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Oddset-Pokal: Das Finale von Freunden

Der SC Condor und der USC Paloma bestreiten am Donnerstag (16 Uhr) das Finale des Hamburger Oddset-Pokals. Zwar ist auf dem Platz ein heißer Tanz zu erwarten, abseits des Rasens sind jedoch mehr Liebes- als Giftpfeile unterwegs.

Fotos: noveski.com

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Der Höhepunkt des Hamburger Amateurfußballs findet am Donnerstag endlich seine Austragung. Während sich der USC Paloma bereits seit dem Halbfinalerfolg über die Hamburger Victoria freuen durfte, mussten die Raubvögel nach dem turbulenten Elfmeterwirrwarr gegen Altona 93 trotz des sportlichen Sieges noch ein wenig zittern. Letztendlich stand diesem Finale, das zwischen dem Sechsten der Oberliga Hamburg und dem Zweiten der sechsklassigen Landesliga Hammonia seine Austragung findet, der Einspruch Altonas jedoch nicht entgegen.

Obwohl die Partie vielleicht nicht die ganz großen Namen beherbergt, wie sie zum Beispiel Altona, Victoria oder Elmshorn tragen/trugen (sucht es euch aus!), ist die Begegnung zwischen den Hamburger Teams aus Farmsen und Uhlenhorst eine Begegnung, die in vielen Gesichtern positive Resonanzen hervorruft. Schließlich ist es ein Duell sympathischer und vor allem beständig arbeitender Klubs, denen man den Titel als neutraler Beobachter liebend gerne gönnen würde.

Doch nicht nur Außenstehende, auch die eigentlichen Protagonisten selbst bringen durchaus Empathie für die jeweiligen Kontrahenten auf. Das mag bei Condor-Trainer Christian Woike an seiner Vergangenheit liegen, schließlich holte der 35-Jährige vor genau zwölf Jahren im Trikot des USC den begehrten Stadtpokal, der den Klub schließlich den Weg in die erste Pokalrunde gegen Kaiserslautern (0:5) ebnete. Der Trainer des Favoriten erinnert sich: „Die Erinnerungen an die gute Zeit in Paloma verschwinden nicht mit der Zeit, die sind noch immer präsent.“

Auch sein Gegenüber Marco Krausz, der die Tauben nachdem letztjährigen Abstieg  aus der Oberliga Hamburg auf den 2. Tabellenplatz geführt hat, bringt durchaus Sympathie für seinen Konkurrenten um die Oddset-Krone auf. So erklärt er gegenüber BLOG-TRIFFT-BALL: „Ich kenne den Christian seit Jahren und wir verstehen uns seit eh und je sehr gut. Doch nicht nur wir, sondern viele Spieler und Verantwortliche auf beiden Seiten schätzen sich gegenseitig.“

Zum Beispiel die beiden Condor-Akteure Carlos Flores und Max Anders, die unter Krausz im Landespokalfinale 2006 mit Meiendorf gegen St. Paulis erste Mannschaft recht deutlich mit 0:7 scheiterten. Eine von zwei Niederlagen, die der Paloma-Trainer in einem Landespokalfinale erlitt. „Ich habe den Titel zweimal gewonnen und zweimal im Finale verloren. Davon meine einzige Finalteilnahme als Trainer. Deshalb will ich nicht nur die Bilanz positiv gestalten, sondern möchte auch mal als Trainer diesen Erfolg feiern.“

Feiern wird sein Gegenüber vom favorisierten Hamburger Oberligisten am Donnerstag definitiv. Die Ausmaße hängen zwar vom Ausgang der Partie ab, der 36. Geburtstag im Hause Woike dürfte aber dennoch ordentlich besungen werden. Der Condor-Coach spricht deshalb schon einmal von einem persönlichen Hattrick: „Die Finalteilnahme, der attraktive Gegner und das alles an meinem Geburtstag. Das kommt einem Hattrick schon ziemlich nahe.“

Genau das möchte Palomas Krausz trotz seines bereits verpackten Geburtstagspräsents um jeden Preis verhindern: „Ein Geschenk wird es zwar geben, aber definitiv nicht auf dem Rasen.“, so die ziemlich nett konnotierte Kampfansage des ehemaligen Oberliga-Trainers.

Dabei wartet auf die erwarteten 3000 Zuschauer alles andere als ein Freundschaftskick. Trotz weitreichender Freundschaften zwischen den Protagonisten, geht es für beide Teams um unglaublich viel. Neben dem Prestige, das ein Titelgewinn von Natur aus mitbringt, winken ein Preisgeld von 5000 Euro und etwa 110.000 Euro durch das Erreichen der erste DFB-Pokalrunde.

Palomas Krausz macht deshalb deutlich: „Wir wollen unabhängig vom Gegner jede Partie gewinnen. Der Pokalsieg ist unser Ziel, und nur darauf konzentrieren wir uns. Fakt ist aber auch: Sollte es nicht reichen, reicht man den Sieger in Form von Condor bestimmt lieber die Hand als manch anderen.“, so ein grinsender Uhlenhorster.

Ähnliches, stimmt auch Woike an: „Im Falle des Sieges sollten wir schon feiern und nicht zu sehr mit den Unterlegenen mitfühlen. Solche Tage erlebt man nicht oft und die sollte man genießen.“

Einen Bollerwagen, am Herrentag der elementare Bestandteil des zur Tradition verkommenen Besäufnisses, braucht Woike dabei im Fall der Fälle jedoch nicht: „Ich war nie einer von dieser Sitte und ich glaube, dass wir den für einen guten Abend nicht bräuchten. Eigentlich möchte ich auch gar nicht so viel zu etwaigen Festlichkeiten sagen, schließlich steht uns eine  sehr schwere Aufgabe bevor.“

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Dass das baldige Geburtstagskind von einer großen Herausforderung spricht, kommt dabei nicht von ungefähr. Immerhin räumte die Krausz-Mannschaft mit Victoria, Curslack-Neuengamme und Bramfeld höherklassige Stolpersteine aus dem Weg und verschaffte sich auf diese Weise ordentlich Respekt. Insbesondere der Triumph über den Regionalliga-Absteiger von der Hoheluft dürfte die Schulterpartien der Spieler noch etwas verbreitert haben.

Vielleicht verzichtet deshalb der 40-jährige Trainer auf besondere Übungseinheiten mit seinen Spielern. Das Elfmeterschießen, wird zum Beispiel im Tauben-Nest nicht gesondert trainiert. Die passende Erklärung hat der Chef an der Seitenlinie sofort parat: „Seit dem Halbfinale wissen wir doch, dass gegen Condor fünf gute Elfmeterschützen reichen.“, hallt es inmitten eines bescheidenen gehaltenen Lachens. Krausz macht jedoch ebenso deutlich: „So viel Spaß muss erlaubt sein. Ich möchte aber nicht, dass das als Spitze gegen den damaligen Schiedsrichter gewertet wird. Im Gegenteil, ich schätze den Unparteiischen sehr und würde ihm immer die Leitung unserer Partien anvertrauen.“

Bei all der gegenseitigen Sympathie wird deutlich: Das ist weder ein Duell rivalisierender Klubs, noch ist eine Spitzenpartie zwischen den Topmannschaften des Hamburger Amateurfußballs. Aber sie ist dennoch etwas Besonderes. Ein Aufeinandertreffen von Freunden, an einem Feiertag, an dem man sich gerne mit eben diesen trifft.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.