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Hansa: BTB macht den Torhüter-Check

Wer wird die Nummer 1 an der Ostseeküste? Eine komplexe Frage, die wahrscheinlich erst in drei Wochen beantwortet sein wird. Nach dem Abgang von Stammtorhüter Kevin Müller konkurrieren Johannes Brinkies, Jörg Hahnel und U-19 Torhüter Fabian Künnemann um den begehrten Posten. BLOG-TRIFFT-BALL checkt die Lage zwischen den Pfosten.

Foto: Claudia Schmidt

» Johannes Brinkies, 20 Jahre, 10 Profieinsätze «

Dabei werden dem 20-jährigen Johannes Brinkies die größten Chancen eingeräumt. Der in Grevesmühlen geborene Schlussmann, der in seine dritte Saison als Profi geht, absolvierte dabei bereits die nötigen Reifeprozesse. Als Nummer 3 schnupperte der beidfüßige Keeper bereits Zweitligaluft, im letzten  Jahr fungierte Brinkies überwiegend als Ersatzmann für Kevin Müller. Dabei kam der mit dem Spitznamen „Pommes“ versehene Torwart auf zehn Einsätze. Statistisch konnte das bullige Talent dabei absolut überzeugen, denn in sechs von zehn Spielen stand am Ende die Null. Als Kevin Müller in der Rückrunde zusehends unglücklich agierte, entschied sich Ex-Trainer Marc Fascher überraschend für seinen Youngster und nicht für den Routinier Jörg Hahnel. Zuvor hatten fast alle Experten einen Hahnel-Einsatz prognostiziert. Dabei ließ sich Brinkies zusehends von der Unsicherheit seiner  Vorderleute anstecken, parierte aber auf der Linie weiterhin hochwertig. Die Strafraumbeherrschung und das Spiel mit dem Ball muss der Mecklenburger aber noch verbessern. Wobei ersteres aufgrund seiner physischen Konstitution kein Problem darstellen sollte. Nummer-1-Wahrscheinlichkeit: Hoch!

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» Jörg Hahnel, 31 Jahre, 149 Profieinsätze «

Der Routinier aus dem Erzgebirge, der es in seiner langen hanseatischen Vita auf sechs Bundesliga-Spiele bringt, war immer nahe dran, konnte sich aber seit der Aufstiegssaison nicht entscheidend durchsetzen. Im Konkurrenzkampf mit dem jungen Kevin Müller, der nun nach Stuttgart wechselt, fehlten „Jockel“ nur Nuancen. Für den ehrgeizigen Sachsen keinesfalls eine einfache Situation, mit der er sich sichtbar schwer tat. Gerade zu Beginn der damaligen Zweitliga-Saison erwies sich Hahnel als sichtlich angefressener Verlierer, welches sich spürbar auf seine Reputation innerhalb der Anhängerschaft auswirkte. Dabei ist Hahnel ein Keeper der Extreme. Gegen Osnabrück patzte er schwer und entschied die Partie  somit früh zu Gunsten der Gäste, eine Woche später, erneut zum Ersatzmann degradiert, rettete er als eingewechselter Torhüter fulminant den 1:0 Sieg gegen Bielefeld. Der mit Abstand erfahrenste im Team, allerdings auch der Keeper, mit dem größten potenziellen Leistungsgefälle. Sein größtes Plus neben seiner Routine sind hingegen seine  fußballerischen Fertigkeiten. Nummer-1-Wahrscheinlichkeit: Gering!

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» Fabian Künnemann, 19 Jahre, 0 Profieinsätze «

Der 19-jährige Keeper aus Berlin avancierte zum großen Held beim Halbfinalduell gegen die Münchner Bayern. Mehrmals parierte der Youngster stark und war der Hauptverantwortliche dafür, dass die Rostocker in 180 Minuten nur einen Gegentreffer kassierten. Bereits vor der A-Jugend-Endrunde unterschrieb Künnemann einen Profivertrag über zwei Jahre an der Ostseeküste. Während seine Stärken auf der Linie unübersehbar waren, wirkten seine Bewegungen bei Standardsituationen phasenweise etwas unkoordiniert. Dennoch, in Anbetracht seines potenziellen Leistungsvermögen, ein wahrer Rohdiamant. Ein sofortiger Trainingseinstieg hätten seine Chancen sicherlich erhöht. Nummer-1-Wahrscheinlichkeit: Höher als man zunächst annehmen mag.

» Fazit «

Die Torhüterfrage ist in Rostock seit langer Zeit immer wieder von großer Bedeutung. Eine dauerhafte Nummer Eins, gab es zuletzt in Form von Mathias Schober. Andreas Bergmann, der stets betont, wie unentschieden er noch in der Torhüterfrage ist, steht vor einer Entscheidung, die einem Vabanque-Spiel gleicht, denn eine sichere Variante gibt es nicht. Wir meinen dennoch: Ein Johannes Brinkies geht favorisiert ins Rennen. Der Jungspund besitzt alle Anlagen, um ein großartiger Keeper zu werden. Seine Kompaktheit ist gewaltig, seine Leistungen im Eins gegen Eins und auf der Linie vielversprechend. Zudem sammelte Brinkies  bereits weitgehende Erfahrungen, obwohl er überwiegend in der zweiten Reihe stand. Ebenfalls zu beachten, auch wenn die Mannschaft neu zusammengestellt wurde, Brinkies Situation wäre  zu Saisonstart allemal bekömmlicher, als die, in der er in der letzten Saison reingeworfen wurde. Kurzum: Am Ende würde es überraschen, wenn der Torhüter gegen Holstein Kiel nicht Johannes Brinkies heißen würde.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.