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BLOG-TRIFFT-BALL trifft Hansas Uwe Vester

Früher tourte er mit Schalke 04 nach Mailand und Madrid. Jetzt rostockt Uwe Vester (42) nach Elversberg und Kiel. Im Gespräch mit BLOG-TRIFFT-BALL-Reporter Hannes Hilbrecht erklärt er, warum sein Auftakt an der Ostsee alles andere als glatt verlief und er unbedingt einen Drittligisten steuern wollte.

 

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Herr Vester, wie viel Politiker steckt in Ihnen als Sportvorstand des FC Hansa Rostock?
Am liebsten steckt in mir sehr wenig Politiker. Das liegt einfach daran, dass ich mich gerne mit Menschen umgebe, mit denen ich offen und ehrlich sprechen kann.

Also geht’s bei Ihnen ab und an unehrlich zu?

Unser Anspruch ist es immer offen und transparent zu arbeiten. In diesem Geschäft muss man aber auch Dinge erst intern ansprechen und klären, bevor man die Öffentlichkeit daran teilhaben lässt. Insgesamt ist oft viel Diplomatie gefragt.

Dann verbiete ich Ihnen jetzt die Schauspielerei und erwarte eine ehrliche Antwort: Für welchen Verein schlägt Ihr Herz noch?
In der Vergangenheit hab ich immer gerne zum Hamburger SV geschaut – ein wirklich erfolgreicher Klub in den 80er Jahren, der national und international sehr erfolgreich war. In meiner frühen Jugend hat mich der Hallesche FC sehr geprägt, weil ich in Stadionnähe gewohnt und viele Spiele besucht habe.

Bevor Sie an die Ostsee kamen, arbeiteten Sie für Schalke 04. Wie kam es eigentlich dazu?
Das war eine verrückte Geschichte. Ich habe mich nach meinem Studium initiativ bei vielen Bundesliga-Vereinen beworben, Es ist jedoch schwer hier einen Fuß in die Tür zu bekommen, wenn man nicht selbst Profi war. Schließlich hat mir Schalke 04 ein Praktikum angeboten. Helmut Schulte war gerade Leiter der Nachwuchsakademie geworden. Eine Anstellung kam jedoch leider erst nicht zustande. Ich habe dann angefangen, in einem Fitnessstudio zu arbeiten und habe dort von früh bis spät geackert. Irgendwann reichte es mir und ich habe Helmut Schulte angerufen, dieser konnte mir in der Zwischenzeit eine Teilzeitstelle für 800 Mark anbieten. Zwei Tage später war ich da. Das war, wenn ich mich richtig entsinne, im Februar 2000.

Alles in allem waren Sie zwölf Jahre als Königsblauer angestellt. Nennen Sie uns eins, zwei Höhepunkte.
Wenn man bei einen Pokalsieg auf den Rasen steht und diese Siegesstimmung hautnah erlebt, bleibt das im Gedächtnis. Aber auch die beruflichen Reisen nach Manchester, Mailand oder Madrid waren etwas ganz besonderes und bleiben für immer in positiver Erinnerung.

Sie hatten auf Schalke alles was sie wollten, wieso geht man dann zum FC Hansa in die Dritte Liga und schafft sich eine Mammutaufgabe auf den Schreibtisch?

Ich habe in den ganzen Jahren bei Schalke so unendlich viel gelernt. Ich war Co-Trainer in der A-Jugend, habe Spielanalysen erarbeitet und dabei viel von Trainern wie Ralf Rangnick oder Felix Magath profitiert. Das war eine unwahrscheinlich gute Ausbildung. Als dann die Anfrage des FC Hansa kam, war es eine sehr reizvolle Aufgabe. Ich wollte in die erste Reihe und endlich meine ganzen Erfahrungen umsetzen können. Zudem ist der FC Hansa Rostock gefühlt kein Drittligist, sondern mindestens ein Zweitligist. Dahin müssen wir den Verein bringen, dafür bedarf es aber eine langfristige Arbeit auf hohem Niveau.

Sie sind nun seit einigen Monaten Rostocker. Wie würden Sie Ihren Start als Vorstand Sport und Mecklenburger beschreiben?

Zuerst war es ganz schwierig. In den ersten fünf Monaten war ich ständig unzufrieden, bin nie wirklich glücklich nach Hause gefahren. Zu angespannt war einfach die sportliche Situation. Nachdem das jedoch überstanden war, die ersten Grundlagen für die kommende Saison gelegt waren, kehrte das positive Gefühl zurück. Mittlerweile geht es mir wirklich sehr gut hier, wobei ich mir oft die Frage stelle: Wie kann man sich in Rostock denn nicht wohlfühlen. Eine wirklich schöne Stadt, die ein tolles Lebensgefühl bietet. Auch die Arbeit mit meinem Trainerteam tut ihr Übriges hinzu.

Was macht den Herrn Bergmann zu einem, wie Sie bei seiner Einstellung sagten, „Wunschtrainer“?

Zum einen besitzt er einen großen Erfahrungsschatz im Jugendbereich und in den höheren Ligen. Da wollen wir ja schließlich in den nächsten Jahren hin. Hinzu kam das Menschliche: Ich kenne Andi Bergmann und trotz seiner vielen Stationen und der Steigerung seines Bekanntheitsgrades, ist er immer bodenständig geblieben. Diese Mischung passt genau zu dem, was wir hier in Rostock aufbauen wollen.

Sprechen Sie eigentlich griechisch?

Das muss ich gar nicht. Es ist schön zu sehen, dass unsere fremdsprachigen  Spieler, sich sehr mit der deutschen Sprache auseinander setzen. Insbesondere Nikolaos Ioannidis Engagement ist sehr bemerkenswert.

Ebenfalls bemerkenswert: Was macht ein Safe in ihrem Büro? Ruhen da die letzten Reserven?

Der steht leer. Frühen haben wir darin die Spielerverträge aufgehoben, mittlerweile sind diese anderweitig deponiert. Wenn ich ehrlich bin, ist er einfach zu schwer, um ihn mal kurz heraus zu bringen.

So rein aus dem Bauch gefühlt: Gibt’s am Ende der Saison ein Wasser oder ein Sekt mit Herrn Bergmann?

Wenn wir die Entwicklung der Mannschaft fortsetzen, uns mannschaftlich und individuell verbessern, die Zuschauer wieder begeistern und dadurch den Zuschauerschnitt fünfstellig gestalten können, bin ich vollends zufrieden. Natürlich müssen die Punkte stimmen und natürlich möchte man möglichst weit oben platziert sein, aber wenn wir das Zuschauerinteresse dauerhaft steigern, dann ist es ja ein Indiz für den sportlichen Erfolg.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Was denn nun, Sekt oder Selters?

Bevor ich ein Glas Sekt mit Andi trinke, muss ich erst einmal das versprochene Bier mit ihm trinken.

Wie, das steht immer noch aus?
Ja, das haben wir aufgrund des immensen Zeitstresses noch nicht geschafft.

Herr Vester, damit es doch noch vor der Glühweinzeit klappt, beenden wir das Interview an dieser Stelle. BLOG-TRIFFT-BALL wünscht Ihnen alles Gute für Ihre Zeit beim FC Hansa.

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.