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Vor Hansa: Kiels Fiete Sykora im Interview

Kinders, wie die Zeit vergeht. Damals noch ein junger Bursche und eines der großen Hansa-Talente, ist Fiete Sykora mittlerweile im 30er-Club angekommen. Bei Holstein Kiel avancierte der 31-Jährige zuletzt in Saarbrücken zum Matchwinner. Wir sprachen über das anstehende Nordderby am Wochenende. 

 

Fiete, am Samstag geht es gegen den FC Hansa Rostock. Wie anders als sonst gehst Du in diese Partie.
Naja, es ist nun schon acht Jahre her, dass ich den Verein verlassen habe. Ich schaue sehr interessiert in meine Heimat und verfolge die zuletzt sehr positive Entwicklung von Hansa Rostock aufmerksam. Für mich zählt aber Holstein Kiel. Deshalb gehe ich mit dem gleichen Ziel in die Partie, als wenn wir gegen Saarbrücken spielen würden. Hauptsache gewinnen.

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Klingt nicht so nach der Rostocker Verbundenheit?

Doch auf alle Fälle. Ich bin in Wismar geboren und habe in Rostock tolle Jahre verbracht. Zudem ist meine ganze Familie hanseatisch geprägt. Es ist nur so: Als ich damals das erste Mal gegen Hansa gespielt habe, war ich natürlich besonders aufgeregt. Das lässt aber mit den Jahren etwas nach.

Du hast Saarbrücken angesprochen. War es für das Spiel am Samstag gegen Hansa Rostock vielleicht das falsche Ergebnis? Unterschätzen werden sie euch nicht mehr.

Nein, ich sehe es ganz anders. Es war für uns wahnsinnig wichtig, dieses Spiel in Saarbrücken zu gewinnen. Wir mussten einfach diesen Negativlauf stoppen und uns neues Selbstvertrauen erarbeiten. Das ist uns sehr gut gelungen und hilft uns auf alle Fälle vor dem Spiel gegen Hansa Rostock, die ja zuletzt einen richtigen Lauf hingelegt haben.

Also ist Hansa der klare Favorit?
Von der Tabelle her schon, auch von den jüngsten Ergebnissen. Aber wir dürfen nicht vergessen wie eng diese Liga ist. Wir können, wenn wir alles abrufen, jeden schlagen.

Kommen wir zu Dir. Dass Du gegen Hansa spielen wirst ist ja aufgrund deiner zwei Tore in Saarbrücken sehr wahrscheinlich. Erleichtert das deine Vorbereitung auf die Partie?

Ja in jedem Fall. Mir gibt es diesen extra Schub vor einer Partie, man weiß das man gefordert und gebraucht wird und so kann ich mich richtig auf die Begegnung fokussieren. Wenn das Gefühl sagt, dass man nicht von Beginn an spielt, dann hänge ich mich zwar auch voll rein, aber irgendwie ist eine gewisse Ablenkung dar, weil man sich halt Gedanken über den Nichteinsatz macht. Das mag bei jedem Spieler anders sein, aber mir gibt es halt Selbstvertrauen. Ob ich am Samstag spiele, weiß natürlich nur der Trainer. Aber ich habe ein ganz gutes Gefühl.

In sechs Spielen von Beginn an konntest Du vier Tore erzielen. Als Joker hat es noch gar nicht mit einem Tor verbrannt. Lieg dir diese Rolle nicht?

Nein, das würde ich nicht behaupten. Ich habe zum Beispiel in Jena seht gut als Joker funktioniert. Generell glaube ich aber, dass man als Joker oftmals ein wenig zu viel will und manchmal die falschen Entscheidungen trifft. Deshalb ist die Rolle auch nicht allzu einfach.

Wenn du in der Startelf bist, sieht es für deinen Teamkollegen Marcel Schied eher schlecht aus. Betrübt das euer Verhältnis?

Wir sind uns darüber im Klaren, in direkter Konkurrenz zu stehen. Bisher haben wir ja eher selten gemeinsam gespielt. Marcel und ich kennen uns aber seit Jahren, noch aus alten A-Jugend Zeiten in Rostock und besitzen ein sehr gutes Verhältnis. Am Ende zählt bei uns eh der Erfolg der Mannschaft zuallererst, wenngleich jeder Stürmer mit Toren seinen Anteil daran haben will.

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Wie du bereits sagtest: Deine Familie ist sehr hanseatisch geprägt. Wie sind zum Beispiel bei deinem Onkel, der eine echte DDR-Legende in Rostock ist, die Sympathien verteilt?

Oh, das kann ich jetzt gar nicht so leicht beantworten. Natürlich steht Hansa insbesondere bei ihm sehr hoch im Kurs, aber ich weiß, dass er sehr genau verfolgt, was sein Neffe bei Holstein so treibt.

Also würde er ein 3:3 mit drei Sykora-Toren unterschreiben?

Vielleicht würde er das. Ich würde allerdings eher ein 1:0 durch ein Tor von Marc Heider unterschreiben.

Fiete, zum Abschluss: Wo geht es am Ende für beide Mannschaften hin?

Ich denke, dass wir jetzt viele Spiele eher unglücklich bestritten haben. Wir sind eine sehr gute Mannschaft und ich bin fest davon überzeugt, dass wir im gesicherten Mittelfeld landen werden. Hansa kann sicherlich oben mitspielen, ich sehe aber RB Leipzig und Heidenheim außer Konkurrenz spielend. Es werden sich viele Teams um Rang 3 streiten.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.