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BTB-Weltreise #1: Mit Hansa ans Ende der Welt

BTB goes around the world. Wir suchen Fußball-Suchtis aus dem Norden, die in internationalen Gefilden ihre Spuren hinterlassen haben. Den Anfang macht Franz Georg Panz aus Lüneburg. Dieser konsumierte nicht nur den australischen Fußball und summte fortwährend diesen Welthit, sondern traf auch einen Ur-Rostocker auf Tasmanien. In diesem Sinne: „I come from a land down under, where beer does flow and men chunder….“

 

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

 

Von der großen Gefängnisinsel zum Traumreiseziel Nummer 1. Die historische Entwicklung Australiens kann man durchaus als signifikant erfolgreich deklarieren. Die Faszination aus einzigartiger Tierwelt, geographischer Vielfalt sowie die unendlichen Weiten des sechsten Kontinentes zieht die Menschen seit Jahrzehnten in ihren Bann. So verwundert es wenig, dass insbesondere  Studenten und Schulabgänger ein Work & Travel Jahr  im Commonwealth of Australia absolvieren. Einer von ihnen war auch Franz-Georg Panz aus der Nähe von Lüneburg. Hobbykicker und für einen Niedersachsen nicht ganz so üblich – Hansa-Fan.

Mit Schal und Trikot nach Australien

Es war ein Spiel in den späten 90er-Jahren gegen den VfB Stuttgart, welches den damals Zehnjährigen vom FC Hansa überzeugte. Die Rostocker kämpfen zu diesem Zeitpunkt um die Klasse, es ist die berühmt berüchtigte Saison 1998/99, die im dramadramadramatischten Abstiegsfinale von Bochum enden sollte. Der im Endeffekt überlebenswichtige 3:0-Sieg gegen den Klassenerhalts-Konkurrenten aus Baden-Württemberg vor 21.000 Zuschauern infizierte Panz schließlich mit dem Hansa-Virus.

13 Jahre später, mit Trikot und Schal im Gepäck, geht es für den heute 24-Jährigen in den Flieger nach Australien. Während in Deutschland ein ausgesprochen feuchter Sommer sein Dasein fristet, fliegt Panz in das wenig winterliche Australien. Anstrengende Wochen liegen hinter dem Hansa-Fan. „Der direkte Wiederabstieg aus der 2. Bundesliga schmerzte“, sagt er. Doch vielmehr plagte lange Zeit diese schrecklich ungewisse Zukunft des FC Hansa das norddeutsche Gemüt. Wie eine Befreiung wirkte das  „Ja zum FCH!“ von der Rostocker Bürgerschaft, wie Panz verrät: „Es war natürlich eine Erleichterung für uns alle. Für mich aber eine besonders große, schließlich konnte ich so ruhigen Gewissens in den Flieger steigen“.

Es wartete eine Reise in ein sportverrücktes Land. Schließlich bietet Australien trotz der in der Relation zur Landesfläche niedrigen Einwohnerzahl eine große Sportkultur. Vor allem im Rahmen der olympischen Sommerspiele aus dem Jahr 2000 in Sydney machte die Sportnation einen riesigen Satz nach vorne. Ian Thorpe wurde zum Metropolit des internationalen Sports und folgte somit der Tradition der starken australischen Schwimmmannschaft. Die Läuferin Cathy Freeman avancierte mitsamt ihrer nativen Wurzeln zum Star der Spiele und wurde gleichzeitig zur Botschafterin zwischen den australischen Ethnien. Ein gewisser Jan Ullrich präsentierte derweil mit zwei Goldmedaillen erstmals die Hansestadt Rostock im nicht erst seit Robbie McEwen und Stuart O`Grady radsportbegeisterten Australien.

Fowler, Yorke und Del Piero

Der Fußball in Australien steht hingegen seit eh und je nur in der zweiten Reihe. Die australische Rugbymannschaft, die Wallybies, bestimmen die Tonalität im Mannschaftssport, dicht gefolgt von den Hockey- und Cricketmannschaften. Doch ist in den letzten Jahren eine erfreuliche Entwicklung in puncto Fußball nicht zu verkennen: Die Soccerroos, die den klangvollen Namen in Anlehnung an das australische Nationaltier erhielten, qualifizierten sich bereits zum dritten Mal hintereinander für die Weltmeisterschaft in Brasilien. Die heimische Liga zieht immer mehr internationale Akteure an. Klangvolle Namen wie Fowler, Yorke und Del Piero katalysierten die Entwicklung der australischen A-League zusehends.

