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FCH: Haas über Schweini, Semmel & Tattoos

Im letzten Jahr doch eine der großen Enttäuschungen, blüht Hansa-Dirigent Leo Haas im Rostocker Mittelfeld auf. Der 31-Jährige spricht bei BLOG-TRIFFT-BALL  offen über sein erstes Hansa-Jahr,  freut sich über die montenegrinische Kampfgrätsche an seiner Seite und verrät, wie er in Warnemünde seine „Brötchen“ bestellt.

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Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Servus Herr Haas, hat sich Nikolaos Ioannidis eigentlich schon mit einem Getränk revanchiert?
Nein, leider noch nicht.

Trotz der mustergültigen Freistoß-Vorlage …
… der Freistoß ist mir tatsächlich sehr gut gelungen, dass nützt aber nichts, wenn da keiner steht der ihn rein macht. Deshalb ist es umso schöner, das Nikolaos das Ding reingeköpft hat. Das er in seinem ersten Spiel für, dazu vor heimischer Kulisse gleich trifft, ist natürlich eine schöne Geschichte.

Über weite Strecken tolles Wetter an der Ostseeküste, ein Spiel vor ausverkauftem Haus gegen die großen Bayern und dazu ein wirklich geglückter Saisonstart. Es läuft wieder rund beim FC Hansa?
Ganz so weit gehe ich noch nicht. Wir sind gut in die Saison gestartet, aber nach drei Spieltagen können wir natürlich noch keine weitreichende Bewertung abgeben. Wir sind mit der Punkteausbeute zufrieden, müssen diesen Trend allerdings auch erst einmal bestätigten.

Na klar, Sie müssen die Euphoriebremse ziehen.
Klar, das Spiel gegen Bayern war für alle ein Highlight und auch für mich ein ganz besonderer Moment und das Wetter hat natürlich auch perfekt zur Lage an der Ostsee gepasst. Vielleicht ist der Sommer nach dem Spiel gegen Osnabrück noch ein wenig näher an der Perfektion.

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An so viel Optimismus war vor drei Monaten nicht zu denken. Einige rechneten auch mit Ihrem Abschied im Sommer. Gab es Überlegungen dahingehend?
Natürlich lief es im letzten Jahr nicht gut. Für uns als Mannschaft, aber auch für mich als Spieler war es eine Saison, die einfach größtenteils negativ verlaufen ist. Es war aber auch längst nicht alles schlecht. Meine Familie fühlt sich wohl, ich mag die Stadt und ich habe mich schnell eingelebt. Das letzte Jahr hatte also auch positive Aspekte. Allgemein möchte ich auch betonen, dass ich der Typ Spieler bin, der immer versucht seine Verträge zu erfüllen. Wenn man einen Vertrag über eine gewisse Laufzeit unterschreibt, dann ist es meine Verantwortung als Spieler, diesen Kontrakt zu erfüllen. Das erwarte ich schließlich auch vom Verein. Außerdem möchte ich in Rostock Erfolg haben, deshalb stand es für mich außer Frage, dass ich mich der Herausforderung weiterhin stellen möchte.

Sie kamen im letzten Jahr mit dem Fascher-Fußball nicht so zurecht. Inwieweit spielte der Trainerwechsel Ihnen in die Karten?
Wenn es in der Mannschaft nicht funktioniert, dann hat auch jeder Einzelne zwangsläufig seine Probleme. Ich möchte auch nicht so gerne über das Vergangene reden, denn das Jetzt ist viel wichtiger. Wir haben eine Mannschaft die super harmoniert, einen Trainer, der täglich versucht uns besser zu machen und uns von Spiel zu Spiel weiterentwickelt. Wir wollen einen ansehnlichen Fußball spielen und das ist uns bisher schon teilweise ganz gut gelungen.

Wie würden Sie ihren Cheftrainer charakterisieren Ist er der harte Hand bei dem auch mal eine Wasserflasche durch die Kabine fliegt, oder doch eher der Kumpeltyp?
Sagen wir es mal so. Wir haben schon fast alles durch. (lacht). Nein, unser Trainer ist sehr facettenreich und das finde ich auch gut so. Richtig einschätzen kann ich ihn jedoch noch nicht, aber ich glaube, das wäre auch ungünstig, wenn man den Trainer zu gut einschätzen könnte. Es braucht Überraschungsmomente, die ich persönlich als sehr wichtig erachte.

