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Pascal Roller: „Wir reden nicht über den Aufstieg“

Vom Balkon seines Büros hat Pascal Roller besten Blick auf die Towers-Halle im InselPark. Auch sportlich genießt der Geschäftsführer der Hamburg Towers beste Aussichten für seine Mannschaft. Nach fünf Siegen aus den ersten sechs Spielen stehen die „Türme“ auf dem dritten Tabellenplatz. Im Interview mit BTB-Reporter Jonas Giesenhagen spricht Pascal Roller über Aufstiegschancen der Hamburg Towers und hat noch einen wichtigen Hinweis für die Prominenz.

Herr Roller, Sie sind seit 20 Jahren im Profibasketball aktiv. Sind die Interviews anspruchsvoller geworden im Vergleich zu ihrer Zeit als aktiver Spieler?

Damals als Spieler habe ich viel über den Sport gesprochen. In meiner Position als Geschäftsführer der Hamburg Towers spreche ich mehr über unseren Klub. Die Infrastruktur, das ganze Drumherum. Ansonsten ist es von Medium zu Medium sehr individuell. Da ich schon so lange im Geschäft bin, kann ich die verschiedenen Typen aber mittlerweile ganz gut einordnen.

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Wie wurden Sie eigentlich damals darauf aufmerksam, dass Marvin Willoughby (sportlicher Leiter der Towers) jugendliche Basketballspieler fördert?

Ich habe es vor Ort erfahren, als ich die Idee hatte ein Bundesligateam ins Leben zu rufen. Ich muss gestehen, dass es mir vorher nicht bewusst war. Ich wusste zwar, dass Marvin Willoughby als U-16 Trainer aktiv ist, was das im Detail bedeutet, habe ich aber erst in Hamburg erlebt. Umso erfreulicher war es für mich, dass durch diese handfesten Strukturen bereits ein exzellentes Fundament geschaffen wurde. Nach drei Monaten saßen wir erstmals zusammen und hatten sofort die selbe Denkweise.

Es musste also keine große Überzeugungsarbeit geleistet werden?

Nein. Es gibt zwei Faktoren, die gegeben sein müssen, um einen Basketballklub zu ermöglichen. Die Infrastruktur und die Finanzen. Das nötige “Know-How“ kann man sich Einkaufen und eine Mannschaft bekommt man auch zusammengestellt. Die Infrastruktur hatte sich Marvin bereits erarbeitet. Meine Kernaufgabe lag in den letzten zwei Jahren darin, Partner und Sponsoren für unser Projekt zu überzeugen. Insofern haben wir uns von Anfang an sehr gut ergänzt. Für Marvin war es immer schon ein Ziel, seine Jugendspieler nicht mehr abwandern zu sehen. Jetzt haben sie durch unsere nachhaltigen Strukturen endlich die Möglichkeit in Hamburg zu bleiben.

Die Hamburg Towers haben noch keinen Hauptsponsor. Wie überzeugen Sie potenzielle Partner vom Basketballstandort Wilhelmsburg?

Der gute Saisonstart hat uns dabei schon geholfen. Dadurch haben wir mittlerweile einen Namen, für die Unternehmen sind wir kein unbeschriebenes Blatt mehr. Ich sehe uns nicht als Konkurrenz für die anderen Sportklubs, sondern als eine tolle Ergänzung am Markt. Wir bieten etwas, das es so noch nicht gibt und sprechen eine Zielgruppe an, die viele von den anderen großen Sportvereinen nicht ansprechen. Wir bieten Möglichkeiten sich an einer absolut „boomenden“ Sportart zu beteiligen. Ein Unternehmen, das zum jetzigen Zeitpunkt einsteigt bekommt für wenig Einsatz ziemlich viel zurück. Nach unserem ersten Heimspiel hat sich das Interesse noch weiter vergrößert.

Zwei Jahre lang haben Sie auf das erste Heimspiel hingearbeitet. Wie war ihre Gefühlslage vor dem Tip-Off?

Am Abend zuvor war ich überraschend entspannt. Ich hatte das Gefühl, dass wir alles erledigt hatten. Wir haben schließlich wirklich alles dafür getan, damit bei unserem ersten Heimspiel nichts schief geht. Eine Stunde vor Spielbeginn schlich sich dann aber doch wieder etwas Aufregung ein. Ich dachte über Kleinigkeiten nach, ging nochmal alles mögliche im Kopf durch. Im Nachhinein glaube ich aber, dass die Premiere gut gelungen ist. Von Zuschauern, Spielern und Offiziellen der ProA habe ich nur positives gehört.

