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FC Schönberg 95: „Regionalliga perspektivisch ein Ziel“

Vor ein paar Monaten noch quasi abgestiegen, nun ein Team mit reichlich Oberliga-Starpower. Bei den Palmberg-Kickern vom FC Schönberg 95 entwickelt sich derzeit vieles. BLOG-TRIFFT-BALL sprach mit Cheftrainer Axel Rietentiet über die Aussichten der ehemaligen Mecklenburger Nummer Zwei.

Foto: presse.upahl.de

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„Totgesagte leben länger.“ Diese altbekannte Phrase findet seit einigen Wochen auch im beschaulichen Schönberg ihre Richtigkeit. Schließlich gelang der Mannschaft von Cheftrainer Axel  „Riete“ Rietentiet eine beeindruckende Erfolgsserie, die den  Weg zum zwischenzeitlich fast abgeschriebenen Klassenerhalt doch noch ebnete. 26 Punkte aus den letzten elf Spielen sind der beste Beleg für eine in weiten Teilen herausragende Rückrunde.

Einen maßgeblichen Anteil verbucht dabei der Ur-Mecklenburger Axel Rietentiet, der die stark verunsicherte Mannschaft im vergangenen Herbst  in trainierender Funktion übernahm  und nach kurzer Anlaufzeit zu neuer Stärke führte. Der 44-Jährige, der lange Zeit als Trainer im Unterdeck der Hansa-Kogge aktiv war, sieht das Lob aber nicht allzu gerne auf seine Person vereint: „Nur weil wir eine bärenstarke Rückserie gespielt haben, bedeutet das ja lange nicht, dass das alles mein Verdienst war. Sowas geht nicht ohne mitziehende Mannschaft.“

Eine Mannschaft, die bis zum Amtsantritt des gebürtigen Rostockers am 15. November bereits tief im Abstiegsschlamassel versunken war.  Nichts anderes drückten die sechs Punkte aus, die sich bis dahin auf das Konto des FC Schönberg 95 mehr oder weniger verirrt hatten. Dass es am Ende 36 waren, begründet Rietentiet vor allem mit kleineren Stellschrauben, die er in der Winterpause neu austarierte: „Wir hatten eine einfache Philosophie: mehr machen als alle andere. Weiter laufen, härter trainieren und alles investieren. Das Team hat alles umgesetzt und hat sich somit dieses glückliche Saisonende verdient.“

Ein Team, dass sich für das nächste Jahr bereits einiges vorgenommen hat. Die ersten Neuzugänge, darunter mit Henry Haufe und Maximilian Rausch zwei altbekannte Gesichter von den FC Hansa Amateuren, sorgten in der ganzen Liga für Aufsehen. Mit Anton Müller, der im letzten Jahr zwölf Drittligaeinsätze absolvierte, kommt zudem ein ehemaliger Fußballprofi aus Halle in den Norden der Republik. Dass mit Takuya Okada  zudem ein junges Talent aus dem Nachwuchs von Holstein Kiel geholt wurde, rundet die Sache ab.

Rietentiet selbst will aber nicht alles auf die aktuellen Neuzugänge festmachen: „Wir haben ja nicht nur die drei Ex-Rostocker geholt, sondern weitere interessante Jungs verpflichtet. Das übrigens auch schon im letzten Winter. Dazu kommen die vielen guten Kicker, die bereits vorher bei uns gespielt haben. Das sieht schon sehr vielsprechend aus.“

Vielsprechend, aber auch aufstiegsreif? Der  Chef an der Seitenlinie winkt ab: „Wir wissen, das wir einen guten Kader unser Eigen nennen dürfen. Aber über den Aufstieg reden wir weder öffentlich, noch intern.“  Die Erklärung folgt prompt: „Zum einen wäre es unseriös, wenn wir nach der  verkorksten Hinrunde aus dem Vorjahr jetzt sagen: Wir wollen aufsteigen. Anderseits würde ein Aufstieg noch nicht wirklich Sinn machen, da wir erstmal unsere Infrastruktur für etwaige höhere Ziele fitmachen müssen.“ Diese „höheren Ziele“ will der ehemalige  Verteidiger vom FC Hansa Rostock für die Zukunft nicht ausschließen. „Perspektivisch ist die Regionalliga sicherlich ein Ziel.“, heißt es von Seiten Rietentiets abschließend zur Thematik.

Was nach Understatement klingt, gar auch als Vorsicht interpretiert werden könnte, besitzt in Schönberg jedoch seine historische Daseinsberechtigung. Ein Schönberger Fan erklärt schmunzelnd gegenüber BLOG-TRIFFT-BALL: „Mit dem Begriff „Granaten“ hantiert man in Schönberg vorsichtig. Es gab schon viele vermeintliche Spitzen-Neuzugänge, die am Ende nicht so richtig hochgehen wollten.“

Kleinere Probleme sind tatsächlich zu erwarten. Aufgrund des breitgefächerten Kaders, der auf fast allen Positionen doppelt besetzt sein soll, sind Platzkämpfe nicht auszuschließen. Rietentiet selbst wertet das jedoch positiv: „Was wünscht sich ein Trainer mehr? Ein breiter Kader bietet doch reichliche Optionen. Klar, es wird ohne Zank und Neid nicht gehen. Aber ich bin zuversichtlich, dass das alles im normalen Rahmen bleiben wird  und alle an einem Strang ziehen.“

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Zum Ende des Gespräches, dass während der Halbzeitpause des WM-Spiels Kolumbien – Elfenbeinküste geführt wurde („Riete“ ist „warum auch immer“ für Kolumbien), lässt sich der Trainer zumindest indirekt noch ein klar definiertes Saisonziel entlocken.

Die Außenseitersiege von Neustrelitz und Neubrandenburg lassen nämlich auch in Schönberg wieder Landespokal-Pokalträume erwachen. „Der Pokal ist natürlich eine besondere Geschichte. Den will doch jeder Trainer gewinnen.“ Ob die Mannschaft die dafür notwendigen Qualitäten besitzt, kann man indes schon am 9. Juli das erste Mal beäugen. Da kommt nämlich der FC Hansa Rostock anlässlich eines Vorbereitungsspiels in die Palmberg-Arena.

Für Rietentiet und die anderen Ex-Hanseaten, ein heiß erwartetes Wiedersehen.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.