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Wir haben mit Michael Holt gesprochen, dessen Berater zu gierig war

Kommenden Samstag stehen sich Preußen Münster und → Holstein Kiel in der Dritten Liga gegenüber. Für beide Teams geht es um wichtige Zähler im Aufstiegsrennen. Wir sprachen mit einem Angreifer, der beide Vereine bestens kennt: Michael Holt. Als junger Bub und frisch gebackener Torschützenkönig der Oberliga Nord störchelte Michael Holt einst zu Holstein Kiel. Mittlerweile ist der Linksfuß über Wuppertal nach Münster gekommen. Wieso sich die Wege von Holt und Holstein trennten, warum der Weg nie in die 2. Liga führte und wer am Wochenende die Oberhand behalten wird, verrät uns der 29-Jährige im großen BLOG-TRIFFT-BALL-Interview.

Foto: calcio-culinaria.de

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Hallo Michael, 2013 bist Du in Münster gelandet, konntest Dich bisher jedoch nicht wirklich durchsetzen. Erzähl mal!
Oh, das ist eine lange Geschichte. Aber um es kurz zu machen: Ich habe nie eine Chance bekommen.

Trotzdem zog es Dich im Sommer nicht zu einem anderen Arbeitgeber. Gab es keine Angebote?
Es gab ein paar Anfragen im Sommer. Meine Erfahrung hat mir aber gezeigt, dass ich meine Chance, wenn ich sie erhalte, immer genutzt habe. Leider ist es dazu in Münster nie gekommen.

Wie motiviert man sich über einen so langen Zeitraum?
Es ist natürlich überhaupt nicht befriedigend, wenn man ständig trainiert und nie die Chance bekommt zu spielen. Doch es macht auch Spaß unter den professionellen Bedingungen in Münster trainieren zu können. Sofern man sich selbst nie aufgibt, ist es auch nicht schwer, sich zu motivieren. Gelegentlich hatte ich die Möglichkeit in der zweiten Mannschaft zu spielen.

Mit Preußen Münster stehst Du derzeit auf dem ersten Tabellenplatz in der Dritten Liga. Inwiefern träumt man in Münster schon vom Aufstieg?
Träumen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich denke, dass die Mannschaft und die Trainer die Situation ganz gut einschätzen. Es ist alles extrem eng da oben und es ist sind noch einige Spiele zu bestreiten. Doch wir sind gefestigt genug, um auch am Ende um den Aufstieg mitspielen zu können.

Bei Holstein Kiel hattest Du eine sehr erfolgreiche Zeit. Du hast mit 43 Toren in insgesamt 73 Spielen erheblich zu den damaligen Erfolgen beigetragen. So wurdest du Oberligameister und Meister der Regionalliga Nord mit der auch der Aufstieg in die Dritte Liga einherging. Eine schöne Zeit, oder?
Auf jeden Fall. Ich muss wirklich sagen, dass die Zeit bei Holstein Kiel fußballerisch aber auch ansonsten zu den besten Jahren meines bisherigen Lebens gehören.

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In der Abstiegssaison 2010 ging es auf dem Trainerstuhl turbulent zu: Falko Götz. Torsten Fröhling, Christian Wück. Trotzdem konnte am Ende nicht der Klassenerhalt erreicht werden. Wie fühlt man sich als Spieler, wenn man drei Mal in einer Saison einen neuen Chef vorgesetzt bekommt und die wichtigen Spiele trotzdem verloren gehen?
Man muss sich eben immer auf den neuen Trainer und dessen Idee vom Spiel einstellen. Im Nachhinein kann man immer viel sagen, aber mein persönliches Gefühl ist, dass wir nicht abgestiegen wären, wenn wir nur einen Trainer in der Saison gehabt hätten. Ganz egal, ob es sich dabei um Vollmann, Götz, Fröhling oder Wück gehandelt hätte.

