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Licht an für Rajkovic, Licht aus für Diekmeier

Eine Woche nach der bösen Bulldozer-Klatsche gegen den FC Bayern München konnte HSV-Trainer Joe Zinnbauer sein Team zumindest in puncto Abwehrarbeit wieder in die Spur bringen. Denn beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach war der eigene Strafraum ein weitestgehend sicherer Ort. Vor allem Slobadan Rajkovic gefiel uns. Auf einen Dennis Diekmeier (wenngleich er ein netter Kerl ist) kann der HSV dagegen sportlich verzichten.

Licht an für Slobadan Rajkovic

Sicher könnte man an dieser Stelle mit Stieber argumentieren, aber wir aber heute anders entschieden. Gegen Bayern nach zuletzt starken Leistungen überraschend verschmäht, erhielt Rajkovic von Trainer Joe Zinnbauer heute eine neue Chance und von uns das Licht an. Andere Spieler hätten womöglich einen Knacks im Selbstvertrauen erlitten, aber der Serbe hat beim HSV schon wesentlich mehr Widrigkeiten überstanden. Seinerzeit von Frank Arnesen verpflichtet, hat „Boban“ schon so ziemlich alles erlebt, was der HSV zu bieten hat: Startelf, Tribüne, abgeschoben in die Reserve, Kreuzbandriss. Immer wieder kam er zurück, so auch heute. Was den 1,91 Meter großen Verteidiger auszeichnet, ist seine mentale Stärke und sein kompromissloses Zweikampfverhalten.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Auch in der heutigen Partie machte er keine Faxen und ließ Westermann auf der Bank noch älter aussehen. 75 Prozent Passquote und 67 Prozent Zweikämpfe sind akzeptable Werte, dazu kommt sein „Hockey-Assist“ für die Einleitung des Konters zum 1:0 über Rudnevs. Für meinen Geschmack hinterließ Rajkovic heute einen wesentlich sicheren Eindruck als sein Partner in der Innenverteidigung. Djourou wandelte ab der Verwarnung in der 39. Minute auf der Grenze zum Platzverweis und machte insbesondere in der Druckphase der Gladbacher kurz vor Schluss keine unüberwindbare Figur. Aus meiner Sicht ist Rajkovic in der Gesamtschau aller Verteidiger beim HSV zurzeit derjenige, der die meiste Sicherheit ausstrahlt.

Deshalb dürfte er sich für nächsten Spiele nun endgültig in die Startelf gespielt haben. Würde Zinnbauer ihn wieder für Westermann „opfern“, wäre das Leistungsprinzip endgültig außer Kraft gesetzt. Dessen Chancen, sich für eine Vertragsverlängerung zu empfehlen, dürften nebenbei bemerkt weiter gesunken sein.

Licht aus für Dennis Diekmeier

Das Licht schalten wir heute für einen Rückkehrer in der Startelf des HSV aus. Viel hatten sich die Fans im Volkspark vom wiedergenesenen Diekmeier versprochen. Zu enttäuschend waren die zuletzt gezeigten Leistungen der Rechtsverteidiger, zu blass agierten Westermann und auch Götz nach vorne. Gegen Gladbach stand nun wieder Diekmeier in der Startelf, konnte aber zu keinem Zeitpunkt die sich bietenden Räume nutzen. Diekmeier ist ein Athlet, der oft über seine Sprintgeschwindigkeit Gegenspielern überlegen ist. Mit Ball am Fuß, speziell im Dribbling, ist er bisweilen überfordert.

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Echtes von Erik: Die HSV-Bewertung

Echtes von Erik: Die HSV-Bewertung

Dazu sind seine extrem ungenauen Flanken eine stete Last für das HSV-Spiel. Heute schlug er drei Flanken –Topwert beim HSV – aber wirkliche Gefahr entstand, trotz geringster Bedrängnis – allerhöchstens ungewollt, beispielsweise in der 20. Minute. Diekmeiers Mischung aus Schuss und Flanke ging nicht mal auf das Tor und zischte in Richtung Seitenaus. Auch das Gehabe bei langen Einwürfen ist mir häufig ein Dorn im Auge. Erst dirigiert er die Mitspieler in alle Richtungen, schiebt die Werbebanden zur Seite, reibt dann gefühlte zwei Minuten den Ball mit dem Trikot trocken, nur um dann eine Einwurfflanke loszulassen, die sofort geklärt wird.

In der Schlussphase hatte Gladbach dann anscheinend Diekmeier als Schwachstelle ausgemacht und initiierte einen Großteil seiner Angriffe über diese Seite. Der Blick auf die Zahlen weist ein solides Spiel aus: Diekmeier lief ordentliche 11 Kilometer, gewann 66 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte 76 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler.

Wer das Spiel gesehen hat, war allerdings Zeuge einer – wie so häufig – eindimensionalen Spielweise des Ex-Nürnbergers. Der bloße Sprint die Linie entlang reicht in der heutigen Bundesliga nicht mehr aus, um Angst und Schrecken zu verbreiten.

Erik Griephan