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Schwenke: „Karsten Neitzel ist der richtige Mann“

Wolfgang Schwenke kennt sich im Kieler Sport aus. Nach 13 Jahren im Trikot der Zebras trägt er nun seit Jahren als Geschäftsführer das Federkleid des Storches. BLOG-TRIFFT-BALL sprach mit dem Manager über eine engere Zusammenarbeit mit dem THW, die Mentalität der Skandinavier und über die kommende Halbserie.

Foto: calcio-culinaria.de

 

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Herr Schwenke, schön dass Sie sich Zeit genommen haben. Zwei der drei neuen Spieler kommen aus dem skandinavischen Raum. Steckt da ein System dahinter?

Allgemein steckt hinter jeder unserer Verpflichtungen ein System, da wir ja nicht nach Lust und Laune den Markt sondieren. Sie haben aber nicht ganz Unrecht, wir haben den skandinavischen Markt in der Winterpause intensiver betrachtet. Zum einen, da wir mit Casper Johansson sehr gute Erfahrungen gemacht haben, zum anderen aber auch aufgrund der Mentalität. Ich glaube dass das „Nordische“ sehr gut in unsere Region passt. Ganz wichtig ist dabei, dass sich die Spieler durch die regionale Nähe zur Heimat noch schneller einleben können, so lassen sie sich unserer Meinung nach auch noch besser in die Mannschaft integrieren. Grundsätzlich habe ich auch in meiner aktiven Zeit als Handballer nur positive Erfahrungen im Umgang mit den Skandinaviern gesammelt. Über Niveau und Potentiale aus dem Skandinavischen Raum wäre Herr Andreas Bornemann jedoch der kompetentere Gesprächspartner.

In Rostock war es zu den Schweden-Zeiten so, dass am Spieltag eine Fähre mit schwedischen Fußballfans ankam. Erhoffen Sie sich etwas Ähnliches?

Das ist natürlich eine schöne Vorstellung gegen die ich nichts einzuwenden habe. Ich denke auch, dass die Chancen gar nicht so schlecht stehen, immerhin ist die Dritte Liga eine sehr spannende Liga und für die Zuschauer bisweilen sehr attraktiv. So eine Stimmung wie gegen Hansa Rostock lockt natürlich erst recht auswärtige Fans an. Die Dänen kennen sowas nämlich nicht unbedingt aus ihren Spielklassen.

Aktuell stehen Sie auf einem Abstiegsplatz. Die Kritik an Ihrem Trainer Karsten Neitzel nimmt zu. Wie stehen Sie dazu?

Für uns ist klar, dass Karsten Neitzel der richtige Mann ist. Wir dürfen ja auch nicht vergessen: Er kam erst im Sommer in eine für ihn weitestgehend unbekannte Mannschaft, auch müssen die grundsätzlich guten Leistungen und das Verletzungspech berücksichtigt werden. Vorschnelle Handlungen entsprechen und entsprachen auch nie unserer Philosophie und dabei wird es auch in Zukunft bleiben.

Wo erkennt man Ihre Philosophie?

In der grundsätzlichen Arbeit. Wir arbeiten Schritt für Schritt und setzten dabei vor allem auf die richtigen Strukturen. Viele Vereine investieren erst in die Beine und wollen mit aller Macht den sportlichen Erfolg und beabsichtigen dann, dass andere mit den erspielten Fernsehgeldern nachzuholen. Wenn die jedoch nicht erspielt werden, dann wird es eng für die Klubs. Wir streben zurzeit, auch dank unserer Sponsoren, die Zertifizierung unseres Jugendleistungszentrums an. Auch gibt es lose Planungen hinsichtlich eines gemeinsamen Förderinternats mit dem THW Kiel.

Das klingt sehr interessant.

Das ist es auch. Ich stehe im Austausch mit den Verantwortlichen beim THW und wir diskutieren durchaus darüber, wie beide Klubs effektiver zusammenarbeiten können. Eine Verbindung durch ein gemeinsames Leistungszentrum samt Internat wäre für beide Seiten attraktiv.

Verträgt die Stadt Kiel zwei erfolgreiche Klubs?

Ich bin davon überzeugt dass sie das tut. Kiel hat die nötige Größe um zwei erfolgreiche Vereine zu beherbergen. Um den Handball muss man sich in Schleswig-Holstein eh keine Sorgen machen, denn wir befinden uns ja hier in einer wahren Handballhochburg. Dass der Fußball auf dem aufsteigenden Ast ist, erkennr man vor allem an zweierlei Dinge. So konnten wir unseren Sponsoren-Pool von 75 auf 210 Partnern fast verdreifachen und auch der Zuschauerschnitt hat sich stark verbessert. Von knapp 3400 auf über 5000 Besucher bei den Heimspielen. Das ist noch lange nicht perfekt, aber momentan absolut zufriedenstellend.

Wird der THW dann irgendwann überholt?

Sportlich wird das unmöglich sein. Der THW ist deutscher Abonnement-Meister, Dauergast in der Champions-League und hat einige der weltbesten Spieler in seinen Reihen. Ich erhoffe mir aber, dass wir den THW irgendwann in Sachen Zuschauerresonanz einholen können. Alleine schon durch die höhere Stadionkapazität und den Wachstumsmöglichkeiten in diesem Bereich bin ich da sehr guter Dinge. Voraussetzung dafür  ist aber, dass wir sportlich erfolgreich weiterarbeiten. Unser damaliger DFB-Pokal Siegeszug hat ja eindrucksvoll gezeigt was  in puncto Zuschauerinteresse möglich ist.

Beim FC St. Pauli hat damals unter Andreas Bergmann mit dem DFB-Pokal Halbfinaleinzug vieles angefangen. Zwei, drei Jahre später ging es dann richtig voran.

Da sind gewiss paar Gemeinsamkeiten zu erkennen. Jedoch steht für uns erstmal im Vordergrund, die laufende Saison erfolgreich zu beenden. Träumereien haben sicherlich ihren Charme, sind aber nicht Bestandteil unserer täglichen Arbeit.

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Herr Schwenke. Sie sprachen davon die „Saison erfolgreich zu beenden“. Wie sehe das aus?

Wir beschäftigen uns nicht mit einer Tabellenplatzierung, sondern wollen uns erst einmal in der Liga etablieren. Dafür ist der Klassenerhalt die Grundvoraussetzung. In dieser Liga muss man einfach höllisch aufpassen. In so einer spannenden und umkämpften Liga, wo fast jeder jeden schlagen kann, ist vieles möglich.

Anm. d. Red.: Das Interview wurde vor zwei Wochen geführt.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.