Top

Ina Menzer spricht über die wahren Sporthelden

Mehr und mehr treibt die ehemalige Box-Weltmeisterin Ina Menzer nach 20 Jahren Kampf-Karriere die geschäftliche Laufbahn voran. In der Hamburger Urkneipe „Zur Ritze“ trafen wir die 33-Jährige und sprachen mit ihr über alte Zeiten und den Missstand im deutschen Leistungssport.

 

Frau Menzer, zunächst ein Kompliment: Sie scheinen gut in Schuss und wirken trotz Ruhestand recht durchtrainiert.
Ich habe ja nur mit dem Profiboxen aufgehört, Sport treibe ich immer noch jeden Tag.

Ich wäre auch überrascht gewesen, wenn Sie als übergewichtige Ex-Boxerin hier sitzen würden.
Meine Figur und ein positives Körperbefinden ist mir auch nach der Laufbahn noch wichtig. Ich trainiere noch immer jeden Morgen um halb Sieben und genieße das Auspowern mehr denn je.

Sie absolvieren auch gerade ein Praktikum bei Sportfive. Wie oft müssen Sie dort ein spontanes Boxtraining im Firmenflur geben?
Die Idee als solche nehme ich gerne mal auf. Aber die neue Arbeit ist so umfassend, dass ich mich für derartige Übungen besser nicht zu Verfügung stellen sollte.

Um beim Boxen zu bleiben: Läuft nicht gut gerade, oder?
Da ist leider zu viel passiert. Ich finde die Entwicklung im Boxen mehr als schade. Und sollten sich tatsächlich auch noch die Wege von ARD und Sauerland trennen, bleiben am Ende nur noch die Klitschkos im Fernsehen. Das wäre bitter. Definitiv befindet sich das Boxen in einem großen Tief.

Was lief in den letzten Jahren nicht richtig?
Die Nachwuchsarbeit ist seit vielen Jahren ein Problem. Und daraus ergibt sich, dass sich bis heute keine echten Zugpferde entwickelt haben. Wenngleich der größte Rückschlag sicherlich der ZDF-Rückzug vom Boxen war. Das war eine Katastrophe. Speziell auch für das Frauen-Boxen, da dass ZDF in der Kooperation mit Universum ja eben auch unsere Kämpfte ausgestrahlt hat. Seitdem es diese Plattform für uns nicht mehr gibt, geht’s mit der Popularität des Sports steil bergab.

Glauben Sie an ein Box-Comeback im Fernsehen?
Davon bin ich überzeugt. Sobald ein Gesicht, ein starker Boxer und ein gutes Gesamtpaket den Markt betritt, wird sich ein Fernsehsender dafür interessieren. Der Boxsport bietet viel zu viel Spektakel und ehrlichen Wettkampf, dass Medien dieses Potential ignorieren.

Anderes Thema: Sie sind aktuell auch Patin des Team Hamburg 2016. Erzählen Sie mal.
Ich sag’s mal so: Das Team Hamburg ist ein Förderprogramm, das 59 Spitzensportler aus der Region unterstützt.

Benötigt eine sportbegeisterte und finanziell starke Stadt wie Hamburg so ein Vorhaben?
Die staatlichen Unterstützungen für Spitzensportler sind, gerade im Vergleich zu vielen anderen Nationen, noch immer sehr gering. Hierzulande müssen sich viele Athleten oft alleine durchboxen. Deswegen sind unsere Sportler im Team Hamburg 2016 die wahren Helden. Sie lieben ihren Sport. Diese Leidenschaft wollen wir jetzt unterstützen.

» Die Mission Team Hamburg 2016

Steinig waren auch Ihre ersten Jahre als Boxerin.
Die ersten Jahre waren echt krass. Ich habe geputzt, um mir das Boxen leisten zu können. Es ging nicht anders. Im Sommer habe ich ab und zu noch in einer Imbissbude gearbeitet. Sieben Jahre ging das so, von 16 bis circa 23. Nur so kam ich über die Runden und konnte neben Schule, Ausbildung und Studium meinen Sport nachgehen.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Wie hoch war Ihre erste Gage?
Als Amateur habe ich gar kein Geld für meine Kämpfe bekommen. Nach einem gewonnen Kampf kam mal ein ehemaliger Trainer der Gegnerin zu mir und hat mir 40 D-Mark in die Hand gedrückt. Das war mein erster Lohn, mit 16 oder 17, und ich habe mich riesig gefreut.

Später sind Sie als Studentin Box-Weltmeisterin geworden. Auch nicht schlecht …
Ja, das war 2005. Und ich habe zu dem Zeitpunkt noch bei meinen Eltern gewohnt.

Frau Menzer, das war’s. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei den neuen Aufgaben.

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.