In der jungen Mannschaft gehören Sie zu den Routiniers. Wie viel Spaß macht es mit den 20-Jährigen?
Es macht schon Spaß, weil ein 20-Jähriger natürlich ganz anders an Sachen heran geht, als wir erfahrenen Spieler es tun. Außerdem versuche ich, den jüngeren Teamkollegen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Der Lehrer Leonhard Haas?
Nein, Lehrer ist das falsche Wort. Aber ich merke, dass mir die Spieler sehr genau zuhören, wenn wir uns unterhalten. Sie sind offen für Ratschläge und ich hoffe, dass ich ihnen auf ihren Weg einige Sachen mitgeben kann.

Jetzt mal ehrlich: Das Mittelfeld-Duo Pekovic-Haas hört sich doch alles andere als drittklassig an?
Wir haben ja auch beide schon höherklassiger gespielt. Gerade Peko kann ja einige Bundesligaspiele vorweisen und ist für unsere Mannschaft ein großer Gewinn. Da wir ja schon in Fürth zusammengespielt haben, kennen wir uns natürlich sehr gut und sein Wechsel zu uns hat mich schon gefreut.

Ist es für sie als Zauberfuß beruhigend, nicht gegen einen Ken Leemans oder Pekovic spielen zu müssen?
Naja, fast jede Mannschaft besitzt unangenehme Spielertypen. Das Einstecken gehört einfach zum Fußball dazu. Außerdem gibt es ja die Trainingsspiele, in denen wir auch mal gegeneinander spielen müssen. Da spüre ich auch mal die  Härte ganz gewisser Kollegen.

Ein weiterer alter Bekannter ist Mucki. Damals in Hamburg hat ja die Kombination Haas-Kucukovic prächtig funktioniert. Warum wird der Lange in Rostock das Knipsen wiedererlernen?
Weil er einfach das Potenzial dazu hat. In Hamburg haben wir sehr gut harmoniert und ich hoffe inständig, dass er bald wieder fit ist und uns helfen kann. Ich hoffe es nicht nur aus sportlicher Sicht, sondern auch für ihn persönlich. Er ist ein sehr netter Kerl und ich denke, er wird für uns sehr wichtig werden.

Sie haben in Ihrer Jugend mit dem Herrn Schweinsteiger zusammengespielt. Kenn man sich noch?
Leider war Basti beim Spiel in Rostock nicht dabei. Vor zwei Jahren haben wir uns in München zufällig gesehen und uns wiedererkannt. Zu sagen wir stünden im regelmäßigen Kontakt, wäre aber mehr als übertrieben. Ich kenne aber weiterhin seinen Bruder und seine Eltern. Sie wohnen ja ganz in der Nähe von meinem Heimatort.

Wieso ist es am Ende nichts mit der Bundesligakarriere geworden? Das Talent dazu wurde Ihnen ja bescheinigt.
Ich glaube, ich habe zum Ende der Jugend nicht akribisch genug gearbeitet und zweitweise Sachen schleifen lassen, die man einfach nicht schleifen lassen darf. Aber trotzdem habe ich bisher sehr schöne Profikarriere absolviert und bin froh, mit dem Fußballspielen meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.

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Wie ich sehe haben Sie einige Tattoos. Wie viele sind es insgesamt?
Ich habe zwei Tattoos. Ein sehr Großes und ein etwas Kleineres. Momentan überlege ich, meine Kinder in diese  einfließen zu lassen. Aber da mein Stammtätowierer in Rosenheim sitzt und das ja nicht unbedingt in der unmittelbaren Nähe von Rostock ist, suche ich noch nach dem idealen Zeitpunkt.

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Sie sind mit 31 Jahren langsam in den reiferen Fußballjahren angekommen. Wenn es weiter so gut läuft, können Sie sich in Rostock einen längeren Aufenthalt vorstellen?
Fakt ist: Ich bin in Rostock glücklich und darüber hinaus zuversichtlich, dass wir eine gute Saison spielen werden. Es bringt jetzt  allerdings nichts, wenn ich jetzt eine Tendenz vorgebe, die in den nächsten Monaten durch äußerliche Einflüsse vielleicht sogar umgekehrt wird. Allerdings, dass sollte klar sein: Wenn es weiterhin so positiv läuft, sei es sportlicher und privater Natur, spricht eher wenig für einen Wechsel.

Herr Haas, zum Abschluss. Welches bayrische Wort rutscht Ihnen im Alltag  immer wieder über die Lippen?
Da muss ich überlegen. Ich glaube, dass ich beim Bäcker noch in einem Jahr Semmel bestellen werde. Aber mittlerweile haben sich die Verkäuferinnen daran gewöhnt und quittieren das mit einem Schmunzeln.

Foto: Sebastian Ahrens
Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.