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Winkt Hansa Geld durch die Hintertür?

Der ehemalige Hansa-Jugendspieler Toni Kroos wird seit seinen ins Stocken geratenen Vertragsverhandlungen bei Bayern München mit internationalen Top-Klubs in Verbindung gebracht. Winkt dadurch dem FC Hansa viel Geld? Ein Kreisligist vom Niederrhein macht es vielleicht bereits vor.

Foto: von Michael Kranewitter

Es ist eine Schlagzeile, die fast schon zu romantisch klingt um wahr zu sein. Der Kreisligist SV Neukirchen, der im letzten Jahr noch aus der Bezirksliga abstieg, winkt das große Geld. Der Grund: Der griechische Stürmerstar Konstantinos Mitroglu, bis Mitte Januar noch beim griechischen Abonnement-Meister Olympiakos Piräus spielend, wechselte nämlich für eine Ablösesumme von geschätzten 15 Millionen Euro auf die britische Insel zum FC Fulham.

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Der Clou aus Sicht der Neukirchener: Da Mitroglu zwischen 2001 und 2003 beim SV Klub kickte und dabei die C-Jugend durchlief, haben die Kreisliga-Kicker aufgrund des betreffenden FIFA-Reglements Anrecht auf einen Anteil von ca. 1,5 Prozent der Transfersumme, auch benannt als Solidaritätsbeitrag. Neukirchen-Abteilungsleiter Timo Jogsch, der derzeit auf eine für Kreisliga-Verhältnisse utopische Summe hofft, äußerte sich gegenüber dem Magazin „11-Freunde“ noch reserviert zur Frage, ob das Geld bereits eingetroffen sei: „Nein, und ich möchte betonen, dass überhaupt noch nicht klar ist, wie diese Angelegenheit für uns ausgehen wird. Die Summen, die in der Presse standen, sind jedenfalls reine Spekulation.“

Nun ja, das ist zwar alles gut und schön könnte man meinen, doch was hat das mit Hansa Rostock zu tun? Ganz einfach: Würde Toni Kroos den FC Bayern München vor Vertragsende gegen eine opulente Ablösesumme verlassen, könnten sich die Hanseaten womöglich auf eine Finanzspritze freuen.

Während besagtes Szenario lange Zeit für unmöglich gehalten wurde, was vor allem mit der Homogenität im Verhältnis zwischen dem Greifswalder Kroos und dem bayrischen Vorzeigeklub zu begründen war, könnte dieses nun doch viel schneller als gedacht reale Züge annehmen. Der einfache Grund: Die Vertragsgespräche zwischen Toni Kroos und Bayern sollen laut Medienberichten auf Eis liegen, angeblich hätte sich der Nationalspieler zu unverschämt in seinen Gehaltforderungen gezeigt.

Logisch, das die internationale Presse Assoziationen zwischen Kroos und anderen Top-Klubs attestieren will. Während in der Vergangenheit oft der Name Real Madrid fiel, soll nun das ganze Establishment aus der Premier-League mit einer Verpflichtung des 24-Jährigen kokettieren, der italienische Ausnahmeklub Juventus Turin soll laut italienischen Medien ebenfalls Interesse an einer Verpflichtung geäußert haben. Sportvorstand Matthias Sammer dementierte nach dem Bayern-Erfolg in Nürnberg: „Wir haben tausend Mal gesagt, dass wir ein Käuferverein sind und kein Verkäuferverein.“

Dennoch finden die Gerüchte weitere Nahrung. So saß der Greifswalder, der in den ersten 18 Spielen jeweils zum Einsatz kam (15-mal Startelf), sowohl gegen Frankfurt als auch gegen Nürnberg jeweils über die komplette Distanz auf der Auswechselbank. Die Münchner Lokal-Zeitung „TZ“ titelte: „PEP verweigert Statement zu Kroos.“

Darf also in Rostock gehofft werden? Bei einem taxierten Marktwert von 32 Millionen Euro würde nämlich eine große Summe winken. Wahrscheinlich könnte sogar eine Ablöse um die 40 Millionen Euro möglich sein, schließlich sind die englischen Klubs nur allzu sehr dafür bekannt, den Marktwert eines Spielers deutlich zu überbieten, um sich in die beste Verhandlungsposition zu manövrieren.

Hansa-Pressesprecher Lorenz Kubitz  äußerte sich gewohnt schnell zu der Anfrage von BLOG-TRIFFT-BALL: „Wir verfolgen mit Stolz die Entwicklung unseres einstigen Jugendspielers bis hin zum internationalen Schwergewicht. Wir sehen ihn durchaus als ein Aushängeschild für den FC Hansa an.“ Kubitz zum möglichen finanziellen Segen: „Wir schauen uns genau an was Toni in München sportlich macht, wir warten aber nicht darauf, das sich seine Karriere-Planung in eine entsprechende Richtung entwickelt.“

Aussagen denen man nur zustimmen kann. Schließlich scheinen die Chancen auf einen Kroos-Wechsel trotz der gegenwärtigen Lage verhältnismäßig gering zu sein, dazu kommt, dass im Wirrwarr der FIFA-Statuten fast alles möglich erscheint.

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Dennoch zum Abschluss eine Zahl zur besseren Vorstellung: Bei einer Ablösesumme von spekulativen 40 Millionen Euro könnten 600.000 Euro in die verebbte Hansa-Kasse gespült werden. Darüber hinaus wird seit Jahren über eine mögliche Klausel in dem  Kroos-Vertag diskutiert, die dem FC Hansa Rostock angeblich weitere Prozente an einem möglichen Wechselgeschäft einräumt. Allerdings bewegt sich auch hier vieles in einem spekulativen Rahmen.

Für Kroos, der sich in der Kampagne „Sag ja zum FCH“ zu Wort meldete und beim Benefizspiel im letzten Sommer eine emotionale Rückkehr feierte, trotz aller Vereinsverbundenheit wohl eher kein Kriterium für einen Wechsel ins Ausland.

Ein weiteres Beispiel für das selbige Prozedere lieferte dabei übrigens Deutschlands Superstar Mesut Özil. Als dieser für geschätzte 15 Millionen Euro von Bremen nach Madrid transferiert wurde, erhielt sein Jugendklub Rot-Weiß Essen nach Informationen des „Reviersports“ 270.000 Euro, Schalke 04 immerhin noch 180.000 Euro. Schalke bekam also trotz der zwischenzeitlichen Zahlung von 5 Millionen von Werder Bremen seinen Anteil am Weiterverkauf. Wichtig dabei: Der Spieler muss mindestens im Alter von 12 Jahren noch beim Verein gespielt haben, ansonsten entfällt der Anspruch auf die Entschädigungszahlungen.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.