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Holstein Women: Die Entscheidung fällt an der Weser

Vor dem letzten Spieltag der 2. Liga der Frauen könnte der Kampf um den Klassenerhalt im Norden kaum spannender sein. Drei Vereine liefern sich ein Fernduell um die nötigen Punkte. Mit dabei: Die Holstein Women, das Frauenfußball-Team von Holstein Kiel. Für die Elf geht es zum letzten Spiel nach Bremen. Ein Herzschlagfinale.

Die Situation ist vor dem letzten Spieltag ist völlig klar, Punkte müssen gegen Bremen eingefahren werden. Sonst droht der Abstieg.

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Dabei könnte ein Zähler schon reichen. Mit 14 Punkten steht der SV BW Hohen Neuendorf direkt vor Kiel auf Rang 10, dem Relegationsplatz. Das Berliner Vorort-Team hat zwar das um fünf Tore bessere Torverhältnis, muss aber noch eine Partie nachholen. Gegen den Tabellenführer BV Cloppenburg, der alle Chancen auf den Aufstieg in die Frauen Bundesliga hat. Vier Punkt beträgt derzeit der Abstand vor Rang drei, dem ärgsten Konkurrenten Herforder SV. Der Tabellenzweite SV Meppen hat für die erste Liga nicht gemeldet. Herford und Cloppenburg machen den Aufstieg unter sich aus – und könnten so über den Abstieg entscheiden.

In einer Liga, in der Ergebnisse wie 0:5, 1:6 und 2:6 keine großen Überraschungen sind, braucht der Tabellenführer ein Sieg beim Zehnten, um den Aufstieg vorzeitig perfekt zu machen und einem Aufstiegsendspiel gegen Herford am letzten Spieltag zu entgehen. Der Vorsprung in der Tordifferenz von Hohen Neuendorf auf Kiel ist daher sehr dünn.

Auch der Dritte im Abstiegskarussell, die zweite Garde von Bundesligist USV Jena, holt ein Spiel nach. Das Team ist mit 16 Punkten bei der zweiten Mannschaft von Frauenfußball-Vorzeigeclub Potsdam zu Gast. Siegen beide Teams, gehen in Kiel die Lichter aus. Doch verlieren Jena und / oder Hohen Neuendorf in den Nachholspielen, kommt es zu einem Fernduell am letzten Spieltag.

Dann empfängt Jena II das Team von Lok Leipzig, Hohen Neuendorf spielt in Potsdam und Kiel fährt nach Bremen. Für Kiel geht es um viel: Die Etablierung des Frauenfußballs im Norden, den Ruf als bestes Frauenteam zwischen den Meeren, die Bestätigung der langjährigen Arbeit.

Christian Fischer hat den Frauenfußball in Kiel 2010 am Abgrund übernommen: Ohne Sportstätte und in höchster Abstiegsnot aus der 2. Bundesliga. Der Abstieg konnte zwar nicht mehr verhindert werden, bedeutete aber auch einen Neuanfang in der Regionalliga. In einer Doppelfunktion aus Abteilungsleiter und Cheftrainer verjüngte er den Kader deutlich, tauschte quasi die ganze Belegschaft hinter dem Team und die maroden Strukturen aus und installierte einen neuen Trainerstab, Physiotherapeuten und Betreuer.

Mit der Kieler „Waldwiese“ fand er einen Austragungsort für die Heimspiele und konnte den Women so den Status der Heimatlosigkeit abnehmen. Fischer hat das Team zum direkten Wideraufstieg geführt und zum zweitjüngsten der Liga (Durchschnitt: 21,3 Jahre) gemacht.

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Das ambitionierte Experiment trägt mit mehreren U-Nationalspielerinnen erste Früchte. Die Einstellung, die Strukturen, die Ruhe im Verein. All das stimmt in Kiel. Doch gegen Werder muss für die Relegation mindestens ein Punkt her. Sonst spielt Kiel nächstes Jahr gegen Henstedt-Ulzburg anstatt gegen Turbine Potsdam. Keinen Ball herschenken: Die Holstein Women wollen die Liga halten.

Trotz der engen Lage ist der Trainer die Ruhe in Person. „Wir werden die Klasse halten!“, ist sein Statement zur Situation vor dem Saisonfinale. Für den Frauenfußball im Norden und besonders in Kiel wäre das wichtig.

Alle Begegnungen des letzten Spieltages:
Magdeburger FFC – 1. FC Lübars
FFC Oldesloe – SV Meppen 1912
Turbine Potsdam II – SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf
Herforder SV – BV Cloppenburg
Werder Bremen – Holstein Kiel
FF USV Jena II – 1. FC Lok Leipzig

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Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.