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Ian-Prescott Claus: Darum mag er Dorfklubs!

Ian-Prescott Claus ist derzeit einer der populärsten Spieler in Schleswig-Holstein. Mit 19 Toren führt er souverän die Torschützenliste der SH-Liga an. Der 21-Jährige startet gerade so richtig durch und offenbart im großen BLOG-TRIFFT-BALL-Interview die Gründe für … Alles. Für Eichede, für Futsal, für Freundin und für die Gemeinsamkeit mit einem BVB-Star. 25 Fragen und 25 Antworten gibt’s nun vom Kicker des Monats. Wir meinen: Rundes Ding!

Ian, wie läuft die Vorbereitung bei deinem neuen Verein SV Eichede?
„Läuft gut. Die Vorbereitung ist sehr anstrengend, aber ich merke jetzt schon, dass das ganze Potenzial hat in Eichede. Das ist sehr schön und bringt Spaß.“

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Du bist vor wenigen Wochen von Meldorf ins andere Dorf gewechselt. Was war der ausschlaggebende Grund für Dich, ein Braveheart zu werden?
„Die sportlichen Ziele der Mannschaft, meine Zukunft, gerade auch beruflich, und wegen meiner Freundin.“

Was steht bei dir beruflich auf dem Zettel und wieso passt das so gut mit deiner Freundin?
„Meine Freundin möchte gerne in Hamburg studieren. Außerdem bin ich ab Februar beruflich in Hamburg eingebunden. Die Entfernung nach Eichede ist nicht allzu groß. Das passt einfach.“

Hast Du schon Unterschiede zwischen den beiden Klubs ausmachen können?
„Das Training ist viel intensiver als in Meldorf. Dort war alles ein wenig lockerer. Bei Eichede ist das schon hart an der Grenze, sehr auf dem Punkt.“

19 Tore in 21 Einsätzen. Das ist eine seltene Quote. Zudem bist Du erst 21 Jahre alt. Könnte da nicht doch noch der höherklassige Fußball für Dich rufen? Ian-Prescott Claus klingt schon schwer nach ARD-Sportschau.
„Das hoffe ich natürlich. Auch wenn ich mit 21 nicht mehr zu den Rohdiamten gehöre. Aber der Traum bleibt. Ich will nochmal vor einer großen Kulisse spielen.“

Ian, 21 ist doch kein Alter. Es gibt genug Jungs, die den Sprung erst später geschafft haben.
„Manche sagen, dass man mit 21 schon zu alt ist, aber ich bin der Meinung, dass man mit harter Arbeit und Entschlossenheit alles schaffen kann.“

Ist man bei solch einer Torquote nicht enttäuscht, wenn dann „nur“ der SV Eichede anfragt? Oder gab es noch andere interessante Offerten? Möglicherweise auch aus höheren Ligen?
„Es gab auch Anfragen von höherklassigen Vereinen. Ich habe schon bei verschiedenen Teams zur Probe trainiert. Doch im Endeffekt steht für mich jetzt erst einmal die Ausbildung im Vordergrund, denn man weiß nie, wie es danach aussieht.“

Hat Holstein Kiel nie angeklopft?
„Nein, die waren nicht dabei.“

Wir sprachen beim Hallenmasters in Kiel mit deinem neuen Trainer Oliver Zapel. Er sagt über dich: „Ein großartiger Junge, der richtig fein kicken kann!“ Und er sei ein wenig verwundert gewesen, dass dich kein anderer Verein weggeschnappt hat. Er zählt dich zu den größten Talenten in Schleswig-Holstein. Schmeichelt dir die große Wertschätzung deines Trainers? Setzt das nicht in gewisser Weise unter Druck, wenn man so viele Vorschusslorbeeren erhält?
„Ein bisschen von beidem. Oliver Zapel hat schon einen Namen in Schleswig-Holstein. Da ehrt einen das natürlich besonders, wenn man sowas liest und hört. Auf der anderen Seite hat er natürlich gesehen, was ich kann. Ich nehme das ganze als Ansporn, um in Eichede noch mehr Gas zu geben und noch erfolgreicher zu sein.“

Also nimmst du dir jetzt 40 Tore vor?
„40 nicht, aber 30 sind realistisch. Das sind ja „nur noch“ 11 Tore.“

