Top

Nach Startelf-Debüt: Die Díaz-Analyse

Jetzt ist er angekommen! Marcelo Díaz. Am 07. Februar 2015, 18:30 Uhr feiert der Last-Minute-Einkauf aus Basel unter Flutlicht sein Heim- und Startelf-Debüt beim HSV. Zusammen mit Rafael van der Vaart ging’s auf der Sechs gegen Hannover 96. Wir gaben dem Chilenen ein erstes Zeugnis und protokollierten den Auftritt im Hamburger Dress. Erkenntnis: Könnte Stammspieler werden.

Diaz hatte bereits gegen Paderborn Bundesligaluft geschnuppert. Gegen Hannover 96 stellte sich der chilenische Zwerg nun erstmals dem Hamburger Publikum vor  und deshalb schaute Blog-trifft-Ball heute mit der Spezialkamera ausschließlich auf die Füße der neuen Nummer 20.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Das Arbeitsprotokoll:

3. Minute: Díaz mit einem ersten Ausrufezeichen, gewinnt mit seinen 1,66m einen Kopfball. Okay, unbedrängt und in der eigenen Hälfte.

4. Minute: Der Chilene bewegt sich geschickt, versucht bei Ballbesitz der Viererkette etwas vor van der Vaart postiert zu sein, oder umgedreht. Je nachdem, von wo man guckt. Kurz danach die Machtdemo: Ecken werden ab jetzt chilenisch gespielt. Van der Vaart wir weggeschickt.

In den ersten Minuten schaut das beim HSV nach zwei flachen Viererketten aus. Díaz neben van der Vaart, Olic vorne, Stieber etwas zurück als hängende Spitze. Je nach Situation auch die Verschiebung zu einem 4-1-3-2 mit Díaz als Sechser.

9. Minute: Der HSV trägt einen Angriff vor, Díaz sichert dabei van der Vaart ab. Auffällig: Gerade defensiv gibt er viele Kommandos – mit Händen, Füßen, schönen  Zwinkeraugen und manchmal auch der einzig wahren Weltsprache: Fußballerisch. Das sprechen sie auch beim HSV, auch wenn das manchmal nicht so wirkt.

12. Minute: Typisch HSV. Díaz legt den Ball links auf Rajkovic, der knüppelt das Leder Richtung A7. Díaz ist darüber für meinen Geschmack wenig begeistert.

17. Minute: Und wieder typisch HSV. Rückgabe zu Drobny, Díaz zeigt ihm den Pass auf die Außen, Drobny passt nach außen, Díaz bietet sich als Anspielstation an, stattdessen nächste Rückgabe und Abschlag Drobny – der endet im Aus. Eine Abfuhr wie Samstagabend in der Disko.

19. Minute: Balleroberung Díaz, Angriff versandet dank Olic. Bisher gefällt mir Díaz sehr gut. Starker Kontrast zu van der Vaart, der führt allerdings 1:0 in Sachen Elfmeterverursachung.

26. Minute: 1:0 für den HSV. Stieber/Marcelo verdödeln den Ball irgendwie über Zieler. Díaz gefällt das.

34. Minute: Díaz bewegt sich viel, bietet sich häufig als Anspielstation an, wird von den Mitspielern aber fleißig ignoriert, während er um Flachpässe bettelt.

38. Minute: Nach neuesten Erkenntnissen überlegen Geheimdienste, Abschläge von Drobny als Folter in Dauerschleife zu zeigen. Unzensiert.

44. Minute: Díaz hebt die Arme, im nächsten Moment wird die nächste Rakete in Richtung Zieler abgeschossen. Ich erkenne inneres Kopfschütteln bei Díaz.

Halbzeit: Die ersten 45 Minuten sind aus Zuschauersicht überstanden. Marcelo Díaz überzeugt mit gutem Positionsspiel. Immer wieder versucht er sich in freien Räumen als Passempfänger für seine Mitspieler anzubieten und so Einfluss auf den Spielaufbau zu nehmen. Leider verzichtet insbesondere die Viererkette inklusive Torhüter häufig darauf, den Chilenen anzuspielen und löst es größtenteils spartanisch hölzern. Wie Marcelo Díaz das sieht? Ich wüsste es gerne. Seine Leistung laut Statistik: 40% gewonnene Zweikämpfe, 6,29km Laufleistung und 19 Pässe.

Beginn der zweiten Halbzeit und Zinnbauer nimmt Westermann und van der Vaart runter. Ich kneife mich. Díaz erhält mit BLOG-TRIFFT-BALL-Liebling Jiracek einen neuen Mitspieler an seiner Seite.

50. Minute: 2:0 HSV. Jansen/Marcelo schießen das zweite Tor. Keiner weiß wie. Keiner weiß warum. Ich kneife mich noch mehr.

55. Minute: Rafael van der Vaart ist raus, also heißt es beim Freistoß aus halblinker Position: Buenos Díaz! Weiß anschließend auch die Stange hinterm Tor.

60. Minute: Guter Pass vom Neuzugang rechts raus auf Jansen, der kriegt den Ball aber nicht auf das Tor. Den folgenden Eckstoß von Díaz klärt Hannover problemlos.

66. Minute: Der HSV extrem passiv und Díaz sieht aus drei Metern mit an, wie die Hannoveraner die Latte als Kopfballpendel entdecken und schließlich aus dem Gewusel den Anschluss herstellen. Nur noch 2:1 Hamburg.

Zwischenruf: Auch mit Jiracek als Partner versucht Díaz abzusichern und geht bei eigenen Angriffen selten weiter als 20 oder 30 Meter in die gegnerische Hälfte.

74. Minute: Wie immer. Díaz leitet den Angriff über links ein, der lange Ball des Mitspielers stirbt am Gegenspieler.
Zinnbauer nimmt Marcos runter und bringt Kacar. Díaz sieht eine Anspielstation mehr.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

79. Minute: Aus meiner Sicht der erste lange Ball hinten raus von Díaz. Und der Empfänger kommt aus Niedersachsen.

84. Minute: Kampf und Krampf auf beiden Seiten. Díaz agiert sehr defensiv, leicht versetzt vor ihm Kacar und Jiracek.

89. Minute: Der HSV hat keinerlei Kontrolle mehr über das Spiel. Inklusive Díaz. Doch kurz darauf ist Feierabend und das Startelf-Debüt ist im Säckchen. Heimsieg. Drei Punkte, Fazit:
Díaz feiert bei seinem Heim-Debüt mit dem HSV einen hart umkämpften 2:1-Sieg. Der Chilene präsentierte sich sehr agil und versuchte immer anspielbar zu sein, verzweifelte als Kreativgeist aber oft am einfallslosen Gebolze der Nebenleute. Er hat aber dennoch immer wieder gute Ansätze erkennen lassen und dürfte damit dem Ansinnen von Knäbel/Zinnbauer/Beiersdorfer entsprechen, denn die Stärkung des Spielaufbaus ist und wird überlebenswichtig für den HSV. Unter dem Statistikstrich stehen für Díaz 12,63 Kilometer Laufleistung zu Buche, nur 30 Prozent gewonnene Zweikämpfe und eine Passquote von 78 Prozent. Marcelo Díaz macht Lust auf mehr und weniger Lust auf van der Vaart im Mittelfeld. Ein Wink für die Zukunft? Damit Díaz aber kein zweiter Badelj wird, braucht es dringend einen Abräumer – Behrami – an seiner Seite und mehr Mut seiner Mitspieler, ihn auch anzuspielen.

Erik Griephan