Wie kam es zur Trennung zwischen Dir und Holstein Kiel? Du warst schließlich sehr beliebt und Stammspieler in Kiel.
Holstein wollte damals bereits im Winter meinen Vertrag verlängern. Vor dem Winter hatte ich mich jedoch von meinem damaligen Berater getrennt und suchte gerade einen Neuen. Ich bat den Verein um Zeit, um die Verhandlungen erst zu beginnen, sobald ich einen neuen Berater gefunden hatte. Währenddessen hatte ich auch Anfragen aus der zweiten Bundesliga. Als ich dann schließlich einen neuen Berater gefunden hatte, befanden wir uns Mitten im Abstiegskampf und es hieß, es seien alle Gespräche auf Eis gelegt. Deshalb bin ich zu der Zeit auch nicht auf den Verein zugekommen. Als der Abstieg dann besiegelt war, wurde mir vorgeworfen, dass ich es nicht für nötig gehalten hätte, mich wegen der Vertragsverhandlung zu melden. In der Folge war ich dann einfach zu stur, um noch einmal auf den Verein zuzugehen und ich schätze, dass es sich umgekehrt ähnlich verhalten hat.

Als du Kiel verlassen hast, warst du erst 24 Jahre alt. Dein linker Fuß war nicht nur in der Vierten, sondern auch in der Dritten Liga gefürchtet. Deine Torquote war bemerkenswert. Du sprichst selbst von Angeboten aus der zweiten Liga. Warum ging es für dich nicht höher hinaus?
Die Angebote aus der 2. Bundesliga hatten sich, wie sich später herausgestellt hat, erledigt, weil mein Berater übertriebene Zahlen für mich gefordert hat, obwohl wir darüber noch gar nicht gesprochen hatten.

Viele Kieler fragten sich damals, wieso du zum Wuppertaler SV gegangen bist, der ebenfalls in der vierten Liga spielte.
Irgendwann haben einfach alle Vereine ihre Kaderplanungen abgeschlossen und der Saisonstart stand vor der Tür. Da habe ich in Wuppertal unterschrieben. Ich bin wirklich froh, dass Wuppertal mich damals noch verpflichtet hat.

Kiel hat die beste Defensive der Liga und ärgerte bereits ein ums andere mal die vermeintlichen „Großen der Liga“. Meinst du, dass Holstein Kiel aufstiegsreif ist?
Die Frage ist schwer zu beantworten. Aber warum nicht? Es wäre doch sehr geil, wenn Holstein Kiel und Preußen Münster zusammen in die zweite Liga aufsteigen würden.

Dein Heimatverein ist der SV Meppen. Bereits zweimal durfte sich der Verein an deinem Stürmer-Dasein erfreuen. Dein Vertrag in Münster läuft im Sommer aus. Könntest du dir vorstellen noch einmal in Meppen auf Torejagd zu gehen?
Klar kann ich mir das vorstellen. Aber für mich ist es jetzt erst einmal wichtig, wieder fit zu werden. Danach schaue ich wo und wie es für mich weitergeht.

Wie geht’s nach dem Fußball weiter?
Einen konkreten Plan gibt es noch nicht. Ich habe zwar eine kaufmännische Ausbildung absolviert, aber ob ich in dem Bereich bleiben und arbeiten möchte, weiß ich noch nicht. Ich überlege schon seit einiger Zeit, was ich später einmal machen möchte. Eventuell kommt für mich auch ein → Studium in Frage. Aber natürlich wäre es schön, wenn ich weiterhin im Fußball oder generell im Sport mein Geld verdienen könnte.

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Zuletzt fordern wir noch einen Tipp ein. Kommenden Samstag geht es gegen Holstein Kiel um drei Punkte. Wie geht’s aus?
Ich glaube, dass wir jetzt mal mit einem Sieg gegen Kiel dran sind. Sido und Heidi werden zwar gegen uns treffen, aber am Ende gewinnen wir das Spiel mit 3:2.

Vielen und Dank für deine Zeit und viel Erfolg für die Zukunft, Michael!

Foto: „Michael Holt“ von Matthias Hermann. Original uploader was Jack-Holstein at de.wikipedia – Transferred from de.wikipedia; transferred to Commons by User:Yoda1893 using CommonsHelper.

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Norwin Heister

Der gebürtige Kieler mit natürlich gegebener Affinität zum Lokalmatador Holstein Kiel, ist 19 Jahre alt und macht gerade sein Abitur. Neben Heim- und Auswärtsspielen der KSV ist Norwin Heister gerne auch mal in den unteren Gefilden bis zur Kreisklasse unterwegs oder versucht sich selbst am Ball. Nach dem Betrieb eines eigenen Blogs, freut sich der angehende Bankkaufmann nun bei BTB über die Fußballgrößen des Nordens berichten zu dürfen.