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Peter Vollmann im Interview: „Keine falschen Versprechungen“

Noch bevor Peter Vollmann die Reise nach Münster antrat, traf BLOG-TRIFFT-BALL den neuen Kapitän der Kogge zum Interview in der DKB-Arena. Vollmann, leger in Badelatschen unterwegs und sehr gesprächsfreudig, sprach unter anderem über Stammelf-Gedanken und dem möglichen Aufstieg am Horizont.

Herr Vollmann, schön, dass Sie sich für ein Gespräch mit BLOG-TRIFFT-BALL die entsprechende Zeit nehmen. Wir sprachen ja schon einmal im Rahmen eines Interviews miteinander. Vor gut einem Jahr fragten wir Sie, ob Sie sich in drei Jahren eher im Strandkorb, in der 2. Bundesliga oder in Ghana sehen. Mit dem Strandkorb hat es ja schon einmal ganz  gut geklappt.
Dass es am Ende wieder zu dieser Konstellation zwischen mir und dem FC Hansa Rostock gekommen ist, freut mich natürlich sehr. Wir haben vor vier Jahren Erstaunliches hier in Rostock erlebt und eine schöne, vor allem aber auch eine erfolgreiche Zeit gemeinsam bestritten. Mit dem Strandkorb ist es natürlich so eine Sache. Ich war mit meiner Frau erst einmal am Strand, was sich hier in Rostock natürlich sehr anbietet. Aber die meiste Zeit habe ich bisher, mit der Mannschaft,  bei der Arbeit auf und neben dem Platz verbracht.

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Ich nehme an, dass nun die 2. Liga als nächstes auf der Agenda steht.
Die Wunschvorstellung ist es natürlich, dass mit einer jungen und hungrigen der Aufstieg mittelfristig gelingt. Ich persönlich möchte noch nicht allzu sehr vom Aufstieg sprechen, da zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar ist, wo die Mannschaft im Ligavergleich steht. Ich denke es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn ich behaupte, dass 10 Mannschaften theoretisch in der Lage sein könnten, um den Aufstieg zu spielen.

Wissen Sie, was die Hansa-Aufstiege 90/91, 94/95, 06/07 und 10/11 gemein hatten?
Oh, ich glaube da bin ich etwas überfragt. Bitte helfen Sie auf die Sprünge.

Nach vier der letzten sechs Weltmeisterschaften erspielte sich der FC Hansa den Aufstieg in eine höherklassige Liga. Das kann doch ein gutes Omen sein.
Ich bin kein besonders großer Freund von diesen besagten  „Omen“. Diese können ja nachträglich immer anders interpretiert werden. Ebenso bin ich mir ziemlich sicher, dass solche Randaspekte einen eher geringen Einfluss auf die tatsächliche Entwicklung nehmen. Es ist wohl besser, wenn wir das am Saisonende noch einmal besprechen.

Wo wir bei guten Vorzeichen sind. Ich finde, dass die Vorbereitung und das neue Personal Lust auf die Saison machen. Anders als im letzten Jahr, als Spieler den Verein verließen, die man eigentlich gern gehalten hätte, konnte man die Mannschaft ohne schmerzhafte Verluste verstärken.
Der FC Hansa ist ja aus der Vergangenheit leidlich daran gewöhnt, wie es ist, wenn man wichtige Spieler verliert. Dass kann manchmal nur schmerzhaft sein, gelegentlich können aber auch wirtschaftliche Vorteile entstehen. Bestes Beispiel ist ja zurzeit die Entwicklung um Toni Kroos, die dem Verein ja finanziell zu Gute kommt. Zur Ausgangsfrage: Ja, ich glaube, wir können schon sagen, dass wir den Kader punktuell verstärken konnten und dabei auf Missstände aus dem Vorjahr reagiert haben.

Sind Sie denn zufrieden mit den Verpflichtungen oder gab es Spieler, die einfach nicht verfügbar waren?
Jeder Klub ist doch mit der Situation vertraut, dass längst nicht alles klappt, was man sich vielleicht personell erwünscht. Das ist nicht nur in der dritten Liga und beim FC Hansa so, sondern überall ein Bestandteil des Transferalltages. Zu unseren Verpflichtungen kann man sagen, dass wir vier, fünf Spieler geholt haben, die in jedem Fall ganz vorne um die Startelfplätze mitmischen. Oberstes Ziel war es nämlich, den Kader auf Anhieb zu verstärken.

Wäre es bei Wehen Wiesbaden leichter gewesen, die gewünschten Spieler zu verpflichten?
Die Frage ist schwer zu beantworten. Natürlich ist man in Wehen Wiesbaden, was die finanziellen Möglichkeiten betrifft, besser ausgestattet. Die Strukturen sind dadurch auch etwas anders. Man darf jedoch nicht vergessen, dass auch die Tradition des Vereins, die Umgebung – Rostock liegt am Meer – die Zuschauerzahl  sowie das Stadion die Entscheidung eines Spielers beeinflusst.

