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Sabine Loderer: „Natürlich gab es Sprüche“

Fußball-Trainerin Sabine Loderer hat im vergangenen Jahr den Fußball-Lehrer-Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie abgeschlossen. Als Zweitbeste. Darüber mussten wir mit der 33-Jährigen reden.

 

Frau Loderer, 24 Wochen und 10 Stunden am Tag mit 23 männlichen Kollegen über Fußball philosphieren. Wie war das?
Es war super. Ich wurde nicht als Prinzessin angefasst oder so, sondern ich war eine von 24 Lehrgangsanwärtern, die im Fußballbereich professionell arbeiten möchte.

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Sie waren und sind damit ein Teil der Trainer-Elite.
Insofern ist man als Teilnehmer an der Akademie immer froh, dass man einen Platz bekommen hat. Man darf nicht vergessen, dass sich jährlich rund 80 Leute für den Lehrgang bewerben.

Gab es Sprüche oder Spitzen aus dem männlichen Lager?
Natürlich gab es Sprüche. Aber ich bin das gewohnt. Fußball ist nun mal nach wie vor eine Männerwelt. Ich habe schon immer sehr viel mit Männern zusammengearbeitet, von daher war auch der Lehrgang überhaupt kein Problem.

Aber nicht überall ist der große Fußball den Frauen gegenüber so aufgeschlossen.
Der Bayerische Fußball Verband ist mit zwei Verbandstrainerinnen in den eigenen Reihen ein absolutes Unikum. Wir, also meine Kollegin und ich, sind von daher auch sehr froh, dass wir vom BFV die Chance bekommen haben als Verbandstrainerin zu arbeiten. Insgesamt ist’s aber schon toleranter geworden. Frauen werden ja auch nicht mehr belächelt, wenn sie Fußballschuhe tragen.

Dennoch: Wie oft wundern sich die Kursteilnehmer, wenn plötzlich eine Frau im Unterrichtszimmer vorne steht und Fußballwissen vermittelt?
Es kommt schon immer wieder mal vor, dass man als Ausbildungsleiterin bei der ersten Vorstellung fragenden Blicken begegnet. Aber wenn die Teilnehmer merken, dass man Fachkompetenz mitbringt und ihnen etwas vermitteln kann, dann ist die Skepsis schnell vom Tisch. Die Lehrtätigkeit ist jedoch mit der Arbeit als Trainer einer Mannschaft nicht wirklich vergleichbar. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass eine hochklassige Seniorenmannschaft mit einer Frau als Cheftrainerin umgehen könnte.

Weil die Realität draußen doch eine andere ist, als an der Sportschule?
Natürlich auch. Und weil ich als Frau ständig um mein Standing kämpfen müsste. Das würde schlichtweg zu viel Energie kosten, worunter die Kernarbeit als Trainer sicherlich leiden würde. Die Verhältnisse im professionellen Fußball sind einfach andere, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

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Im Jugendbereich ist es einfacher?
Ich glaube, im Jugendbereich eines Leistungsvereins ist es deutlich einfacher als bei den Profis. Wenn man dort früh genug mit einem Jahrgang einsteigt, ist das tägliche Miteinander von Trainer und Mannschaft viel einfacher. Das ist ein riesen Vorteil.

In der langen Zeit der Fußball-Lehrer-Ausbildung: Erinnern Sie sich an einen besonderen Moment?
Die U21-EM in Israel war sicherlich ein Höhepunkt. Es war die Analyse-Reise, wo wir etliche Spiele filmten um später uns daran abarbeiteten. Diese detailreiche Arbeit hat unglaublich viel Spaß gemacht und war äußert wertvoll. Und zum anderen hat mich Israel als Land beeindruckt. Wir waren in Jerusalem und in Yad Vashem, der Holocaust-Gedenkstätte. Wir haben in Tel Aviv direkt am Meer gewohnt. Die Stadt ist voller offener und sportlicher Menschen, die zu jeder Tag- und Nachtzeit beim Sporterln anzutreffen sind. Die Atmosphäre die Stadt und Menschen umgeben hat hab ich als sehr angenehm empfunden.

Frau Loderer, vielen Dank und viel Erfolg weiterhin.

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Carolin Roblitschka

Geborene Stuttgarterin, jetzt bei den Bayern und mit einem Sportstudium (Schwerpunkt > Medien und Kommunikation) ausgestattet. Berufliche Stationen: Hugo Boss, Audi, Sky, Bild München, Radio, Sport1. Ansonsten liebe ich Tennis und Boarden sowie Laufen und Biken. Auch beliebt: Wein und grillen im Grünen.