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Aus Einzelkönnern wird ein Team

Die letzten vier Jahre waren eine harte Zeit für HSV Fans, die mit ansehen mussten, wie der Bundesliga-Dino von einem Anwärter auf die Meisterschaft zu einem konstanten Platzhalter der hinteren Ränge wurde. Dabei wunderten sich Betrachter, wieso eine Mannschaft bespickt mit Hochkarätern wie Djourou, van der Vaart, Lasogga und Co. keine Erfolge einfährt. Diese Frage schienen sich auch die Hamburger Verantwortlichen gestellt zu haben und reagierten vor allem mit zahlreichen Trainerwechseln. Seit 2010 gab es im Schnitt 1,75 Trainer pro Jahr, doch keinem wollte es so recht gelingen, das Ruder herum zu reißen. Und auch auf eine expansive Transferpolitik wie einst beim VfL Wolfsburg kann das Problem nicht geschoben werden, denn mit Jansen, van der Vaart, Westermann und Lasogga blieben die Säulen der Mannschaft dem Club stets treu.

Ein zerrüttetes Team als Grund für den Misserfolg

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Der Misserfolg hatte vielmehr mit teaminternen Problemen zu tun. So trat gerade unter Coach Marwijk ein äußerst unharmonisches Mannschaftsgefüge ans Tageslicht und die wenigen Erfolge auf dem Rasen waren mehr Einzelleistungen, als einem guten Zusammenhalt zuzuschreiben. Die Gründe dafür sind verschiedenster Art. So beurteilten viele Außenstehende das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft als nicht optimal. Ebenso waren auch die allgemeinen Unruhen im Verein um die Ausgliederung der Profi Abteilung und zahlreiche personelle Veränderungen für das Gruppengefüge nicht zuträglich.

Aber auch unter seinem Nachfolger Mirko Slomka wollte sich bei den Rothosen so recht keine Konstanz einstellen. Obwohl sich das HSV Umfeld deutlich beruhigt hatte, gelang in den ersten drei Saisonspielen nicht ein Treffer und Sportwetten Anbieter Mybet bot sogar Wetten auf den ersten Torerfolg des Rauten-Clubs an. Wie schon bei sämtlichen Trainern zuvor war auch unter dem „netten Herrn Slomka“ ein großes Problem zu erkennen. Die talentierten Spieler im Kader bildeten einfach keine Einheit. Diese braucht es jedoch, will man die letzten Prozente mobilisieren, um auch knappe Partien für sich zu entscheiden. Symbolisch waren hierfür die beiden Relegationsspiele 13/14. Während solche alles oder nichts Partien normalerweise das gesamte Team zusammenschweißen, war bei den HSV Spielern der große Aufopferungswille nicht zu erkennen.

Wie ein Spirit entsteht

In den Fußball-Lehrbüchern findet man unter dem Kapitel Teamgeist eine ganze Reihe von Einflussfaktoren. Fasst man diese zusammen, bleiben drei große Kernaspekte übrig: 1) ausgeglichene Heterogenität 2) gemeinsame Ziele 3) gegenseitiger Respekt.

Zunächst ist es wichtig, dass eine Mannschaft zu gleichen Teilen aus Führungskräften, Vermittlern und Arbeitern im Hintergrund besteht. Zu viele Platzhirsche können das Gruppengefüge stören. Daneben braucht ein Team gemeinsame Ziele, für die alle Spieler bereit sind, sich hin zu geben. Gibt es hier Unstimmigkeiten oder sind die Zielprioritäten ungleich verteilt, zieht dies die gesamte Mannschaft herunter. Zu guter Letzt muss der Umgang im Team vom Gegenseitigen Respekt geprägt sein. Nur wenn der Top Stürmer auch die Arbeit des rechten Verteidigers wertschätzt, wird er sich in die Rückwärtsbewegung einschalten. Bis diese drei Bereiche bei einem Team jedoch ausgeprägt sind, bedarf es Arbeit, etwas Glück und vor allem Zeit.

Der Weg zum neuen Wir-Gefühl beim HSV

Doch mittlerweile sollte allen Betrachtern aufgefallen sein, dass ein Ruck durch die HSV Mannschaft gegangen ist und von diesen drei Kernaspekten etwas mehr zu spüren ist. Auch wenn noch nicht alles rund läuft, ist eine klare Entwicklung der Rothosen zu erkennen. So herrscht vor allem ein anderer Zusammenhalt im Team, der geprägt ist von gegenseitigem Respekt und dem Ziel aus den Abstiegsrängen heraus zu kommen. Auch an der Hierarchie innerhalb der Mannschaft hat sich einiges geändert. So erklärte Neuzugang Ostrzolek:„Wir sind alle Spieler des HSV und ein Team. Aber wir haben natürlich eine Hierarchie. Spieler wie Rafael van der Vaart, Valon Behrami oder Heiko Westermann sind sicher Führungsspieler. Je länger die Saison dauert, desto mehr finden wir uns aber zusammen. Wir ziehen alle komplett an einem Strang und nur das ist wichtig“. An Aussagen wie diesen, der gestiegenen Laufbereitschaft und den starken Leistungen gerade nach Niederlagen lässt sich erkennen, dass beim HSV eine Art Wir-Gefühl entstanden ist.

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Daran hat auch Coach Zinnbauer maßgeblichen Anteil. So arbeitete der neue Trainer massiv am Mannschaftsgefüge, probierte viele Aufstellungen aus und scheint allmählich ein System gefunden zu haben. So bewarben sich anfangs mit Müller, Holtby und van der Vaart gleich drei Spieler um die Position im zentralen Mittelfeld. Indem Zinnbauer van der Vaart mittlerweile mehr als defensiven Verbinder einsetzt und Holby und Müller den Platz auf den Flügeln zugeteilt hat, gelang es ihm, interne Konflikte vorzubeugen und auch auf dem Platz für klarere hierarchische Verhältnisse zu sorgen.

Zudem spüren die Spieler das Vertrauen des Trainers und Zinnbauer hält auch nach Niederlagen an Spielern fest. So erhielt Artjom Rudnevs nach einer schwächeren Leistung beim FCA gegen Mainz eine erneute Chance und konnte sich prompt bewähren. Auch junge Talente wie Ronny Marcos, Götz oder Guida bekommen immer wieder Einsatzzeiten und dürfen nicht selten sogar von Beginn an ran.

Alles in allem kommt der Aufwärtstrend der Rothosen nicht von ungefähr. Unter Coach Zinnbauer wurde viel am Kollektiv und dem internen Umgang gearbeitet. Das Ergebnis ist ein größerer Zusammenhalt und insgesamt engagiertere Leistungen auf dem Platz. Doch bis der Hamburger Sportverein wieder zur stärke alter Tage gefunden hat, ist es noch ein langer Weg. Die ersten Schritte gehen aber bereits in die richtige Richtung.

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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.