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TSG Neustrelitz: Arbeit statt Aufstieg

Einige standen dem Experiment skeptisch gegenüber, doch Thomas Brdaric scheint in der Regionalliga Nordost angekommen zu sein. Der Cheftrainer der TSG Neustrelitz startete schließlich erfolgreich in die neue Saison. BLOG-TRIFFT-BALL unterhielt sich mit dem einstigen Nationalspieler.

Thomas Brdaric hat einen alternativen Karrierestart hinter sich. Der ehemalige Topstürmer arbeitete in Weißrussland und in Usbekistan, machte ganz nebenbei seine Trainerlizenz in Kiew und soll nun die TSG Neustrelitz in der vierten Spielklasse etablieren. Ein mutiger Weg den der langjährige Leverkusener einschlägt und derzeit auch ein sehr erfolgreicher. Die TSG gewann die letzten drei Spiele und belegt einen starken dritten Platz in der Regionalliga Nordost.

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Vor den Schwergewichten wie Magdeburg, Jena oder Babelsberg. Für Brdaric jedoch kein Grund zur Euphorie. „Wir sind sicherlich nicht ganz unzufrieden mit der derzeitigen Situation“  untertreibt der 38-Jährige und fügt schnell hinzu: „Wir sind leistungstechnisch noch lange nicht da, wo wir hinwollen“.

Doch wieso so zurückhaltend? Nach verhaltenen Saisonstart (1 Punkt aus zwei Spielen) folgte die Leistungsexplosion. In Meuselwitz und zuhause gegen Plauen spielerisch überzeugend, in Nordhausen mit dem glücklicheren Ende. Wo soll es denn erst hingehen, wenn’s läuft?

Brdaric: „Wir sind mit den Zielen in die Saison gegangen, die Mannschaft zu etablieren  und nebenbei den Kurs der wirtschaftlichen Konsolidierung voranzutreiben. Von Aufstieg kann da keine Rede sein“.

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Viel wichtiger als die Tabellensituation ist Brdaric das Wort „Arbeit“. So will der EM-Teilnehmer von 2004 die Mannschaft in vielen Bereichen verbessern: „Wir haben bei der Auswahl der Spieler darauf geachtet, dass die Jungs viel Talent und Luft nach oben mitbringen. Wir sind ein Ausbildungsverein und das bedeutet Arbeit“ und ergänzt: „Es ist meine Aufgabe, sie  individuell und  Mannschaft weiterzuentwickeln“. Und siehe da, ein bisschen Zufriedenheit kann Brdaric doch preisgeben: „Konditionell habe ich sie langsam da, wo ich sie hinhaben wollte.“

Auf der Suche nach der euphorischen Aussage, gibt es jedoch noch einen Trumpf. Fußballästhetiker Dino Medjedovic, der die Regionalliga mit großer DDR-Nostalgie (Magdeburg, Zwickau und Lok Leipzsch) richtig rockt. Fünf Spiele, vier  Tore und drei Vorlagen. Klingt richtig gut und ist es auch, doch auch hier greift die Euphorie-Bremse vom Star-Trainer: „ Dino ist hergekommen um sich zu verbessern. Er kommt aus Oberstein und da war das Trainingspensum nicht so hoch wie jetzt bei uns. Daran musste er sich erst einmal gewöhnen“ und vorraussagt: „Er wird sich noch steigern können“.

Bleibt die Frage, wie sich Brdaric in der mecklenburgischen Provinz eingelebt hat: „Gut“, sagt der Ex-Hannoveraner und erklärt: „Viel gesehen von Meck-Pomm habe ich aber noch nicht. Ich bin Trainer und deshalb liegt mein Hauptaugenmerk auf dem Platz“.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.