Die 10 ist deine Nummer, und die 10 wird noch immer mit dem Besonderen verbunden. Kannst du den Lesern mit drei Worten deine Spielweise und deine Stärken näherbringen?
„Schnelligkeit, Spielwitz und Ehrgeiz sind meine Stärken. Ich möchte immer der Beste sein. Die letzten beiden Jahre wurde ich Zweiter der Torschützenliste. Diese Saison darf das gerne  klappen mit der Torjägerkanone.“

Noch ein Wort zu deinem Antritt. Soll ja rekordverdächtig sein.
Haha, Danke. Rein von der Schnelligkeit wurde ich auch schon mal mit Aubameyang verglichen.“

Welche Position favorisierst Du?
„Am liebsten spiele ich eine Kombination aus Spielmacher und Stürmer. Dribbeln, sprinten, schießen. Das ist genau mein Ding. Bei Eichede darf ich das auch, während ich bei Meldorf eher auf die langen Bälle lauern sollte, weil ich  recht schnell bin. Ich behaupte einfach mal, dass ich der schnellste Spieler der Liga bin.“

Anfang Januar warst du zum ersten Mal beim Hallenmasters als Spieler auf dem Parkett. Für Eichede sprang zwar nicht viel raus, aber vor 9000 Leuten zu kicken muss doch der Knaller gewesen sein.
„Das war einfach heftig. Jahrelang saß ich selbst als Zuschauer auf der Tribüne. Immer wieder hab ich gesagt: Irgendwann will ich auch da unten um den Pott spielen!. Dann haben wir uns mit Kropp qualifiziert, doch leider meinte der Trainer damals, dass ich noch nicht so weit sei mit meinen 19 Jahren. Das war schade. Jetzt dabei zu sein, war Wahnsinn. Ich habe mich wie ein Star gefühlt. Alle schauen auf deine Aktionen, ein unglaubliches Gefühl. Wir haben diese Saison ja schon mal vor 2500 Zuschauern in Heide gespielt, aber das ist überhaupt nicht zu vergleichen. Das war zwar auch nicht  schlecht, doch vor 9000 Zuschauern in der Sparkassen-Arena zu spielen war unglaublich. Sportlich ist es für uns leider nicht so gut gelaufen, doch das Erlebnis werde ich nie vergessen.“

Eichede ist dein fünfter Verein im Herrenbereich. Mit 21 Jahren ist das schon eine Hausnummer. Wie kam es zu den häufigen Abbiegungen?
„Da war viel Neid im Spiel. Wenn der Trainer einen blutjungen Spieler aufstellt, kann das Missgunst bei den Mitspielern verursachen. Leider kam es dann so, dass die Mannschaft sich gewissermaßen gegen mich gestellt hat und der Trainer darauf reagiert hat. Da spielst du eine überragende Hinrunde, bist Stammspieler und auf einmal findest du dich oft nur noch auf der Bank wieder.“


Bei Meldorf lief es dann ja augenscheinlich viel besser für dich.
„Ja. In Meldorf haben sie mich einfach gefeiert. Deswegen fiel mir der Abschied schon schwer. Du spielst für einen Dorfklub, machst viele Tore und die Leute lieben dich. Das ist der Wahnsinn, wenn die Kids Trikots und Autogramme von dir wollen, obwohl du selbst erst 21 bist.“

Auf dem Dorf ist das natürlich auch nochmal was ganz anderes als in der Stadt, wenn man der Starspieler des Vereins ist.
„Das stimmt auf jeden Fall. Ich hab schon von einigen Fußballern gehört, die niemals zu einem Dorfklub wechseln würden. Ich würde das immer wieder tun. Eichede ist ja auch eher ein Dorfverein. Und: Das Dorf, also die Fans, stehen immer hinter deinem Verein. Egal, ob man auf- oder absteigt, gewinnt oder verliert, die Fans bleiben. Das ist klasse! Da ähneln sich Meldorf und Eichede. Das war auch ein wichtiger Grund für meine Entscheidung für Eichede, denn in den letzten Jahre habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, sich wohlzufühlen. Ohne den gewissen Wohlfühlfaktor bringt der Fußball keinen Spaß. Dann kann ich meine Leistung nicht abrufen.“

