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TSV Havelse: Der Fluch der guten Taten

Am kommenden Samstag will der TSV Havelse im Spiel um Platz eins der Regionalliga Nord gegen Holstein Kiel seine letzte Chance auf einen Relegationsplatz für die 3. Liga wahren. Auch wenn nur ein vom Fußballgott höchstpersönlich inszeniertes Fußballwunder noch die Meisterschaft bescheren kann, ist die aktuelle Saison schon jetzt eine Erfolgsgeschichte. Dass ausgerechnet jetzt Trainer André Breitenreiter den Verein verlässt, schmälert die Aussicht auch in Zukunft ähnlich erfolgreich zu arbeiten.

 

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Von Matthias Friede

Garbsen bei Hannover, die Heimat des TSV Havelse, steht nicht unbedingt für Fußballfeinkost auf der deutschen Fußballkarte. Doch sorgte der TSV in dieser Saison bereits für überregionales Aufhorchen, als man im heimischen Wilhelm-Langrehr-Stadion den 1 FC Nürnberg mit 3:2 nach Verlängerung aus dem Pokal schoss. Auch im Ligabetrieb lief es besser als gedacht, nach einem verpatzten Saisonstart schlich sich die TSG in der Tabelle immer weiter nach oben, sodass sie am kommenden Wochenende – zwar mit geringer Chance – aber immerhin noch mit einer Chance, die Meisterschaft der Regionalliga Nord einfahren kann. Doch ob auch in der nächsten Saison mit einem ähnlichen Erfolg gerechnet werden kann, ist mehr als fraglich. Zu sehr scheint der sportliche Erfolg des Vereins mit dem Namen André Breitenreiter verbunden zu sein.

Als André Breitenreiter am 2. Januar Trainer von der TSV Havelse wurde, stand es sportlich nicht besonders gut um den Verein. Der Club hatte lediglich 14 Punkte in der Hinrunde der Saison 10/11 in der Regionalliga Nord eingespielt. In der Rückrunde konnte Breitenreiter die Mannschaft zwar nur noch auf den 15. Tabellenplatz führen – der den Abstieg bedeutet hätte – doch als der DFB der TUS Koblenz doch noch die Lizenz für die Regionalliga Südwest erteilte, war im Norden für die TSV Havelse wieder ein Platz frei.

Schon in der Rückrunde 2010/11 wurde deutlich, dass Breitenreiter der richtige Mann am richtigen Ort war. Unter seiner Regie sammelten die Garbsener 21 Punkte. In der nächsten Saison bestätigte der TSV den Aufwärtstrend und schloss als 5. der Regionalliga Nord ab. Dass der Verein in dieser Saison sogar bis zum letzten Spieltag um die Meisterschaft im Norden mitspielt, hätten wohl nur ganz tollkühne Regionalliga-Nord-Experten vorausgesagt und verdeutlicht die besondere Leistung des Trainers und seiner Mannschaft. Zwar ist diese Entwicklung eine großartige Geschichte, doch birgt die Zentralisierung auf André Breitenreiter die Gefahr eines erneuten sportlichen Abrutschens, denn das Erfolgsrezept des Vereins scheint sehr von Breitenreiter abhängig zu sein.

Das Erfolgsrezept des TSV Havelse

Das Zauberwort heißt Regionalität. Von 12 Neuzugängen in dieser Saison kamen – bis auf die Torhüter Engelhardt und Meier- aus der Region Hannover. Mit Vorliebe verpflichten die Garbsener Spieler, die schon einmal bei Hannover 96 in Lohn und Brot standen. Dass die Kontakte von André Breitenreiter zu Hannover 96 bei den Transfers nicht hinderlich waren, darf ruhig gemutmaßt werden. Wenn man, wie der TSV Havelse, auf noch junge Spieler setzt, dann bedarf es jedoch einen Trainer zu dem die Jungs aufschauen. Genau das stellte André Breitenreiter dar. Als ehemaliger Profi mit 40 Treffern in 223 Bundesliga- und Zweitligaspielen steht einer in Garbsen an der Seitenlinie, der auf geballte Fußballerfahrung zurückblicken kann. Sein Fundus an Erfahrung ließ ihn beim TSV Havelse auch gleich die richtigen Stellschrauben ziehen. Als es sportlich schlecht um den Verein stand, legte er besonderen Wert auf das kollektive Verteidigen.

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Die Defensive ist der Schlüssel zum Erfolg

Wenn es um Abwehrarbeit geht, dann ist die TSV Havelse schon jetzt Spitzenreiter der Regionalliga Nord. In 31 Spielen bekam das Team aus Garbsen nur 20 Gegentore. Bereits im November des letzten Jahres äußerte sich André Breitenreiter im BLOG-TRIFFT-BALL-Interview zu der starken Defensivarbeit seiner Mannschaft: „Eigentlich haben wir in der Vorbereitung der Defensive weniger Beachtung geschenkt. Ich habe nach meiner Amtsübernahme im Januar 2011 großen Wert darauf gelegt, dass sich das Defensivverhalten der Mannschaft, vor allem die Arbeit gegen den Ball, verbessert.

Ob mit Chancen auf den Aufstieg in Liga drei oder ohne, die Verantwortlichen des TSV Havelse stehen bei der Suche nach einem adäquaten Ersatz für André Breitenreiter vor einer Herkulesaufgabe. Über die Motive seines Abgangs beim TSV Havelse sagte der ehrgeizige Trainer André Breitenreiter der HAZ, dass „der sportliche Erfolg weit über die Rahmenbedingungen hinausgeht, ist es schwer, in Havelse den nächsten Schritt zu machen.“

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.