Der Lüneburger Franz Georg Panz schnupperte die australische Fußballluft hautnah, wie er BLOG-TRIFFT-BALL  stolz berichtet: „Ich habe insgesamt drei Spiele in der A-League gesehen. Allesamt waren Heimspiele von Perth Glory“. Das spielerische Niveau sieht der 24-Jährige, der auf seinem Abenteuer von zwei Freunden begleitet wurde,  dabei alles andere als erstklassig: „Im Vergleich mit Deutschland würde ich den australischen Fußball im unterem Drittel der 2. Bundesliga anordnen“. Auch in Sachen Fankultur attestiert Panz den „Aussies“ zwar Bemühen, beschreibt die Choreografien jedoch als „ausbaufähig“.

Verwunderte Blicke erntete Panz während der Spiele aber vor allem aufgrund seines blau-weißen Trikots, wie er BTB erklärt: „Ich hatte mein Hansa-Trikot natürlich während der Spiele an und viele haben mich darauf angesprochen. Mit dem FC Hansa Rostock konnten nur die Wenigsten etwas anfangen“.

Ein etwas anderer „Tasmanischer Teufel“

Begegnungen mit anderen Hansa-Fans gab es dennoch zu Genüge. Zwar nicht in den Stadien, dafür aber auf den Straßen der großen Städte, auf denen sich ab und an die Wege von Hansa-Matrosen kreuzten. Der 24-jährige Weltenbummler findet dafür eine logische Begründung und kann sich dabei ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen: „Hansa-Fans sind schließlich überall“. In diesem Fall heißt überall wirklich überall, wie Panz wenig später feststellen sollte.

Es sind die Geschichten von besonderen Begegnungen, die Reisen immer wieder unvergesslich machen. Gekoppelt mit einem verrückten „Kennenlernen“ entwickelt sich daraus gerne eine Melange aus Mystik und Romantik. Übers Fan-Radio und den Video-Projekten von „Hansa-Media“ informierte sich Panz in „Down Under“ über seinen Herzensverein und stieß dabei zufällig auf den » Hansa Schnack-Würfel, der am Rande des Heimspiels gegen Aachen visualisiert wurde. Dabei fiel sofort ein stark bebarter älterer Herr im Hansa-Trikot auf, der im brummigen Englisch seine weite Anreise erörterte: „I come over the way, 12000 kilometers from Australia.“

Beim Lüneburger gehen die Allarmlichter an, die Recherche nach dem australischen Hansa-Fan beginnt. Fan-Radio Ikone Arvid Langschwager wird kontaktiert. Der Zahnarzt leitet kollegial die E-Mail-Adresse an Panz weiter. Noch am selben Abend geht die Mail an den Australier heraus, der den klangvollen Namen John Sandilands trägt.

Neues Land, Neue Freunde

Sandilands, so erfahren wir, besitzt tiefgreifende Wurzeln in Rostock. Sein Urgroßvater siedelte vor über 120 Jahren von Rostock nach Australien über. Diese langsam verblassende familiäre Erinnerung verbindet den 62-jährigen Australier noch heute mit der Heimatstadt seiner Vorväter und erklärt zudem seine Sympathie für den FC Hansa Rostock.

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Der Kontaktierte, mittlerweile  in einem kleinen Dorf auf Tasmanien lebend, lädt Panz spontan zu sich nach Hause ein. Zwei Wochen verbringt der Lüneburger bei einem Exil-Rostocker auf Insel, wird Zeuge davon, wie schnell eine Freundschaft nur aufgrund der Sympathie für den gleichen Verein entstehen kann. Fast schwärmend erzählt der fast vierzig Jahre jüngere Protagonist von der Begegnung mit Sandilands: „Es hat sich eine wundervolle Freundschaft ergeben, die wir noch heute pflegen“.

Die Chance auf’s baldige Wiedersehen gibt es bereits in naher Zukunft, wie der Lüneburger Australien-Export vorfreudig ergänzt: „Er wird im nächsten Jahr wieder nach Rostock kommen, um in seiner Familiengeschichte weiter zu forschen. Natürlich werden wir auch ein Spiel besuchen“.

Einen seiner besten Abende im fernen Australien erlebte Panz  zwar nicht in Verbindung mit dem FC Hansa, dafür aber mit zwei anderen deutschen Vereinen. Obwohl, die Bezeichnung „bester Morgen“ würde es eher treffen, wie der Wuschelkopf aus Lüneburg abschließend erzählt: „Es war der Wahnsinn, was wir beim Champions-League-Finale in den Pubs erlebten. Es war eine großartige Stimmung und eine lange Party, die wohl gemerkt morgens um Sechs begann“. Klingt ja ganz nach dem alltäglichen morgendlichen Auftakt in der BTB-Redaktion.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.