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Holstein Kiel – Die Freiburger des Nordens

Obwohl die neue Drittligasaison erst 180 Minuten alt ist, hat sie bereits einen souveränen Aufsteiger kennengelernt. Holstein Kiel ist es anscheinend gelungen, die Aufstiegseuphorie aus der Vorsaison in die Spielzeit 2013/2014 zu tragen und bisher ungeschlagen in das neue Spieljahr zu starten. Doch was macht die „Störche“ im Moment so stark? BLOG-TRIFFT-BALL hat analysiert und nachgeforscht. 

 

 

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„Für uns geht es nur darum, uns als konkurrenzfähig zu erweisen. Ab dem Moment, wo wir nicht mehr in den Rückspiegel schauen müssen, ist für uns alles ein Erfolg.“ So äußerte sich Holstein-Trainer Karsten Neitzel einige Tage nach dem Heimspielauftakt gegenüber dem „Revier Sport“. Was für ein Auftakt also, vor diesem Hintergrund, für die KSV Holstein.

Nachdem bereits am ersten Spieltag ein gut gelaunter Haufen Holstein-Fans zusammen mit ihren aufopferungsvoll kämpfenden Helden eine mehr als eindrucksvoll verzierte Visitenkarte in der Rostocker DKB-Arena abgegeben hatten, setzten Mannschaft und Fans nur eine Woche später im eigenen Stadion gegen Saarbrücken noch eine ordentliche Schippe drauf und pulverisierten den selbsternannten Aufstiegskandidaten aus der deutsch-französischen Grenzregion, wohlgemerkt nach 0:1-Rückstand, innerhalb weniger Minuten mit 5:1.

Hatte die Elf von Trainer Karsten Neitzel in der Vorwoche noch Beton angerührt und aus der sicheren Defensive mit gefährlichen Kontern attackiert, so zeigte Holstein gegen Saarbrücken eine Mannschaftsleistung zum Applaudieren. Vom Rückstand nicht eingeschüchtert, entfaltete sich die geballte Kraft der, aus der erfolgreichen Regionalligasaison bestens eingespielten, Mannschaft und am Ende wäre auch ein höherer Sieg im Bereich des Möglichen gewesen.

Nun liegt es wohl jedem Kieler fern, vom Aufstieg auch nur zu träumen, trotzdem ist es erfreulich zu sehen, wie die KSV sich in den ersten beiden Saisonspielen präsentiert hat. Wenn man die beiden Kieler Auftritte beispielsweise mit denen von Mitaufsteiger und Liga-Krösus RB Leipzig vergleicht, so wird sofort deutlich, dass die „Störche“, anders als die ebenfalls personell nur marginal veränderten Leipziger, deutlich leidenschaftlicher in die Saison starten konnten.

Druck scheint für das Team von Karsten Neitzel ein Fremdwort zu sein, zudem fanden sich Neuzugänge wie Maximilian Riedmüller oder Tim Danneberg bestens in die ohnehin schon sehr homogene Mannschaft ein. Desweiteren besitzen die Kieler eine qualitativ hochwertige Bank. Casper Johansen, welcher nach der Gelb-Rot-Sperre von Marc Heider gegen Saarbrücken ins Team rückte, kam in der letzten Saison auf beeindruckende elf Tore und zwölf Vorlagen in 32 Spielen. Auch Spieler wie Deran Toksöz, Fiete Sykora, Jaroslaw Linder oder Steve Müller beleben den Konkurrenzkampf. So ist es in der Nahbetrachtung kaum verwunderlich, dass Sportdirektor Andreas Bornemann vor der Saison kaum nachgerüstet hat, ist die Kieler Mannschaft doch in ihrer Quantität und ihrer Qualität absolut konkurrenzfähig und insbesondere im Mittelfeld gar besser aufgestellt als so mancher Kontrahent. Eine Art Wolf im „Storchenfederkleid“.

