5 Gründe, warum Halstenbek-Rellingen jetzt abschmiert
Die Rückrunde der Oberliga Hamburg startet JETZT! Und der zweite Durchgang der Spielzeit könnte kaum mehr Spannung bieten. Meister TuS Dassendorf auf Platz 5 und Tabellenführer Halstenbek-Rellingen trennen lediglich sieben Punkte. Nix ist das im heutigen Fußball. BLOG-TRIFFT-BALL schaute voraus und erklärt in fünf Punkten, warum Herbstmeister Halstenbek-Rellingen jetzt abschmiert.
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Der Winter
Wenn HR etwas gar nicht gebrauchen konnte, dann war es die alljährliche Winterpause. Trotz bombastischer Hinrunde war es irgendwie ziemlich laut bei den Baumschülern. Erst verließ Kapitän Mladen Tunjic aus privaten Gründen den Verein (→ jetzt Paloma), während der Hallensaison verletzten sich die wichtige Stützen Nikola Maksimovic und → Niklas Siebert schwer. Als dann auch noch Oldie → Sebastian Krabbes vom Hof gejagt wurde und sich kürzlich → Robert Hermanowicz das Kreuzband riss, war die Unruhe schließlich nicht mehr wegzureden. Dass diese Komponenten nicht spurlos am Team Bliemeister vorbeigingen, war bei der 0:3-Pokalaus-Pleite gegen Victoria schon erkennbar.
Die fehlende Überzeugung
Dieser letzte Punch, diese letzte Gier nach einem Titel ist bei Halstenbek-Rellingen nicht erkennbar. Immer wieder betonte Coach Thomas Bliemeister zuletzt, dass der Titel keine Priorität hat. Seine Rückrundenvorgabe lautet stets: „Wir müssen nicht Meister werden.“ Während er damit natürlich Druck von seiner Mannschaft nehmen will, sorgt so etwas intern jedoch nicht selten für die Haltung der Genugtuung. In entscheidenden Momenten sind solche Aussagen im Hinterkopf präsent, die nötigen Winner-Prozente werden fehlen. Denn am Ende ist ja niemand enttäuscht, wenn es eben nicht klappt. Schließlich habe ja niemand was erwartet und alle haben immer gesagt, dass es nicht um den Titel ginge. Und gerade bei jungen Spielern kennen wir das ja: Kein Druck, wenig Ertrag.
Die Verfolger
HR wird sich über einen miesen November ärgern. Gegen Altona, Meiendorf und Niendorf wurden lediglich 2 von 9 Punkten geholt. Auch deshalb konnte man konstante Pinneberger nicht abschütteln und hat nur einen Punkt plus auf den Nachbarn. Weiterhin versäumte man auch Dassendorf und Victoria weiter auf Abstand zu halten. So sind es jedoch nur sieben Punkte. Heißt: Die sind in Reichweite! In den kommenden Wochen als Jäger werden die Teams den Druck von Woche zu Woche erhöhen. Pinneberg will als Kreisnachbar das Ziel der Nummer Eins im Raum verfolgen. Dort würde man sich aber auch damit zufrieden geben, wenn man am Ende Dritter wird, Hauptsache bleibt, dass die Fischer-Jungs vor HR einlaufen. Victoria und Dassendorf hingegen wollen die Meisterschaft. Und das werden sie HR spüren lassen und Punkt um Punkt aufholen. Den Dampf, den die Verfolger auf den Kessel bringen, wird HR nicht standhalten. Zumal in diesen wichtigen Phasen erfahrene Spieler wie Maksimovic, Hermanowicz und Tunjic nicht mehr auf dem Platz für Ruhe sorgen können.
Die Führung fehlt
So schwer die Abgänge von Tunjic und Krabbes sowie die Ausfälle von Maksimovic und Hermanowicz sportlich auch wiegen: viel eklatanter sind sie menschlich. Mit den erfahrenen Spielern, die jahrelange Identifikation mit dem Verein haben, bricht dem Trainer die komplette Führungsriege weg. Und das nicht nur auf dem Platz, sondern eben auch bei der Integration der neuen Spieler, wie beispielsweise Jan Novotny, Jepther Antwi und Joao Nunes Junior werden die Routiniers wenig bis gar nicht eingreifen können. Auf dem Platz ist eben auf dem Platz. Obendrauf gibt’s im Team dann keinen, der die Aufgabe vorübergehend übernehmen kann. Mit Yannick Bräuer (27) und Yannick Sottorf (26) sind zwar noch zwei Spieler mit Stallgeruch da, allerdings kam Bräuer erst wieder neu zum Team, Sottorf war lange verletzt. Der Rest des Teams ist Anfang 20. Klare Sache: Im Rückrunden-Kader steckt zu viel Jugend.
Die Rückrundenschwäche
Seit dem Wiederaufstieg in die Oberliga 2011 legte HR den Grundstein für solide Saisonleistungen (Platz 11, 7, 10) stets in der Hinrunde. In der Rückrunde hingegen war jedes Jahr der Dampf raus. Lag’s am Winter oder einfach nur an der Tatsache, dass man durch ordentliche Hinrunden fernab von gut oder böse lag? Jedenfalls gab es zwischen Februar und Mai immer den schlechteren Teil der Saison. Das Team holte in keinem der Jahre im Hamburger Oberhaus mehr als 22 Punkte (21, 22, 18). Sechs Punkte, um die magere Ausbeute der letzten Jahre zu knacken, haben die Bliemeister bereits auf dem Konto, aber das war Ende 2014, noch auf der großen Euphoriewelle einer starken Hinrunde. Das Pokalaus gegen Victoria war nun schon kein guter Start in 2015 und lässt auch erahnen, wo die Reise endet. Das Auftaktprogramm hat es zudem in sich: Barmbek-Uhlenhorst, Victoria, SCVM, Pinneberg warten. Und das macht es eben noch schwerer: Als Herbstmeister sind sie die Gejagten. Heißt: Alle schieben noch ein paar Prozente drauf, wenn das Spitzenteam kommt. Während Victoria und Pinneberg in den Duellen natürlich den Abstand verkürzen wollen, wollen sich BU und Vier- und Marschlande mit ihrer ohnehin defensiven Spielweise auf Augenhöhe messen wollen und wittern ihre Chance gegen den angeschlagenen Gegner. Nun fehlt mit Jan-Marc Schneider am Sonntag bei BU auch noch der beste Angreifer (15 Tore). Der Fehlstart könnte also schneller da sein als ihnen lieb ist.