Top

Hansa und Kiel: Die Gewinner und Verlierer

Fünf Spiele rum, Zeit für BTB-Hannes‘ erste Abrechnung mit den Kielern und Rostockern. Der BTB-Verkehrspolizist kellt sich die Akteure auf den Seitenstreifen und mahnt, wer den Vereinsverkehr behindert, wer auf der Überholspur düst und wer gerne noch einen Gang hochschalten darf. Die Gewinner und Verlierer der Drittliga-Klubs.

 

Mit Vollgas unterwegs: Leonhard Haas und Marcel Gebers

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Der 31-jährige Haas ist bisher der dominante Faktor im Rostocker Spiel. Im letzten Jahr noch die große Enttäuschung, als der gebürtige Rosenheimer unter Defensivfetischist Marc Fascher ein Schattendasein fristete, dreht der Blondschopf nun richtig auf. In fünf Spielen verbuchte Haas vier Vorlagen und fungiert als Dirigent an der Seite von Milorad Pekovic im zentralen Mittelfeld. Auch im Abschluss versucht der ehemalige Fürther immer mehr Akzente zu setzen. Der bodenständige Haas verbesserte zudem seine Standards deutlich. Im letzten Jahr noch eine große Schwäche der Rostocker, fielen nun bereits zwei Tore nach ruhenden Bällen. Stammplatzkonkurrent Schünemann spielt derzeit keine Rolle.

Der 27-jährige Marcel Gebers schwebt derzeit auf der großen Erfolgswelle. Nicht nur, dass seine Störche die Überraschungsmannschaft der bisherigen Saison darstellen und ganz geschmeidig auf dem 2. Tabellenplatz residieren, auch persönlich könnte es für den gebürtigen Soltauer kaum besser laufen. Die Abwehr macht Woche für Woche die Schotten dicht und kassierte erst zwei Gegentreffer und im Offensivspiel schiedert der Innenverteidiger überraschend verlässlich. Vier Saisontreffer bedeuten den geteilten Spitzenwert in der Liga. Der 1,89m große Gebers avancierte somit zum derzeit torgefährlichsten Abwehrspieler in Deutschland.

» 985 Likes! Oliver Neuville im Interview

Gerne den nächsten Gang einlegen: Alexandre Mendy und Tim Danneberg

Wenn der Franzose Mendy in Rostock zum Sprint ansetzt, dann gibt es für die Fans kein Halten mehr. Im Positiven wie auch im Negativen. Denn der schlaksige Außenverteidiger distanziert mit seinen raumgreifenden Schritten jeden Gegenspieler und bringt sich dadurch in vielversprechende Positionen. Doch tendiert der Ertrag aus diesen Aktionen gegen Null. Schwache Abspiele und die fehlende Fortune im Schluss treiben die eben noch begeisterten Anhänger immer wieder zur Weißglut. Kapitale Abwehrpatzer schocken dagegen immer wieder die Hintermannschaft und sind nicht immer mit seinen individuellen Fähigkeiten zu kompensieren. Fast eine Chuzpe an das eigene Leistungsvermögen.

Über die Rolle von Tim Danneberg gibt es eigentlich nichts zu semmlern (neues Alternativwort für meckern). Der 27-Jährige spielt grundsolide und erfüllt verlässlich seine Aufgaben im Abwehrzentrum. Dennoch kann der achtmalige Bundesligaspieler noch viel mehr, als er bisher zeigt. Danneberg, der erfahrenste Drittliga-Akteur im Kiel-Kader, akzentuiert zwar viele Angriffe, doch fehlt noch die letzte Finesse. Ohne Frage: Der gebürtige Mindener spielt gut, aber zum sehr gut fehlen ein paar Prozentpunkte.

Fahrprüfung frisch bestanden: David Blacha und Hauke Wahl

Die Nummer Acht bei den Hanseaten ist der beste Torjäger unter den Bergmännern. Drei Tore konnte der 22-Jährige Deutsch-Pole bereits erzielen. Vor allem die Stabilität und Kompaktheit Blachas weiß zu gefallen. In Elversberg demonstrierte er Abschlussqualitäten in Perfektion. In den letzten beiden Spielen zeigte die Formkurve zwar leicht nach unten, wobei Blacha besonders gegen Unterhaching unglücklich agierte, doch hat der versierte Flügelspieler seinen Platz im Kader sicher. Anders als sein Compagnon Julian Jakobs, der wohl seinen Stammplatz gegen Heidenheim verlieren wird.

Aus dem Nichts vorbereitete sich Kiels Roh-Diamant Hauke Finn Wahl in die Neitzel-Elf. Im letzten Jahr lediglich bei den A-Junioren eingesetzt, ist der 19-Jährige nun mehr als gesetzt. Das Duo Gebers-Wahl harmoniert prächtig, zum Leidwesen von Manuel Hartmann, der im vergangenen Jahr das Beton anrührte und maßgeblichen Anteil am Aufstieg hatte. Während Hartmann erst 13 Spielminuten absolvieren durfte, verbucht Wahl die Maximalausbeute von 450 Einsatzminuten. Keine leichte Situation, die Hartmann aber fair und mannschaftsdienlich meistert.

Im Leerlauf: Sascha Schünemann und Marcel Schied

Wenn Coach-Andreas Bergmann über seinen Mittelfeldspross Schüne spricht, dann merkt man die Begeisterung des Fußballlehrers. „Ein geiler Fußballer und eine große Verstärkung“ sind Aussagen, die sich schon des Öfteren wiederholten. Problem: Ein geiler Fußballer, der nur auf der Bank sitzt. Was vor allem an Milorad Pekovic und Leo Haaas liegt. Die beiden Routiniers sind gesetzt und bilden das prominenteste Mittelfeld in der Mittelfeldzentrale. Zudem überzeugt Eigengewächs Tommy Grupe als verlässlicher Back-Up. Feintechniker Schünemann verhält sich kollegial, seine Enttäuschung ist dem Talent jedoch allemal anzusehen. Kein Wunder, das Steuermann Bergmann – wie so oft – menschelte und Schünemann nach dem Nicht-Einsatz gegen Osnabrück persönlich tröstete.

Marcel Schied, im letzten Jahr verlässlicher Torschütze, nun Sitzplatzwarmhalter auf der Reservebank. Nach drei Startelfeinsätzen zu Beginn ohne eigenes Tor folgte die Versetzung ins zweite Glied. Gegen Preißen Münster statistikte „transfermark.de“ „Ohne Einsatz im Kader“. Doch auch der Regio-Nord Bomber ordnet sich dem Kollektiv unter. Dabei ist eines völlig klar: Auf Schied-Tore wird es in der kommenden Saison noch ankommen. Das Schiedi in der 3. Liga treffen kann, bewies er im Jahr 2010/11, als er dabei half, die Hansa-Kogge zurück in die 2. Bundesliga zu ballern.

Die Fahrlehrer: Getrennt auf Erfolgskurs

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Im letzten Jahr noch als Trainergespann auf der Bochum-Bank, nun Rivalen in der 3. Liga. So schnell wendet sich das Blatt im Fußball. Dabei eint die beiden Protagonisten vor allem Eins: Der Erfolg. Während Neitzel das Spiel der Kieler feinjustierte und anschließend perfekt auf die jeweiligen Gegner einstimmte, formte Neitzels ehemaliger Chef Bergmann aus einer Chaostruppe mit vielen Neuzugängen eine schnell zusammenwachsende Mannschaft, die wieder Spaß am Fußball verbreitet. Das endete auch nicht die bittere Pille gegen Unterhaching.

 

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.