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Licht an für Stieber, Licht aus für van der Vaart

Zoltan Stieber gefiel uns in Paderborn schon. Dafür gibt’s bei uns aber nicht gleich ein Stück Zucker. Wir zählen auf Kontinuität. Die bekamen wir nun und erkannten: keine Eintagsfliege, sondern der Aufbruch in neue Leistungssphären. Und deshalb geht für Stieber das BLOG-TRIFFT-BALL-Licht an. Enttäuschung des Abends hingegen: Rafael van der Vaart – Licht aus.

von Erik Griephan

Licht an für Stieber

Zoltán Stieber hatte bereits mit Mainz 05 seine Chance, sich in der Bundesliga zu beweisen und ein etablierter Offensivspieler zu sein. Doch es klappte nicht so, wie sich der Ungar das vielleicht vorgestellt hatte, weshalb er einen Umweg über die 2. Liga nahm. Dann griff Kreuzer zu und verpflichtete Stieber vom Relegationskontrahenten Fürth. Warum ich das schreibe? Stieber wurde seit seiner Ankunft beim HSV vielfach als ungewollter Transfer abgestempelt. „Den hat Kreuzer geholt, der bringt nichts, zu klein und eh schon gescheitert“, so war es oft auf der Nordtribüne zu hören, wenn der quirlige Dribbler auf den Außen immer wieder abgekocht wurde.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern
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Die Winterpause scheint ihm ein neues Selbstvertrauen gegeben zu haben. Zinnbauer probierte ihn – wie schon im Trainingslager – auch im Liga-Alltag auf der Zehn aus. Ein Glücksgriff? Schon gegen Paderborn überzeugte Stieber und bestätigte seine passable Form auch im Duell mit Hannover. Umtriebig, läuferisch stark und einige eingestreute Dribblings. Gegen Hannover agierte er eher als hängende Spitze und machte die Pendler-Pauschale wieder sexy: 13,9 gelaufene Kilometer (Einstellung Bundesligabestwert in dieser Saison), mit über 100 intensive Läufen mehr als jeder Hannoveraner und 64% Passquote. Zoltán strahlt mittlerweile sogar Torgefahr aus, übte zudem häufig Druck auf den ballführenden Hannoveraner aus und hat sich nach Ansicht von Blog-trifft-Ball zunächst in der Startelf festgespielt. Ein Kritikpunkt bleibt aber – bringt Stieber in der 70. die Pille an Zieler vorbei, ist der Sack zu. So blieb es bis zum Schluss etwas zu spannend.

Licht aus für van der Vaart

Mitte der zweiten Halbzeit habe ich kurz überlegt, ob irgendetwas fehlt. Das Bier war da, die Fernbedienung und die Couch auch. Dann fiel es mir ein, van der Vaart war ausgewechselt worden. Früher ein Unding, heute Normalität. Der Niederländer, seit Jahren nur noch ein Schatten seiner selbst, war angeschlagen und spielte unglaublich schwach. In 45 Minuten Einsatzzeit fiel van der Vaart nur mit Theatralik und Ballverlusten auf. Gefeiert wird er wieder dafür, beim Elfmeter Drobny die richtige Ecke gezeigt zu haben. Auf welch dilettantische Art und Weise er den Pfiff zuvor jedoch verschuldete, geht dabei völlig unter. Ausgehend von einer idiotischen Aktion Marke Westermann sah sich van der Vaart im eigenen Strafraum zum Schwingen seines Tanzbeines genötigt. Spielverderber Sané, ausgestattet mit niedersächsischer Zurückhaltung, hatte freilich keine Lust auf ein Tänzchen. Klares Ding: Foul gezogen, Pfeife gezogen, Tanzstunde durch Elfmeter beendet.

Während Sportsfreund Jansen die Diskussionen um eine mögliche Verlängerung aufleben lässt, schiebt der Niederländer eine ruhige Murmel und wurde von mir in der zweiten Halbzeit kein Stück vermisst. Die Leistung in Zahlen: 6,5 Kilometer getrabt, 5 Zweikämpfe gewonnen und 5 verloren, 12 Pässe zum Nebenmann geschoben. Das ist objektiv Durchschnitt und subjektiv sah es scheiße aus. Auch wenn Zinnbauer nicht müde wird, die Wichtigkeit seines Kapitäns zu betonen – Behrami, Díaz und Holtby, da brauchst du in Zukunft die Nummer 23 nicht mehr. Rafael, ich habe heute leider kein Licht für dich.

→ Das Diaz-Startelf-Heim-Debüt im Liveticker

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.