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Hansas 2:3 bei Osna: Die BTB-Analyse

Der VfL Osnabrück ist zurück im Aufstiegsrennen, der FC  Hansa tiefer denn je im Abstiegsstrudel. Trotz einer teilweise kämpferisch herausragenden Leistung, angereichert mit einer ordentlichen Portion Glück, verloren die Hanseaten nach 2:0-Führung mit 2:3. Winterneuzugang Emil Jula besiegelte mit seinem zweiten Treffer in der Nachspielzeit das Schicksal der tapferen Ostseestädter. Wir analysieren.

 

 

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  • Szenen des Spiels

16. Spielminute: 0:1. Die Hanseaten kommen nach spielbestimmender Anfangsphase zum verdienten Führungstreffer. Der französische Rechtsverteidiger Mendy  lässt den Keeper der Gastgeber, Marcus Rickert, beim Elfmeter keine Chance. Vorausgegangen war ein Foul vom Osnabrücker Bouma, der Rostocks Zimmermann auf der Strafraumlinie zu Fall brachte. Knappe, aber korrekte Entscheidung.

32. Spielminute: Die Gastgeber kommen zu ihrer ersten dicken Chance. Rostocks Trapp schläft in der Innenverteidigung und hebt die Abseitsfalle auf. Zoller schießt freistehend vor den zögerlichen Brinkies über das Tor.

53. Spielminute: Der VfL Osnabrück mittlerweile klar spielbestimmend. Eine Ecke von Manno köpft Neumann ans Lattenkreuz.

61. Spielminute:0:2. Aus dem Nichts der zweite Rostocker Treffer. Die agilen Offensivkräfte der Gäste setzen Verteidiger Beermann unter Druck, dieser spielt riskant zurück zu Torhüter Rickert, dieser schlägt ein Luftloch, der Ball kullert ins Tor. Katastrophaler Torhüterfehler

69. Spielminute: 1:2. Der hochverdiente Anschluss. Die Rostocker stellen das Pressing ein und richten sich nach Aufforderung des Trainers in defensiver aus. Manno wird herrlich freigespielt, dessen Flanke verwertet Emil Jula sehenswert per Flugkopfball, Rostocks Trapp zu weit weg.

71. Spielminute: 2:2. Rostocks Defensive desolat, Piossek schießt von der Strafraumgrenze scharf aufs Gästetor, Trapp springt ungeschickt in den Ball. Schiedsrichter Dietz zeigt erneut auf den Punkt. Staffeld souverän, das Spiel wieder ausgeglichen.

Schlussphase: Die Hanseaten kämpfen sich zurück ins Spiel, reißen das Geschehen wieder an sich. Der eingewechselte Michael Blum (82.) verzieht nur knapp, ein Haas-Freistoß (85.)aus aussichtsreicher Position rauscht nur knapp am Tor von Rickert vorbei. Ein weiteres Mal verzieht Haas aus der Distanz (87.), bevor Adamyan (89.) sich im Strafraum durchsetzt aber die Kugel nicht ins Tor unterbringen kann. In der zweiten Minute der Nachspielzeit spielt Osnabrücks Simon Zoller einen Pass in den Lauf von Jula, Trapp sieht erneut schlecht aus und sieht wie der ehemalige Cottbusser  den konsternierten Brinkies überwindet (92).

  • Stars des Spiels

Auf Seiten der Osnabrücker überragte Emil Jula als Energizer von der Bank. Seine Einwechslung brachte die zuvor schon schwammige Gästeabwehr arg in die Bredouille.  Ebenfalls bärenstark: Mittelfeldmotor Timo Staffeld, der nicht nur vom Elfmeterpunkt die Ruhe bewahrte, sondern auch stets bemüht war, die wackelige Defensiv der Gastgeber zu stabilisieren.

Bei Rostock agierte Sechser Ken Leemans überragend. Wie gewohnt zweikampfstark und in der Offensive stets präsent (3 Torschüsse). Der Antreiber des forschen Rostocker Spiels, immer dort zu finden, wo es weh tut. Profitierte von der Rückkehr des spielstarken Haas an seiner Seite. In der 1. Halbzeit ebenfalls stark: Alexandre Noel Mendy, der sein erstes Hansa-Tor erzielte und gemeinsam mit Emil Rilke die rechte Seite in der ersten Halbzeit hervorragend bekleidete. Gewann auch in der 2. Halbzeit viele Zweikämpfe.

