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Vieles neu beim SV Eichede

Der SV Eichede spielte eine aufregende Debüt-Saison in der Regionalliga-Nord. Eine Spielzeit, die letztendlich nicht mit dem Klassenerhalt gekrönt sein sollte. Von Niedergeschlagenheit ist bei den Schleswig-Holsteinern aber wenig zu spüren. BLOG-TRIFFT-BALL sprach mit dem Cheftrainer Oli Zapel und ließ sich den Neustart erklären.

Einen bestmöglicheren Trainingsauftakt hätten sich die Spieler vom SV Eichede gar nicht ausmalen können. Schließlich eröffnete das gemeinsame Fußballschauen des deutschen Fußballfestes gegen Portugal das kommende Fußballjahr. Erst nach dem Spiel, so berichtete Eichede-Trainer Oliver Zapel im Vorfeld, stand beim SVE das erste gemeinsame Training an.
Ein Training, das Oliver Zapel deutlich fokussierter durchführen konnte als noch im letzten Jahr. Marcel Müller, zuletzt in assistierender Aufgabe neben Zapel tätig, übernimmt schließlich das Zepter der zweiten Mannschaft, die durch den Abstieg der Ersten ebenfalls ein Stockwerk runter musste. Ein Umstand, der das Arbeiten für den Cheftrainer der ersten Herrenmannschaft erleichtern sollte. Dieser hatte im vergangenen Jahr noch beide Teams in Personalunion geführt.

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Zapel sieht Vorteile, versteht die verbesserte Situation jedoch nicht als Freibrief: „Natürlich birgt ein kleinerer Kreis Vorteile in der Trainingsarbeit. Aber unser Projekt ist immer noch eine anspruchsvolle Aufgabe und alles andere als ein Selbstläufer.“

Doch aus der Stimme Zapels dringt Zuversicht. Aus gutem Grund, wie er BLOG-TRIFFT-BALL  erläutert: „Ich bin sehr vorfreudig. Einfach, weil für mich die richtige Trainingsarbeit jetzt beginnt. Die ersten zwei Jahre waren sowohl im Erfolg als auch im Kampf um den Klassenerhalt hektisch, kurzfristig ausgerichtet und stressig. Da hangelt man sich von Woche zu Woche. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo ich als Trainer einen eigenen Fußball mit meinen Jungs strukturieren möchte.“

Dieser wird dabei deutlich offensiver als im Vorjahr werden. Aus dem SV Eichede, der im vergangenen Jahr nach einer guten Phase zu Saisonbeginn recht früh in den Abstiegsstrudel hineingeraten war, wird im kommenden Jahr der große Ligafavorit. Der sich gegen Mannschaften behaupten muss, die unbedingt die Überraschungen schaffen wollen. Die Steinburger sind nicht mehr eine Pflichtaufgabe, sondern eine besondere Herausforderung. Zapel selbst möchte sein Team jedoch nicht allzu hochleben lassen. „Wie vermessen wäre es denn, wenn wir uns selbst als Favoriten darstellen? Uns ehrt es wirklich, dass andere Kollegen das tun. Aber wir selbst werden nie mit der Attitüde antreten, die Besten der Liga zu sein, ohne dafür den Beweis angetreten für haben.“ Die Zielstellung definiert der gebürtige Harderberger dementsprechend in kontrollierter Offensive: „Wir wollen zwischen dem ersten und vierten Platz einlaufen.“, so Zapel.

Wer sich jedoch  im Umkreis des SVE jüngst umgehört hatte, der wird eine gewisse Aufstiegslust vernommen haben. Der Klub, im letzten Jahr 26 Punkte aus 34 Spielen erringend, will zurück in die Regionalliga Nord. Auch Zapel macht ohne blasiert zu wirken klar, dass für ihn der Wunsch des Wiederaufstiegs ganz oben auf der eigenen Agenda steht: „Wenn man so etwas Besonderes erlebt hat und das auf einmal nicht mehr da ist, dann ist doch immer das Begehren da, sich das Besondere zurückzuholen. Man kann ohne zu übertreiben sagen, dass sich eine Sehnsucht in der Region, im gesamten Verein, bei den Spielern und natürlich auch bei mir entwickelt hat.“

Eine Sehnsucht, für die die Spieler des SV Eichede in der Vorbereitung wieder einmal an die eigenen Grenzen gehen werden. Das sowohl gefürchtete als auch teilweise geliebte, auf jeden Fall schon traditionelle, Bootcamp steht am kommenden Wochenende an. Ein Trainingslager der besonderen Art. Das macht auch Zapel mit einem kleinen Bonmot deutlich: „Wenn Sie vom Trainingslager sprechen, dann müssen Sie aber bitte das Wort „Lager“ besonders betonen.“

Eine kleine humoristische Randbemerkung, die jedoch in ihrer Wahrheit absolut zutrifft. Schließlich wird am Wochenende in Zelten gecampt. Zumindest am Freitag, den ersten sogenannten „Schweinetag“ im Trainingsprogramm, müssen alle unter freiem Himmel nächtigen. Teambuilding der besonderen Art, das am Samstag  schon wieder auf die Probe  gestellt wird. Wer die samstäglichen Teamkämpfe gewinnt, darf sich nämlich eines richtigen Daches am Abend erfreuen. Wie auch der frisch in Griechenland ausspannende Trainer, der sich „zu analytischen Arbeiten“  ebenfalls schmunzelnd in ein überdachtes Domizil flüchten wird.

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Das abendliche WM-Spiel zwischen Deutschland und Ghana darf jedoch jeder sehen, wie Zapel in beruhigender Manier verkündet: „Ich glaube, so gemein darf es auch nicht in einem Bootcamp zugehen. Jedoch haben die letzten Jahre gezeigt, dass um 21 Uhr bei den meisten die Decke schon über den Kopf gezogen war. Sie dürfen, aber ob sie es noch können ist die andere Frage.“

Die Freude und der Optimismus, die aus der Stimme des Trainers spricht, machen dabei deutlich, wie wichtig die Aufgabe für den Lokalmatador ist. Einen Hehl um künftige, eigene Ziele, macht der Chef an der Seitenlinie jedoch nicht. Trotz aller Verbundenheit, trotz aller gegenseitigen Schätzung – der SV Eichede wird eine temporäre Station für Zapel bleiben: „Ich denke,  dass jeder der mich kennt weiß, dass ich irgendwann gerne in einer noch professionelleren Liga arbeiten möchte. Dafür habe ich viel in die Berufung als Trainer investiert und möchte mir diesen Wunsch selbst irgendwann erfüllen.“

Die Stilzes, Ismaels und Breitenreiters, die diesen Sprung aus der Regionalliga gemeistert haben, machen schließlich Mut auf einen ähnlichen Werdegang. Für Zapel ein Grund mehr, im nächsten Jahr aufzusteigen: „Ich denke, dass es für mich eine große Chance wäre. Anderseits, das ist vielleicht noch wichtiger, haben wir alle in Eichede auch was von einem Aufstieg.“

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.