffern erfolgreich. Mit einigem Abstand belegt Marcel Schied von Holstein Kiel den dritten Platz in der Torjägertabelle (12 Tore).

Das häufigste Ergebnis bis zur Winterpause war ein 2:1 (27 Mal), gefolgt vom 2:0 (21) und 1:0 (20). Von den 517 Toren in 163 Partien fielen 245 in der ersten Halbzeit, 275 Mal „klingelte“ es erst nach der Pause. Elf Mal traf ein Spieler ins eigene Tor. Meistens siegte am Ende der Gastgeber: 71 der 163 Partien gingen an die Hausherren, 58 Mal setzten sich die Gäste durch, 34 Partien endeten mit einem Unentschieden.

BV Cloppenburg auch am torreichsten Spiel beteiligt

Der FC St. Pauli II gab bei den drei höchsten Ergebnissen der Hinserie jeweils den Verlierer. Das Team von Hannover 96 II besiegte die Hamburger mit 7:0 und fuhr damit gleichzeitig den bisher höchsten Sieg ein, Werder Bremen II und Holstein Kiel gewannen jeweils 6:0 gegen die Reserve des Kiez-Klubs.

Das torreichste Spiel aber fand natürlich mit Beteiligung des BV Cloppenburg statt. Beim SC Victoria Hamburg unterlag der BVC nach neun Treffern mit 4:5. Auch bei den torreichsten Unentschieden war Cloppenburg vertreten: Fünf Mal gab es ein 3:3, dreimal davon unter Mithilfe des BVC.

TSV Havelse im eigenen Stadion eine Macht

Die Heimtabelle führt der TSV Havelse mit 23 Punkten an. Nur einmal verloren die Garbsener im heimischen Wilhelm-Langrehr-Stadion (1:2 zum Auftakt gegen den Goslarer SC). Sieben der übrigen zehn Partien gingen an den Gastgeber. Außerdem setzte sich die Mannschaft von Trainer André Breitenreiter vor eigenem Publikum auch noch im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten 1. FC Nürnberg durch (3:2). Erst in der zweiten Runde musste sich Havelse dann dem VfL Bochum 1:3 geschlagen geben.

Nur einen Punkt hinter dem TSV folgt Hannover 96 II (22 Punkte) auf Platz zwei der Heimstatistik. Dritter ist die Reserve des VfL Wolfsburg II (21), die als einzige Mannschaft zu Hause noch ungeschlagen ist. Spitzenreiter Kiel hat daheim zwei Begegnungen weniger absolviert als Havelse und Hannover und rangiert deshalb mit „nur“ 19 Zählern auf dem vierten Rang. Heimschwächste Mannschaft ist der FC Oberneuland mit nur einem Sieg und fünf Punkten aus neun Partien.

Victoria Hamburg auswärts noch sieglos

In der Fremde zeigten sich die Kieler „Störche“ am effektivsten. Mit 26 Punkten führen sie die Auswärtstabelle deutlich vor Verfolger Hannover 96 II (20) und dem Aufsteiger BSV Schwarz-Weiß Rehden (16) an. Als einzige Mannschaft wartet Victoria Hamburg noch auf den ersten Sieg in der Fremde. Die Hamburger holten nur zwei ihrer 15 Zähler auswärts.

Die längsten Siegesserien beanspruchten ebenfalls die beiden Spitzenteams für sich: Holstein Kiel und Hannover 96 II schafften jeweils sieben Siege am Stück. Noch keine zwei Dreier in Folge gelangen dagegen dem BV Cloppenburg, dem FC Oberneuland und der Reserve des Hamburger SV. Bei den meisten Niederlagen in Serie steht Schlusslicht FC Oberneuland einsam an der Spitze. Zwischen September und November verloren die Bremer neun Mal in Folge.

Lange Durststrecke für den FC Oberneuland

Die meisten Begegnungen in Folge ohne Niederlage legte auch der „Wintermeister“ aus Kiel hin. Die „Störche“ kassierten Mitte September beim VfB Oldenburg (0:1) und nur wenige Tage später gegen den SV Wilhelmshaven (0:2) ihre beiden bislang einzigen Niederlagen und sind aktuell seit 13 Partien unbesiegt. Diese Serie können sie im Jahr 2013 also noch weiter ausbauen. Die längste Durststrecke ohne Sieg musste der FC Oberneuland, der zwischenzeitlich zwölf Mal in Folge auf einen Dreier gewartet hatte, überstehen.

Elf Dauerbrenner

Elf Spieler verpassten noch keine einzige Minute in dieser Saison: Karsten Fischer, Nico Lauenstein (beide Goslarer SC), Christian Ceglarek, Michael Wesser (beide BSV Schwarz-Weiß Rehden), Rogier Krohne, Christian Westerveld (beide BV Cloppenburg), Henrik Giese (VfR Neumünster), Tim Hofmann (SV Wilhelmshaven), Matthias Hummel (ETSV Weiche Flensburg), Deniz Tayar (TSV Havelse) und Sebastian Schepers (SV Meppen) standen bisher in jeder Partie ihres Vereins über 90 Minuten auf dem Platz.