Ebenfalls positiv hervorzuheben: Heimtrainer Pele Wollitz, dessen Erscheinung zwar durchaus diskutabel ist, beim dramatischen Ausgang des Spiels zwei große Gesten zeigte. Zum einen ging der Cheftrainer nach dem spielentscheidenden 3:2 direkt zum patzenden Marcus Rickert, anderseits spendete er trotz der Sieges-Euphorie den heroisch kämpfenden Rostockern Trost.

  • Flops des Spiels

Torhüter Rickert patzte ausgerechnet gegen seinen alten Arbeitgeber und Heimatklub schwer. Zeigte sich danach stark verunsichert. Krük in der Offensive engagiert, defensiv teilweise stark überfordert. Bei den Gästen lieferte Trapp einen sportlichen Offenbarungseid ab, destabilisierte dadurch die gesamte Abwehrreihe. Tom Weilandt und Emil Rilke brachen nach guter erster Halbzeit ein und tauchten völlig ab.

  • Analyse

Es war ein Fußballspiel, bei dem Freud und Leid besonders nah beieinander lagen. Nach gut einer Stunde, sahen die Gäste schon wie der sichere und vor allem verdiente Sieger aus. Die  Rostocker überzeugten nicht nur durch eine hohe Einsatzbereitschaft, sie zeigten vor allem auch spielerische Ansätze. Der Ball lief phasenweise wie an einer Schnur gezogen durch die Räume der lange zu passiven Gastgeber, der zweite Ball gehörte fast immer den ganz in Gelb angetretenen Gästen.

Die Gastgeber wachten erst nachdem frühen Rückstand auf, waren sichtbar überrascht von der offensiven Ausrichtung der eher defensiv erwarteten Hanseaten. Zum Ende der ersten Halbzeit kippte das Spiel, doch blieb der Favorit in der Abwehr anfällig. Nur während der Verschnaufpausen der  Rostocker kamen die Osnabrücker zu ernsthaften Abschlussgelegenheiten. Nachdem Geschenk von Marcus Rickert zum 2:0 wendete sich das Blatt zu den Gunsten der Niedersachsen.

Wer den Schlüssel für die Schwächephase der Rostocker finden will, muss nicht lange suchen. Mit dem 2:0 beendeten die Rostock ihre Offensivbemühungen und richteten sich taktisch defensiver aus. Ein Geschenk für den Aufstiegsaspiranten, der nun mehr Zeit hatte seine Angriffe zu inszenieren. Der Ball zirkulierte auf einmal durch die Reihen der Heimmannschaft, Chancen ließen nicht lange auf sich warten. Nach dem hochverdienten 2:2 Ausgleich der Osnabrücker schien die Partie aber erneut zu kippen. Der viel gescholtene Michael Blum initiierte neuen Offensivschwung, das Momentum wechselte erneut die Seiten. Am Ende scheiterten die Ostseestädter wieder an sich selbst. Die Chancen wurden nicht genutzt, hinten stand man sich selbst im Wege. Osnabrück nutzte seine erste Chance nach dem Ausgleichstreffer im Stile einer Spitzenmannschaft, der Sieg war aufgrund des Spielverlaufs keineswegs unverdient, wobei ein Remis das einzig gerechte Ergebnis gewesen wäre. Auch wenn die Niederlage den Rostockern wie ein Nackenschlag vorkommen wird, zeigte das Team von Marc Fascher die mit Abstand beste Leistung der Rückrunde, die Aktion der Fans vom Vortag hatte wohl das Ehrgefühl der Rostock gepackt, die auch individuell zulegten und sich geschlossen präsentierten.

Der VfL Osnabrück klettert mit dem Sieg auf den Relegationsplatz, der FC Hansa Rostock rutscht eine Position auf den 14-Tabellenplatz ab.

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  • Stimmen zum Spiel:

Unglücksrabe Marcus Rickert:Da brauchen wir nicht rumeiern, das war mein Fehler. Ich wollte den Ball schnell mitnehmen, er setzte auf und rutscht durch –ich bin so froh, dass wir trotzdem gewonnen haben.“

Doppeltorschütze Emil Jula: „Ich habe meine Tore gar nicht gesehen, weil ich im Fallen war, als die Bälle ins Netz gingen.“

Hansa Coach Marc Fascher über den Doppeltorschützen: „Wer so einen Unterschiedsspieler nachlegen kann, der ist zu beneiden.“

Foto: YouTube
Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.