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Hansa vor Osna: Die Stunde null?

Am Wochenende steigt in der Osnabrücker „Osnatel  Arena“ das mit Spannung erwarte Nordderby. Der Gastgeber empfängt die in schwieriges Fahrwasser manövrierte Hansa-Kogge. Der Aufstiegsaspirant geht hochfavorisiert in die Partie, doch ist auch der Tabellenvierte nicht vollkommen sorgenfrei. BLOG-TRIFFT-BALL nimmt das Nordderby genauer unter die Lupe.

 

Rückblick
Am 29. September, einem verregneten Samstag, kam es zum Hinspiel zwischen dem FC Hansa Rostock und dem VfL Osnabrück. Die Rostocker, beflügelt von einer kleinen Siegesserie, dominierten die erste Halbzeit, hochkarätige Chancen blieben allerdings Mangelware. Die Gäste aus Osnabrück beschränkten sich aufs Verteidigen und hielten die Räume eng. Die zweite Hälfte entwickelte sich zu einem Rostocker Desaster, nach individuellen Patzern brachte der überragende Marcus Piossek die Gäste in Führung. Ein katastrophaler Schnitzer von Hansa Torhüter Jörg Hahnel besiegelte die Niederlage, Osnabrücks Angreifer Grimaldi konnte sein Glück als Torschütze kaum fassen. Führungstorschütze Piossek krönte die herausragende Leistung der Mannschaft von Pele Wollitz in der 2. Halbzeit mit dem Treffer zum 3:0.

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Trends
Der VfL Osnabrück befindet sich in einer kleinen Minikrise. Die letzten vier Spiele verliefen größtenteils enttäuschend. Nachdem hart erkämpften 1:0 Heimsieg über den stark abstiegsbedrohten SV Babelsberg  grüßten die Mannen von Pele Wollitz noch von der Tabellenspitze, verloren aber am darauffolgenden  das Spitzenspiel in Münster deutlich. Gegen Chemnitz sah nicht nur Torhüter Manuel Riemann rot, die Lila-Weißen verspielten in der Schlussphase den sicher geglaubten Sieg. Vor zwei Wochen blamierte sich der Tabellenvierte beim Kellerkind aus Darmstadt bei der 0:1 Niederlage. Auch im Landespokalviertelfinale gegen Havelse standen die kriselnden Osnabrücker vor einer peinlichen Niederlage, setzten sich allerdings knapp mit 6:5 nach Elfmeterschießen durch, zuvor egalisierten der Ungar Nagy und Stürmer Zoller einen 0:2 Rückstand.

Von einer Minikrise vermag in Rostock niemand mehr zu sprechen. In der schwierigen Phase in der sich die Hanseaten befinden hilft bei den meisten Anhänger der Hansa-Kogge nur noch Zweckoptimismus. In den letzten dreizehn Spielen holten die Ostseestädter lediglich sechs Punkte, erzielten dabei mickrige sechs Treffer. Zwar stabilisierte sich die Mannschaft von der Warnow in der Abwehrarbeit, die gravierende Offensivschwäche  bleibt hingegen das größte Problem an der Ostseeküste. Auch der von kühnen Optimisten prognostizierte Aufwärtstrend, die Rostocker holten immerhin 5 Punkte aus den letzten vier Spielen, ist nicht mehr als Augenwischerei. Die Leistungen gegen die direkte Konkurrenz allenfalls  mangelhaft, die Chance sich ein Polster zu erarbeiten, kläglich versäumt. Fast scheint es so, als ob die nominell starke 3.Liga-Mannschaft unter dem ambitionierten Chef-Trainer Marc Fascher das Fußballspielen verlernt hat.

Personalsituation
Beim VfL Osnabrück kehrt mit Timo Staffeld einer der wichtigsten Akteure nach Gelbsperre zurück. Stammtorhüter und Leistungsträger Manuel Riemann fehlt weiterhin aufgrund seiner Notbremse aus dem Chemnitz-Spiel, vertreten wird der Schlussmann vom gebürtigen Rostocker Marcus Rickert, der seine fußballerische Ausbildung zu großen Teilen beim FC Hansa absolvierte. Von großen Verletzungssorgen bleiben die Niedersachsen allerdings verschont. Sehr wahrscheinlich: Eine Rückkehr zum 4-5-1 System, nachdem die Umstrukturierung auf zwei Spitzen nicht von Erfolg gekrönt war. Der zuletzt angeschlagene Simon Zoller ist dabei in Stürmerfrage  favorisiert. Ebenfalls vor einer Rückkehr in die Startelf steht Daniel Nagy, der zuletzt in einer kleinen Formkrise steckte.

