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Oberliga Hamburg, Sie haben Post von Harry

Einen Trennungsbrief zu formulieren ist wahrlich keine einfache Aufgabe. Schon gar nicht, wenn es die ganz, ganz große Liebe betrifft. Doch meine Oberliga Hamburg ist nicht mehr meine Oberliga Hamburg. Ein schmerzlicher Abschied ist die Folge.

Harrys Post an die Oberliga Hamburg

Liebe Oberliga, ich werde mich von Dir trennen müssen, ich kann nicht mehr,

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Du hast mich emotionslos gemacht. Du, als meine einstige große Liebe, hast mich ausgesaugt wie eine Tüte Capri-Sonne. Die Flugzeuge im Bauch sind nicht mehr, unsere einst so leidenschaftliche Beziehung schlendert in die Bedeutungslosigkeit. Es klingt hart, aber ich mag nicht mehr. Oberliga, zwischen uns ist es aus.

Lange habe ich versucht mich zu wehren, war um ein Liebes-Comeback bemüht, aber ich würde eine Rose von Dir heute nicht mehr annehmen. Zu lange habe ich mir zu viel gefallen lassen, habe mich Deinem Provinzcharme ergeben und Rückschläge immer einlenkend weggesteckt. Doch nun ist es vorbei. Ich gehe vorerst ohne Dich weiter.

Das letzte erschütterndes Ereignis war einfach eins zu viel. Und nun trauere mir nicht hinterher. Du hättest es verhindern können. Vor zehn Wochen, um genau zu sein.

Am 1. August nämlich saß Kollege Semmler vor seiner Tastatur. Mit überschaubarem Fachwissen ausgestattet, verfasste er eine Saisonprognose über Dich. Und was muss ich heute feststellen: Er lag oft richtig. Viel zu oft. Weil Du keine Überraschungen mehr parat hast. Du bist mittlerweile vorhersehbar wie die Kapriolen beim Hamburger Fußballverband.

Zehn Wochen nach Semmlers Power-Ranking erkenne ich nun, wie fade Du geworden bist. Du hast ihm in zehn von 18 Prognosen kaum oder gar nicht widersprochen und Dein berechenbares Gesicht gezeigt. Das Power-Ranking zur Oberliga Hamburg, was ins Brett gezimmert wurde, hast Du im Grunde genau so abgespult, wie es Dir vorgegeben wurde. Schämen solltest Du dich.

Deine unzähmbare Eigenwilligkeit, die ich lange so leidenschaftlich liebte, sie ist in diesem Jahr endgültig flöten gegangen. Früher hast Du mich mit wilden Ergebnissen verblüfft. Niemand konnte Dich bändigen,

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Du warst das dreckigste Luder aller Ligen, Du warst mein Miststück.

Doch mittlerweile kann’s jeder mit Dir treiben. Sogar der Semmler. Das kränkt mich.

Ich sag’s ganz ehrlich: So nicht mein Fräulein! Du musst Dich gewaltig ändern, wenn Du mich noch willst! Bringe den Vereinen wieder Ziele und mach‘ Dich hübsch, wenn Du das Haus verlässt. Dann, ja erst dann, wenn Du an Dir arbeitest, denke ich über ein Liebes-Comeback nach.

Aber erstmal sage ich, lebe wohl.
Dein Harry

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.