Über allem steht nach diesem beeindruckenden Saisonstart der „Störche“ aber das momentan perfekte Umfeld in Kiel. Der Verein bildet eine Einheit mit Fans und Sympathisanten, was sich bei beiden absolvierten Spielen zeigte, zu denen die Fans zahlreich anreisten. Spieler wie Jugendneuzugang Hauke Wahl sind zudem ein Beispiel dafür, dass auch der Unterbau der Holsteiner mehr und mehr an die Mannschaft herangeführt wird. Es mag an der beruflichen Vergangenheit von Trainer Karsten Neitzel und Sportdirektor Andreas Bornemann liegen, aber zuletzt sprach man nicht nur hinter vorgehaltener Hand von Holstein Kiel als neuem SC Freiburg.

Freiburg? Der Bundesligist und diesjährige Europa-League-Teilnehmer hatte unter Trainer Volker Finke in den 90er und 00er Jahren mit geringen Mitteln und der Einbindung von jungen Spielern spielerisch für Furore gesorgt und galt über Jahre lang und bis heute als „der etwas andere Verein“. Auch Holstein setzt auf Leidenschaft, sowie spielerische und taktische Innovationen. Die Tore gegen Saarbrücken sahen demensprechend nicht nur auf der Anzeigetafel schön aus, sondern auch auf dem Feld. Und auch die sportlichen Einrichtungen lassen in Kiel nicht zu wünschen übrig. So lobte Karsten Neitzel erst vor kurzem im „Revier Sport“: „Wir haben hier richtig geile Trainingsbedingungen. Wir haben fünf Rasenplätze, einen nagelneuen Kunstrasenplatz – und es geht noch immer in kleinen Schritten weiter.“

Für jeden Holstein-Sympathisanten klingt das alles zu schön um wahr zu sein. Und tatsächlich gibt es nichts Handfestes, was die Freude über den geglückten Saisonstart trüben könnte, wobei man in Kiel zuletzt natürlich bestrebt war, mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben Und in der Tat ist die Saison nach zwei Spieltagen noch mehr als jung und das Saisonziel der KSV als Aufsteiger zuallererst der Nichtabstieg. So betonten zuletzt auch alle Verantwortlichen des Vereins, dass „vier Punkte nicht zum Klassenerhalt reichen“, auch, weil es absolut kontraproduktiv wäre, den nicht vorhandenen Druck, der die Spieler im Moment so befreit aufspielen lässt, künstlich mit einem neuformulierten Saisonziel zu erzeugen.

Man lässt es ruhig angehen in Kiel und genau das könnte auf lange Sicht dafür sorgen, dass die Mannschaft auch in den kommenden Spielen über sich hinauswachsen kann. Die sportlichen Grundlagen sind vorhanden und die Spieler haben gesehen, dass sie mit weiteren engagierten Leistungen in der 3. Liga keine Furcht haben müssen.

Gewinner des Saisonstarts: Das Abwehrtalent aus der eigenen Jugend

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Absoluter Gewinner des Kieler Saisonstarts ist Hauke Wahl. Der 19-Jährige kam aus der eigenen Jugend zu Saisonbeginn in die Mannschaft und steht seit dem ersten Spieltag wie eine Eins neben Marcel Gebers in der Innenverteidigung. Es mag der Einfluss des 27-jährigen Soltauers auf den Rookie sein, aber ein solch diszipliniertes Spiel ist für einen Innenverteidiger seines Alters nicht selbstverständlich.

Verlierer des Saisonstarts: Die vergangene Nummer 1

Kann es in dieser Phase der „Störche“ eigentlich auch Verlierer geben? Wenn, dann ist es der einzige Spieler, der diese zusammengeschweißte Mannschaft aus eigenem Willen verlassen hat: Die ehemalige Nummer 1, Morten Jensen. Jensen entschied sich im Sommer zum Wechsel zu Mitaufsteiger SV Elversberg und findet sich dort nun ohne bisherigen Einsatz als Nummer 2 auf der Bank wieder. Er wurde durch » Maximilian Riedmüller ersetzt, der sich bisher absolut souverän im Tor zeigte.

Foto: calcioculinaria.de
Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.