Bei den Rostockern fehlen weiterhin die langzeitverletzten Stephan Gusche und Edison Jordanov. Ebenfalls definitiv nicht dabei: Hoffnungsträger Ondrej Smetana, der sich bei seinem Comeback am vergangenen Wochenende erneut am Fuß verletzte. Leonard Haas kehrt nach  Rotsperre zurück und wird vermutlich den zwar stets engagierten und mit Herzblut kämpfenden, aber im Endeffekt hoffnungslos überforderten Franzosen Julien Humbert ersetzen. Ebenfalls eine Alternative für die Position neben dem belgischen Sechser Ken Leemans, ist der aus Nürnberg ausgeliehene Philipp Klement. Bei der Pressekonferenz kündigte Chef-Coach Marc Fascher Veränderungen an, diese werden allerdings nur den offensiven Bereich betreffen. Große Überraschungen, geschweige denn Experimente sind nicht zu erwarten.

Ausblick
Die Favoritenrolle ist trotz Osnabrücker Schwächeperiode klar verteilt. Das famose Comeback beim Pokaldrama in Havelse wird den Gastgebern neues Selbstbewusstsein verschafft haben. Der Druck auf den Tabellenvierten ist allerdings enorm: Im elitären Kreis der Aufstiegsanwärter wird jeder Fehler bestraft, viele davon kann sich die Mannschaft von Kult-Trainer Pele Wollitz nicht mehr leisten. Gegen die zwar zuletzt in der Defensive sicherer wirkenden Gäste könnte dabei die nominell sehr gut besetzte Offensivabteilung das Zünglein an der Waage darstellen.

Bei den Rostockern wird es hingegen höchste Zeit, dass die Mannschaft den vollmündigen Äußerungen ihres Trainers Folge leistet. Unbestritten, das Potenzial ist im Rostocker Kader  durchaus vorhanden.  Den Akteuren fehlt allerdings derzeit jegliches Selbstvertrauen. Ein Sensationssieg in Osnabrück könnte dagegen Wunder wirken, selbst ein glückliches  Unentschieden gegen den Topfavoriten wäre für die Psyche der Spieler Gold wert. Um allerdings etwas Zählbares aus Osnabrück zu entführen, müssen die Rostocker endlich die vorhandene, aber gut versteckte Qualität, im Offensivspiel akzentuieren. Ob Marc Fascher dafür allerdings die notwendigen Schritte einleitet (zum Beispiel den hochveranlagten Alexandre Noel Mendy eine offensivere Rolle zuzuweisen) ist wie bereits formuliert, eher unwahrscheinlich. Dabei geht es für den wortgewandten Cheftrainer der Rostocker allmählich auch um den eigenen Job. Eine Trainerdiskussion wird in Rostock zumindest offiziell nicht geführt, allerdings wird es in Anbetracht der misslichen Lage, zusehends schwerer, den Konzepttrainer Fascher den Rücken zu stärken. Die mögliche „Stunde null“ könnte bei einer Niederlage erste Konturen annehmen.

Voraussichtliche Aufstellung
VfL Osnabrück: Rickert- Bouma (Thomik C),Beermann, Pisot, Krük- Costa, Staffeld-Piossek (Glockner), Nagy, Manno- Zoller
Hansa Rostock: Brinkies- Pelzer C, Trapp, Holst, Mendy- Haas, Leemans-Zimmermann, Plat, Klement (Weilandt) – Adamyan (Quaner)

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Stimmen zum Spiel:
„Absolut. Sonst könnte ich mich ja gleich krank melden. Aber keine Angst: Ich werde immer da sein.“ (Osnabrücks Mittelfeldstratege Timo Staffeld auf die Frage: „Glauben Sie noch an den Aufstieg?“.)

„Wir müssen auch wieder unsere eigene Durchschlagskraft erhöhen. Zwa: haben wir auch in den vergangenen Auswärtsspielen getroffen, aber das war immer nur ein Törchen.“ (Hansa-Coach Marc Fascher)

TV: Live: 14.00, NDR-Fernsehen, Livestream auf  kicker.de, Zusammenfassung: 18.00, ARD
Zuschauerprognose: 11.500

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.