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Neumünster: „Die einzige Chance ist die 3. Liga“

Am Wochenende machten mal wieder bizarre Gerüchte über die finanzielle Lage des VfR Neumünsters die Runde. Dabei fiel unter anderem auch das schlimme Wort Insolvenz. VfR-Präsident Detlef Klusemann zeigt sich über die Unruhe wenig erfreut, gibt sich aber dennoch kämpferisch.

Es ist eine Gehtso-Saison für den VfR Neumünster. Mit Tabellenplatz 9 liegt der Klub aus Schleswig-Holstein leicht hinter den vor der Saison formulierten Ansprüchen. Die gravierendste Folge: die Zuschauerresonanz ist mit einem Besucherschnitt von 540 Fans pro Partie weiter unter Planung und auch im Umfeld will nicht wirklich Ruhe einkehren.

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Dementsprechend erregt zeigt sich Vereinspräsident Detlef Klusemann im Gespräch mit BLOG-TRIFFT-BALL: „Es kann nicht sein, dass man sich für Sachen rechtfertigen muss, die sich Personen anonym an den Haaren herbeiziehen“, so Klusemann.
Damit spielt der Vereinsverantwortliche auf Spekulationen über die angespannte Lage seines Klubs an, die bis hin zu einer kolportierten Insolvenz reichen. Zwar kann Klusemann eine angeblich nahende Zahlungsunfähigkeit dementieren, die finanziellen Probleme möchte er jedoch nicht wegreden: „Aufgrund des unglücklichen Ausscheidens im Landespokal-Halbfinale und den sinkenden Zuschauerzahlen  fehlen uns natürlich eingeplante Mittel. Aber es ist letztendlich so wie in einem Unternehmen: Wenn links was wegfällt, muss man rechts was Neues organisieren“, erklärt der Neumünsteraner ganz im Sinne eines professionellen Problemlösers.

Dabei haben sich nach einem Bericht des „Kickers“ weitere Zusatzkosten ergeben. So trug der Verein 100.000 Euro bei der Berufsgenossenschaft ab und weitere 15.000 Euro kamen dem Insolvenzverwalters eines ehemaligen Darlehensgebers zugute. Klusemann gegenüber BLOG-TRIFFT-BALL: „Die Zahlen standen bereits  in der Zeitung und wurden von mir kommentiert. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“

Um die finanzielle Situation zu verbessern fordert der Vereinsverantwortliche nun vor allem Taten von seiner Mannschaft: „Wir locken erst wieder mehr Zuschauer ins Stadion, wenn es sportlich besser läuft. Es muss über den Erfolg der ersten Mannschaft gehen.“

Tatsächlich lief die Hinrunde alles andere als perfekt. Besonders der desaströse Saisonstart warf das Team aus dem Norden zurück. Doch nicht nur die mittelmäßige Tabellenplatzierung beklagt Klusemann, auch das bittere Ausscheiden aus dem DFB-Pokal gegen Hertha BSC belastet weiterhin sein Gemüt wie er kurz zusammenfasst: „Hätten wir das Spiel gewonnen, dann wäre jetzt vieles leichter.“

Ans Aufgeben denkt er aber noch lange nicht, wie schnell von Seiten des Präsidenten ergänzt wird: „In den zwei Jahren die ich bisher  in dieser Position verbracht habe, gab es einige Probleme. Dennoch steht der Verein verhältnismäßig gut da, auch weil wir das vergangene Jahr mit einem Plus abgeschlossen haben“. Was zudem oft vergessen wird: In den letzten 18 Monaten strukturierte der Klub die bis dahin kaum existente Nachwuchsförderung komplett neu. Die Kosten dafür beziffert der 49-Jährige auf „40.000 bis 50.000 Euro“.

Langfristig hilft nur die 3. Liga

In der chronisch finanzschwachen Liga, die von allen Regionalligen die schlechtesten Zuschauerzahlen aufweist, macht sich laut Klusemann auch eine große Ungerechtigkeit breit. So stieß unter anderem die Liveübertragung vom Spiel der Ligakonkurrenten aus Oldenburg und Meppen nicht nur auf Sympathie in Neumünster: „Es ist zwar schön das Sport1 eine Partie aus der Regionalliga-Nord zeigt, aber anderseits sind da vermutlich zusätzliche Gelder geflossen, die einzig und allein den beiden Klubs vorbehalten waren. Für andere Vereine ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil.“

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Allerdings lobt der Geschäftsmann gleichzeitig die Zuschauerresonanz in Meppen und Oldenburg: „Man muss jedoch auch anerkennen, dass die beiden Teams viele Zuschauer zu den eigenen Heimspielen locken. Zudem war die Übertragung auch sportlich gerechtfertigt“, so Klusemann. Generell gibt es laut dem Vereinspräsidenten in Sachen Finanzen nur einen Ausweg: „Die einzige Chance ist die 3. Liga, denn die Regionalliga ist auf Dauer finanziell gesehen wenig sinnvoll. Deshalb ist perspektivisch gesehen der Aufstieg unser Ziel.“

Klare Worte in Richtung Kiel

In der Dritten Liga spielt dagegen bereits der Lokalrivale aus Kiel. Aus Sicht des 49-Jährigen eine eher bescheidene Leistung des einstigen Regionalliga-Konkurrenten: „Wenn man sich mal damit beschäftigt, was da seit Jahren an Geld investiert wird, dann müssten sie eigentlich längst in der 2. Liga spielen. Eine gute pekuniäre Ausstattung ist im Fußball  halt nicht alles“, bilanziert Klusemann trocken. Zu sehr mag er sich dann aber doch nicht über die „Störche“ echauffieren. „Am Ende bringt es nichts, wenn wir zu sehr auf andere schauen. Wir müssen selber noch effektiver wirtschaften und zeigen, dass wir es besser als die zu uns in Konkurrenz stehenden Klubs können.“

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.