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Schönteich: „Kein glückliches Händchen gerade“

Die Dassendorfer Fußballfabrik muss spätestens nach der vierten Niederlage in Serie einen erheblichen Saisonschaden protokollieren. Wir gingen mit Cheftrainer Jan Schönteich am Sonntagabend auf Ursachensuche. Das Interview. 

Fix! Der Tagesticker kommt zurück!

Jan, konnte der 2:1-Sieg deiner Bayern über das eigene Dilemma hinwegtrösten?
Meine Bayern genießen größtes Grundvertrauen. Und selbst wenn sie gegen Dortmund verloren hätten, wäre am Titelgewinn wenig zu rütteln gewesen. Insofern hätte ich einen Sieg von uns deutlich vorgezogen.

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Beschäftigst du dich mit der Niederlagenserie auch an einem freien Sonntag?
Ehrlich gesagt, kann ich die Ergebnisse nicht einfach so abschütteln. Gerade in Zeiten von vielen Internetportalen und erhöhtem Medieninteresse an unserer Situation, ist der Sonntag weniger ruhig als sonst. Aber das ist Ordnung, ich bin nicht feige und stelle mich der Situation. Ich kann mich ja nicht feiern lassen wenn wir gut dastehen und abtauchen wenn es mal nicht so läuft. Ich selbst würde meinen Zustand gerade als ‚verwundert‘ bezeichnen.

In nur vier Wochen vom Spitzenteam zum Lacher der Liga. Warum ist der Dassendorfer Fußball nicht mehr derselbe wie vor fünf Wochen?
Eine Ursache ist sicher die Flut der Gegentore. Letztes Jahr hatten wir nach 14 Spieltagen elf Gegentore, jetzt sind es schon zweiundzwanzig. Als Mannschaft sind wir nicht mehr so stabil. Noch dazu werden etliche entscheidende Spielszenen im Moment gegen uns ausgelegt. Allein gegen Niendorf müssen wir zwei strittige Elfmeterszenen gegen uns verkraften. Auf der anderen Seite hätte ich unseren Elfmeter gerne bekommen. Es wäre einfach mal wieder schön, wenn wir in Führung gehen könnten. Das würde uns Sicherheit geben. Wir sind im Moment verunsichert und spielen nicht annährend das, was wir können. Woran das jetzt genau liegt, kann ich nicht sagen.

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Das klingt alles in allem ziemlich ratlos.
Wir sind nicht ratlos. Im Fußball gibt es nicht diese zwei Stellschrauben, an denen drehst du, und dann läuft es wieder. Fußball ist etwas komplexer.

Hat Euch die in der Deutlichkeit überraschende 0:3-Niederlage bei Altona 93 am meisten aus der Spur geworfen? War das Spiel dort vielleicht sogar der Schlüsselmoment für die Dassendorfer Krise?
Nein, das war früher. Das begann schon in Elmshorn. Dort verschenken wir nach sensationeller erster Halbzeit den Sieg, verschenken den wirklich und spielen da nur unentschieden. Paar Tage später fliegen wir im Pokal raus, vergurken eines unserer beiden Saisonziele und bringen uns in eine negative Stimmung. Dann will man noch entgegensteuern, doch es wird immer negativer und negativer und dann fehlen die Erfolgserlebnisse. Aber wir spielen zurzeit auch gegen extrem starke Mannschaften.

Jan, ganz ehrlich, 0:4 gegen Niendorf, ZU HAUSE, so peinlich verlieren nicht mal Abstiegskandidaten.
Indiskutabel, müssen wir nicht drüber reden. Ich bin von dem Spiel selber erschrocken und will auch nichts beschönigen. Aber Niendorf hat das an dem Tag richtig gut gemacht. Trotzdem darf man nicht 0:4 verlieren, da hast du völlig recht.

Der Dassendorfer Erfolg ist eng mit zwei Spielern verbunden. Dennis Tornieporth und Eric Agyemang. Doch beide finden aus verschiedenen Gründen in euerm Spiel nicht mehr statt. Steckt darin das größte Problem?
Dass deren Klasse uns fehlt ist unbestritten. Aber beide haben sich vor wenigen Wochen selbstständig gemacht und sind selten in Hamburg. Das erklärt nicht unsere Verfassung, muss vielleicht aber auch mal gesagt werden. Doch es liegt nicht allein an den beiden. Wir haben mehrere Spieler im Kader. Wer uns wirklich fehlt ist Muri Adewunmi. Er fehlt uns seit Elmshorn und seitdem spielen wir schlecht. Und er wird noch bis Mitte Dezember ausfallen.

Wie sieht der Krisen-Plan in Dassendorf für die kommenden Wochen aus?
Erstmal haben wir am Dienstag ein Testspiel gegen Klub Kosova. Dann kommen einige Akteure zurück. Auf Tornieporth hoffe ich. Kurczynski und Kehr stehen uns in jedem Fall wieder zu Verfügung. Insgesamt haben wir die Woche wieder mehr Breite auf dem Trainingsplatz. Das wird uns gut tun.

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Wie selbstkritisch bist du in einer Phase, wo nix passt.
Sehr. Ich merke doch auch, dass ich gerade selten ein glückliches Händchen habe. Mit Aufstellungen, Umstellungen, Einwechslungen. Aber ich sage mir auch, alles was in den letzten Jahren richtig war, kann innerhalb von fünf Wochen nicht falsch sein.

Welche Rolle bleibt Euch mit acht Punkten Rückstand auf Halstenbek-Rellingen im Meisterrennen?
Unsere Situation hat mit Meisterträumereien nichts mehr zu tun. Wir konzentrieren uns jetzt erstmal auf kurzfristige Ziele.

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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.