Holstein Kiel ist der Zuschauermagnet

Insgesamt fanden bis zur Winterpause 140.078 Zuschauer den Weg in die Stadien der Regionalliga Nord. Das bedeutet einen Schnitt von 859 zahlenden Besuchern pro Partie. Die meisten Zuschauer an einem Spieltag kamen zur Saisoneröffnung am 1. Spieltag in die Arenen (11.912).

Den mit Abstand höchsten Zuschauerschnitt verzeichnet Spitzenreiter Holstein Kiel (3389), zu dessen Heimspielen insgesamt 27.112 Besucher ins Holsteinstadion kamen. Es folgen der SV Meppen (durchschnittlich 1607) der VfB Oldenburg (1574) und der VfB Lübeck (1332). Die wenigsten Zuschauer besuchten die Heimspiele des VfL Wolfsburg II (179) und des Hamburger SV II (217).

Faire Flensburger – Sieben Oldenburger runter

Die Fairplay-Wertung führen derzeit zwei Aufsteiger an. Auf Platz eins rangiert der Neuling ETSV Weiche Flensburg, der ohne jeden Platzverweis und mit lediglich 22 Gelben Karten auskam. Den fairen Flensburgern folgt der BV Cloppenburg, der nur eine Gelbe Karte mehr kassierte. Auch vom TSV Havelse und von Holstein Kiel wurde bisher noch kein Spieler vom Platz gestellt.

Gerade einmal 21 Gelbe Karten kassierte der VfB Oldenburg, der dafür jedoch mit vier Gelb-Roten und drei Roten Karten die meisten Platzverweise hinnehmen musste.

Erneut sechs Punkte Abzug für SV Wilhelmshaven

Die sechs Siege und vier Unentschieden, die der SV Wilhelmshaven bis zur Winterpause eingefahren hatte, würden normalerweise zu 22 Punkten und Platz elf reichen. Allerdings waren die Jadestädter – wie schon in der vergangenen Saison – erneut von einem Abzug von sechs Punkten betroffen und rangieren damit nur auf dem 16. Platz. Der Norddeutsche Fußball-Verband (NFV) hatte als Träger der Regionalliga Nord damit eine Verfügung der FIFA umgesetzt, die mit Schreiben vom 15. August 2012 den DFB zum sofortigen Vollzug dieses Punktabzugs unter Hinweis auf dessen Verpflichtung zur Umsetzung und Vollstreckung von FIFA-Entscheidungen verpflichtet hatte.

Hintergrund dieser Maßnahme ist, dass der SVW eine von der FIFA festgelegte Ausbildungsentschädigung für die Verpflichtung des früheren Wilhelmshavener Spielers Sergio Sagarzazu aus dem Jahr 2007 von 157.000 Euro nicht an die argentinischen Vereine River Plate und Atletico Excursionistas gezahlt hat. Der SV Wilhelmshaven bestreitet die Rechtmäßigkeit dieser Forderung, obwohl sie im Jahr 2009 vom Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) rechtskräftig bestätigt worden war. Der Versuch einer gütlichen Einigung zwischen den Vereinen scheiterte, so dass es zum erneuten Punktabzug kam. Als nächste Strafaktion droht dem SVW sogar die Versetzung in eine tiefere Spielklasse. Sergio Sagarzazu hatte den SV Wilhelmshaven bereits 2008 nach nur wenigen Einsätzen wieder in Richtung Argentinien verlassen.

Köstner rückte auf – Skwierczynski ersetzt Yildirim

Nur zwei Trainerwechsel gab es bisher in der Regionalliga Nord zu verzeichnen. Lorenz-Günther Köstner, bis dahin U 23-Trainer beim VfL Wolfsburg, rückte nach der Entlassung von Felix Magath zur Bundesliga-Mannschaft der „Wölfe“ auf. Für ihn übernahm ein Trainertrio, bestehend aus Rüdiger Ziehl, Dennis Rudel und Robert Lossau. Alle drei hatten zuvor dem Trainerteam von Köstner angehört. Ihre Bilanz ist positiv: Aus sieben Spielen wurden 14 Punkte eingefahren.

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Der VfB Lübeck trennte sich schließlich vor wenigen Tagen vor allem aus wirtschaftlichen Gründen von seinem Trainer Ramazan Yildirim und Sportmanager Ingo Popp. In Abstimmung mit Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus teilte der VfB mit, dass beide im Zuge der sportlichen Neuaufstellung nicht mehr finanzierbar seien. Einen Trainer-Nachfolger hat der VfB mit dem bisherigen U 21-Trainer Denny Skwierczynski bereits präsentiert.

Bei Werder Bremen II wurde bereits ein Trainerwechsel zur kommenden Saison vermeldet: Ab Juli wird Victor Skripnik, derzeit Trainer der U17, auf Thomas Wolter folgen. Letzterer rückt nach elf Jahren als Coach der Reserve zum sportlichen Leiter des Nachwuchsleitungszentrums auf.

(Stefan Freye (sfy))

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.