Du hast auch im Futsal schon für Furore gesorgt. Im Dezember hast du die Hallenfußballer vom HSV mit sechs Toren im Alleingang zum Sieg gegen die Hamburger Panthers geschossen. Erzähl uns, wie es dazu kam.
„Das ist eine ganz witzige Geschichte. Wir waren damals mit Meldorf bei einem Hallenturnier in Horst und dort waren die Jungs auch dabei. Damals war die Futsal-Truppe noch ganz frisch gegründet und befand sich in der Findungsphase. Es lief nicht viel zusammen. Als sie dann Interesse an mir bekundet haben, musste ich nicht lange überlegen. Trotz des großen Aufwands mit den Fahrten nach Hamburg, entschied ich mich dafür, der Mannschaft beizutreten. Mittlerweile hat sich viel geändert und wir ernten die Früchte für die harte Arbeit.“

In der Halle. Auf dem Platz. Scheinbar triffst du überall. Schießt du jetzt Eichede in die vierte Liga?
„Ich sage, ja!“

Man merkt: Du willst aufsteigen mit Eichede.
„Ich will definitiv aufsteigen. Wir alle wollen unbedingt aufsteigen. Das war ein weiterer Grund für meinen Wechsel von Meldorf nach Eichede. Ich möchte dem Team gerne helfen, den Aufstieg in die Regionalliga zu realisieren.“

Apropos vierte Liga. Das wäre dann dein erster Einsatz in der halbprofessionellen Regionalliga. Würde da schon ein kleiner Traum für dich in Erfüllung gehen?
„Ja, klar. Das soll aber keineswegs dann das Ende sein. Mein Traum ist es, mindestens nochmal Dritte Liga zu spielen. Lange Zeit habe ich nicht mehr an meinen Durchbruch geglaubt, doch nach den letzten eineinhalb Jahren habe ich gemerkt, dass da doch was geht.“

Angenommen Mission Aufstieg misslingt. Gibt es in deinem Kontrakt so etwas wie eine Regionalligaklausel für den Sommer, sodass du wechseln könntest?
„Ja, es gibt eine generelle Ausstiegsklausel, sodass ich jederzeit den Verein verlassen könnte.“

Wenn am Ende der Saison 40 Buden auf deinem Konto stehen, wird man sich wohl auch in den oberen Ligen mit deinem Namen vertraut machen (müssen). Es gibt schließlich einige Klubs im Norden, die einen Spieler vom Format Claus gut vertragen könnten. Dein Vertrag in Eichede läuft zwar bis Sommer 2017, doch was hast du dir persönlich für die Zukunft vorgenommen?
„Naja. Die Schleswig-Holstein-Liga ist ein bisschen weit ab vom Schuss. Man sollte meinen, dass auch größere Klubs so etwas registrieren, aber zwischen dem Müssen und dem Machen liegen manchmal Welten.“

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Du ließt ja schon einmal anklingen, dass du mit deinen sagenhaften 19 Toren gar nicht so zufrieden bist, wie man meinen sollte. Bist du so selbstkritisch?
„Das ist schon richtig. Das klingt jetzt vielleicht komisch, dass ich mit 19 Toren unzufrieden bin. Aber ich weiß ja, was ich für Chancen hatte und da hätten locker 25 Tore bei rumkommen können.“

Zuletzt noch eine Frage: Was macht Ian-Prescott Claus, wenn kein Training oder Spiel ansteht?
„Fifa spielen. Ich bin ein richtiger Fifa-Suchti. Ansonsten viel Sport und Aktivitäten mit meiner Freundin.“

Ian, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Rückrunde!

Norwin Heister

Der gebürtige Kieler mit natürlich gegebener Affinität zum Lokalmatador Holstein Kiel, ist 19 Jahre alt und macht gerade sein Abitur. Neben Heim- und Auswärtsspielen der KSV ist Norwin Heister gerne auch mal in den unteren Gefilden bis zur Kreisklasse unterwegs oder versucht sich selbst am Ball. Nach dem Betrieb eines eigenen Blogs, freut sich der angehende Bankkaufmann nun bei BTB über die Fußballgrößen des Nordens berichten zu dürfen.