Beim letzten Test gegen Schalke 04, der ja über 70 Minuten sehr zufriedenstellend lief, stand eine sehr gemischte Elf auf dem Platz. Mit Kai Schwertfeger und Marcel Ziemer wurden zwei Neuzugängen zunächst einmal nur Bankplätze zugeteilt. Ich nehme an, dass es durchaus Veränderungen im Hinblick auf das Münster-Spiel geben wird.
Das Spiel gegen Schalke war ein wichtiger Test für uns. In meiner langen Amtszeit als Trainer habe ich gelernt, das es ratsam ist, eine Mannschaft erst aufzustellen, wenn sie vor dem Spiel aus dem Bus gestiegen ist. Es  kann schließlich so viel vor einer Partie passieren, Verletzungen und kleinere Wehwehchen eingeschlossen. Deshalb kann ruhig davon ausgegangen werden, dass die Startelf gegen Schalke nicht der ersten Formation gegen Münster entsprechen wird. Übrigens, auch die Startelf in Münster ist ja nicht gleichbedeutend mit einer „Stammformation“ im herkömmlichen Sinn.

Können Sie das noch etwas ausführlicher erklären?
Es ist doch so, dass wir unsere Gedanken über personelle Fragen im Wettbewerb austarieren müssen. Demnach ist davon auszugehen, dass sich eine Stammmannschaft – wenn es sie denn in unserem ausgeglichenen Kader geben kann – erst nach den ersten Auftaktspielen gefunden hat.

Deutlicher sieht es ja im Tor aus. Dort spielte Jörg Hahnel über 90 Minuten durch. Was eigentlich ungewöhnlich ist, schließlich nutzen doch viele Trainer den letzten Test um einen letzten Zweikampf auszutragen.
Für mich war das nicht so ungewöhnlich. Wenn klar wird, dass es auf diese eine Nummer 1 hinausläuft,  dann kann man doch den letzten Test viel mehr dafür nutzen, dem anvisierten Stammkeeper eine zusätzliche Praxis zu geben. So kann sich dieser noch mehr Sicherheit vor den wichtigen Punktspielen holen. In diesem Fall ist es Jörg Hahnel ja auch sehr überzeugend gelungen, in dem er eine klasse Leistung zeigen konnte. Generell möchte ich sagen, dass es bei den Torhütern immer eine besondere Situation ist. Da spielt das Bauchgefühl mit Sicherheit eine große Rolle.

Neben der wirklich herausragenden Hahnel-Leistung ist mir besonders das Offensivduo, bestehend aus Christian Bickel und David Blacha, aufgefallen. Teilweise erinnerten mich beide an das Duo Ziegenbein und Jänicke.
Ich glaube auch, dass man entsprechende Spieler durchaus miteinander vergleichen kann. Ein Christian Bickel besitzt mit seiner technischen Finesse und seiner Schnelligkeit sicherlich ebenso Ähnlichkeiten zu Tobi Jänicke, wie David Blacha, mit seinem offensiven Drang von Außen in die Mitte, zu Björn Ziegenbein.

Darf sich der Rostocker Fußball-Fan denn auf eine rauschende Saison freuen? Genug Spieler, die mit feiner Klinge spielen können, gibt es ja im Kader.
Es liegt natürlich in unserem Interesse, attraktiven Fußball zu spielen. Doch möchte ich keine falschen Versprechungen machen, keine falschen Erwartungen in den Raum stellen. Die Liga wird offener denn je sein. Dazu ausgeglichener als alle anderen höherklassigen Ligen in Deutschland. Es ist ein Sprung ins Ungewisse, der erst nach den ersten Spieltagen etwas Klarheit bringen wird.

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Wenn die Liga so ausgeglichen ist, so umkämpft sein wird, dann kann man doch die Hypothese stellen: Es ist die Liga, wo sich am Ende der beste Trainer durchsetzt.
Das hört sich interessant an, würde ich aber so nicht unterschreiben. Denn der Fußball besteht nicht nur aus Trainern und Spielern. Es spielen viele Dynamiken eine Rolle, die sich erst im Laufe einer Saison herauskristallisieren. Außerdem möchte ich betonen, dass es auch gute Trainer gibt, die mit ihren Teams häufig verlieren und unten stehen.  Die aus einer schwachen Mannschaft alles herausholen. Bei Teams, bei denen es trotz bestmöglichem Trainerengagement manchmal reicht, aber auch manchmal nicht funktioniert.

Haben Sie ein Beispiel?
Ich finde Benno Möhlmann ganz beeindruckend. Der macht überall wo er arbeitet einen guten Job. Ihm gelingt es immer wieder beeindruckend gut, Mannschaften aus dem Tabellenkeller in gesicherte Gefilde zu führen.

Zum Abschluss: Wenn die Liga so schwer einzuschätzen ist – auf wen dürfen wir uns aus Ihrer Mannschaft ganz besonders freuen. Gibt es eine große Überraschung?
Mir wäre es am liebsten wenn nicht einzelne Spieler, sondern das gesamte Team viel Freude bereitet. Am liebsten so, dass für die treuen Fans endlich wieder Heimsiege herausspringen.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.