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Jürgen Hitsch: „Wir sind nicht ganz zufrieden“

Jürgen Hitsch, Sportlicher Leiter der HG Hamburg-Barmbek, ist angespannt. Zufrieden ist er mit vielen Auftritten seiner Handballer in der Oberliga Hamburg-Schleswig-Holstein, doch gesellten sich auch nicht einkalkulierte Ergebnisse in absolvieren Spielplan. Wir sprachen mit dem Hamburger Handball-Experten über die Liga, die HGHB und das vielleicht speziellste Hallenbier der Stadt.

Fotos: noveski.com

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Herr Hitsch, sieben Punkte aus sieben Spielen. Das klingt für einen Aufsteiger im Handball ja recht manierlich.

Uns fehlen zwei Punkte. Da müssen wir gar nicht drum herumreden. Die Niederlage gegen Fischbek und die zwei Punkte, die wir damals verspielt haben, trüben einfach den ansonsten guten Saisonstart. Generell bin ich aber nicht unzufrieden. Gerade gegen favorisierte Mannschaften zeigen wir bisher ansprechende Leistungen.

Wenn Sie davon sprechen, dass zwei Punkte verloren wurden, dann klingt es ja nach Kalkulation. Macht man das vor der Saison, rechnet man sich die eigene Ausbeute hoch?

Das machen einige Trainer, und auch ich bin ein Typ, der es durchaus für richtig hält, sich vorab Gedanken zu machen, wo welche Ausbeute erzielt werden muss.

Dann könnte man ja fast sagen, dass die HGHB schon drei Punkte verloren hat. Immerhin gab es zum Saisonauftakt nur einen Punkt in Herzhorn. Dem aktuellen Letzten.

Nach jetzigem Stand bestreite ich das nicht. Rückblickend haben wir auch dort einen Punkt verspielt. Allerdings, und das bitte ich zu beachten, haben wir in Anbetracht des damaligen Spielverlaufs eher einen Punkt gewonnen. Zudem war es der erste Spieltag. Der weiß auch im Handball mit seinen eigenen Gesetzen zu überraschen.

Wie viele brauchten Sie denn insgesamt, um ganz sicher in der Liga zu bleiben?

24 Punkte sind auf die Saison bezogen schon das Ziel. Also 12 Punkte pro Halbserie sind unser klares Ziel und der entsprechende Richtwert. In manchen Jahren stieg der erste Absteiger aber auch schon mit 22 Punkten ab. Daran sieht man ja, wie eng es werden kann. Im Normalfall war aber oft mit um die 18 Punkte der erste Abstiegsplatz belegt.

Wie viele machen denn mit im Abstiegskampf der Oberliga Hamburg-Schleswig Holstein.

Ich schätze es so ein, dass sich 9 von 14 Mannschaften immerhin Gedanken um das Thema machen müssen. Sicherlich sind manche Teams weniger gefährdet als andere, doch ist diese Spielklasse dafür bekannt, gerade in der Rückrunde noch einmal verrückte Ergebnisse zu produzieren. Das Mannschaften wie verwandelt aus der Winterpause kommen. Ganz oben gibt es dann meiner Meinung nach auch nur zwei bis drei Teams, die Meister werden können, das sind Flensborg, der HSV Handball II und Neumünster.

Wie war denn die jüngste Niederlage gegen Bad Schwartau zu werten?

Jede Niederlage schmerzt. Und erfolgreich ist man auch nur dann, wenn es gelingt, Zählbares einzufahren. Gegen Bad Schwartau war es dennoch eine der besseren Leistungen. Die Mannschaft war durch zwei Spieler aus dem Kader der 2. Bundesliga-Mannschaft verstärkt worden, und diese Qualität bekommt man als Gegner einfach zu spüren. So, wie wir uns verkauft haben, war ich letztlich nicht unzufrieden.

Nun geht’s gegen den Zehnten. Ein Pflichtsieg für den Sechsten?

Hinter den ersten beiden Mannschaften ist es sehr eng, sodass der Aussagewert von Tabellenplätzen bescheiden ist. Wir müssen das Spiel gewinnen, Hürup liegt nur einen Zähler hinter uns. Besonders wichtig ist es deshalb, weil wir am nächsten Wochenende im Derby gegen Hamburg Nord mit dem Selbstvertrauen einer positiven Punktebilanz antreten wollen.

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Wenn es so eng in der Liga ist, dann kann man doch sagen, dass sich am Ende die Truppe mit dem besten Trainer durchsetzt.

Ein interessanter Ansatz, den ich sofort unterschreibe. Und für uns ist das eine gute Ausgangslage. Wir haben mit Holger Bockelmann einen akribischen Arbeiter wie exzellenten Fachmann in unseren Reihen, der immer eine Antwort auf Taktiken des Gegners findet. Deshalb bin ich optimistisch, dass wir uns noch steigern werden. 12 Punkte sind wie gesagt unser Richtwert für die Saisonhälfte. Das Ziel wollen und müssen wir erreichen.

Wird er dafür Verstärkung bekommen?

Es hatte sich ja einiges zerschlagen, was neue Spieler betraf. Wir haben aber durchaus geplant, uns nach neuen Jungs anzusehen. Wenn jedoch mit einer Einschränkung: wir wollen keine Notnagel, sondern perspektivische Jungs. Wir wollen uns in der Liga etablieren und von Jahr zu Jahr besser werden. Das geht am besten mit Talenten, die man früh genug fördert.

Was machen Sie stärker als die Konkurrenz?

Uns zeichnet aus, dass wir eine Mannschaft ohne die großen Stars sind. Bei uns kann jeder treffen, bei uns kann jeder einmal der Toptorschütze sein. Wie sind nicht so leicht ausrechenbar, kommen über die Mannschaft. Allerdings ergeben sich auch Probleme, wenn einige Spieler ausfallen. Fehlen gleich mehrere Rädchen, wird es schwer, diese Ausfälle zu kompensieren.

Eine Verstärkung sind bisher die Fans. Gegen die Handballer von St. Pauli kamen gut 300 Fans in die Halle. Ist das gut?

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Es waren sehr viele Barmbeker da. Von daher ist es immer schön. Allerdings hatten wir die Hoffnung, dass aus St. Pauli viele Fans mitkommen. Da die Fußballer aber auswärts spielten, war der Andrang leider sehr bescheiden, da die Fans, die die Handballer unterstützten, auch meistens die Fans sind, die mit auf Auswärtsfahrten der Fußballer gehen.

Herr Hitsch, wie schmeckt eigentlich das Hallenbier-Experiment „Elbpaul“.

Ganz hervorragend. Und die Flaschen sehen natürlich super aus. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit unseren Hallenbier. Es ist nur ärgerlich, dass das Bier nicht immer hundertprozentig kalt ist, da wir nur einen Kühlschrank haben. Aber, und das ist es Zeichen von Qualität: das Bier schmeckt auch richtig gut, wenn es nicht eisgekühlt ist.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.