Die Towers-Spieler waren nach der Schlusssirene überglücklich und sprachen von hohen Ambitionen. In der Vorstandsetage hält man sich mit großen Zielen eher bedeckt. Sind die Hamburg Towers besser, als Sie es nach außen hin darstellen?

Wir reden definitiv nicht über den Aufstieg in dieser Saison. Ich tue mich, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, schwer darüber überhaupt nachzudenken. Wir nehmen natürlich alles was kommt und wollen möglichst schnell in die BBL aufsteigen. Aber in der ProA ist es unter den ersten acht bis zehn Mannschaften sehr eng. Jeder kann jeden schlagen. Wir sind glücklich über den guten Start, wissen aber noch nicht ob das wirklich die Tabellenregion ist in der wir uns etablieren können.

Wenn eine neue Profimannschaft, gerade in so einer großen Stadt wie Hamburg, entsteht gibt es nicht nur positive Stimmen. Sind schon Menschen auf Sie zugekommen, die ihnen vorgeworfen haben eine Mannschaft aus dem Boden gestampft zu haben?

Vor gut einem Jahr hatten wir das häufig der Fall. Da hatten wir immer mal wieder Leute, die davon ausgegangen sind, dass hier automatisch viel Geld hinter steckt. Seit einem Dreivierteljahr ist es eine unserer Hauptaufgaben, den Menschen zu erklären durch welches Fundament unser Projekt entstanden ist und wie fest wir in der Jugendarbeit verankert sind. Ich würde die Hamburg Towers niemals als Retorte bezeichnen, da es definitiv seit sieben Jahren einen festen Unterbau gibt, der das Große und Ganze überhaupt erst ermöglicht hat. Mit Janis Stielow und René Kindzeka sind zwei Jugendspieler fester Bestandteil unseres Teams, weitere trainieren regelmäßig mit den Profis. Ich bin kein Basketballromantiker, aber eine solche Verankerung der Jugendarbeit findet man nur bei wenigen anderen Profimannschaften.

Wir erklären Sie jemandem, der die Strukturen hinter den Hamburg Towers nicht kennt, das Projekt in einem Satz?

Die Hamburg Towers sind ein, aus Jugend- und Sozialarbeit entstandener, Profiklub, der die Stadtentwicklung mit anschiebt, Unterstützung der Fans genießt und ganz viel Potenzial hat.

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Die Halle im InselPark ist auch für das kommende Heimspiel gegen Paderborn ausverkauft. Es gibt sogar schon einen „Hamburg Towers Supporters-Club“. Haben Sie mit so viel Zuspruch gerechnet?

Ich habe es gehofft und bin natürlich sehr erfreut darüber, dass es so gekommen ist. Die nächsten zwei bis drei Spiele wird es erstmal so weitergehen. Wenn sich die anfängliche Euphorie etwas gelegt hat werden wir aber sicherlich wieder mehr dafür arbeiten müssen um die Halle voll zu bekommen. Aber da wir einiges bieten, spielerisch und auch mit unserem Rahmenprogramm, sind wir überzeugt davon, auch die Menschen in die Halle holen zu können, die sich bislang nicht vorrangig für unseren Sport interessiert haben.

Mit Tennisprofi Julian Reister, Reporterikone Lou Richter, Fußballer Michel Dinzey und Spielern der HSV-Handballer saßen bereits einige bekannte Gesichter auf der Tribüne. Gehen die Promis bald zu den Towers, statt zum HSV?

Wir zwingen niemanden vorbeizukommen und sich bei uns hinzusetzten. Auch in Zukunft soll es weiterhin so laufen wie es bei unserer Heimpremiere der Fall war. Wenn sich ein Prominenter mit dem Thema befasst und Lust auf den Sport hat, kann er sich gerne bei uns melden. Das soll aber aus eigener Überzeugung geschehen und nicht weil der Agent sagt setz dich heute mal bei den Towers in die erste Reihe, gibt auch noch was zu Essen dazu.

Sie haben vorhin gesagt, dass der Aufstieg diese Saison kein Thema ist. Verraten Sie uns dann zum Abschluss Ihre beiden Aufsteiger?

Ich sehe Würzburg als das Team, das es zu schlagen gilt. Bei Team zwei tue ich mich schwer. Vechta ist eine gute Mannschaft, die im Vergleich zu ihrer letztjährigen BBL-Saison kaum Qualität eingebüßt hat. Gießen ist zwar nicht gut gestartet, wird aber im Saisonverlauf noch zulegen. Das sind die drei Teams, die meiner Meinung nach die größten Ambitionen haben.

Jonas Giesenhagen